Classics (Hochschuldisziplin)
Classics oder classical studies steht im englischen Sprachraum für das Studium der klassischen Antike, also der klassischen griechischen und römischen Literatur in ihren originalen Sprachen Latein und Altgriechisch. Dazu gehören griechisch-römische Philosophie, Alte Geschichte, Klassische Archäologie und weitere Disziplinen wie antike Epigraphik, Numismatik etc. Eine deutsche Entsprechung ist etwa die Klassische Altertumswissenschaft.
Auf dem europäischen Festland gibt es diese fächerverbindende institutionalisierte Zusammenfassung an den Hochschulen nicht, sondern antike Inhalte werden zumeist jeweils der Philologie, Geschichte, Philosophie etc. auch organisatorisch zugerechnet. Ein Althistorisches Seminar/Institut besteht neben dem für Altphilologie oder dem für die ganze Philosophie.
Im britischen höheren Schulwesen begann neben dem selbstverständlichen Lateinunterricht im späten 18. Jahrhundert der Griechischunterricht. Der Dichter Walter Savage Landor beanspruchte der erste englische Schuljunge gewesen zu sein, der auf Griechisch schreiben musste während seiner Zeit in der Rugby School.[1] Im elitären britischen Schulwesen wurde der Schulunterricht in den Classics im 19. Jahrhundert als Studienvoraussetzung noch vor aufkommender Kritik geschützt.[2] An den Hochschulen begann gleichzeitig die erfolgreiche weitere Verwissenschaftlichung der einzelnen altertumswissenschaftlichen Disziplinen. Im britischen Hochschulwesen wurde aber der Nutzen interdisziplinärer Forschung betont, der sich im Studienangebot der Classics bis in die Gegenwart niederschlägt.
Die elitären Universitäten Oxford und Cambridge verlangten ab 1920 keine fächerunabhängigen Sprachkenntnisse mehr in Griechisch, ab den 1950er Jahren in Latein.[3] Dem entsprach ein breiter Rückgang der Vorbereitung auf die Classics in den britischen Schulen. Inzwischen sind sie immer mehr ein hervorhebendes Kennzeichen privater Schulen.[4] An den britischen, US-amerikanischen, kanadischen und australischen Hochschulen gibt es nach wie vor das Fach Classics.
Literatur
- Mary Beard: Classics: A Very Short Introduction, Oxford University Press 2000. ISBN 9780192853851
- Christopher Stray: Culture and discipline: Classics and society in Victorian England. In: International Journal of the Classical Tradition. Band 3, Nr. 1, Juni 1996, ISSN 1073-0508, S. 77–85, doi:10.1007/BF02676905 (springer.com [abgerufen am 10. November 2020]).
- Christopher Stray: Classics in Britain: Scholarship, Education, and Publishing 1800–2000. (Classical Presences). Oxford; New York 2018.
- Christopher Stray: Classics transformed: schools, universities, and society in England, 1830–1960. Clarendon Press, 1998.
Weblinks
- Faculty of Classics, Oxford
- Faculty of Classics, Cambridge UK
- Department of Classics, Trinity College Dublin
- Department of Classics, Harvard
- Department of Classics, UoC Berkeley
- Classical Studies, McGill University Canada
- Classical Studies, Australian National University
- Unit of classics. University of South Africa
- Department of Classical Studies, Hebrew University of Jerusalem
- The Western Classics in Modern China
Einzelbelege
- Paul Oskar Kristeller: Humanism. In: Minerva. Band 16, Nr. 4, 1978, ISSN 0026-4695, S. 586–595, doi:10.1007/BF01100334 (springer.com [abgerufen am 10. November 2020]).
- Frank M. Turner: Victorian Classics. Sustaining the Study of the Ancient World. In: Martin Daunton (Hrsg.): The Organisation of Knowledge in Victorian Britain. OUP/British Academy, 2005, ISBN 978-0-19-726326-6 (google.de [abgerufen am 6. Januar 2021]).
- Christopher A. Stray: Culture and discipline: Classics and society in Victorian England. In: International Journal of the Classical Tradition. Band 3, Nr. 1, 1. Juni 1996, ISSN 1874-6292, S. 83, 85, doi:10.1007/BF02676905.
- Oxford Classics: Teaching and Learning 1800-2000. Bloomsbury Publishing, 2013, ISBN 978-1-4725-3782-9 (google.de [abgerufen am 6. Januar 2021]).