Chronicon Casauriense
Das Chronicon Casauriense ist eine Chartularchronik, die gegen Ende des 12. Jahrhunderts im Kloster San Clemente a Casauria von dem Mönch Johannes Berardi im Auftrag des Abtes Leonas angelegt worden ist. Sie behandelt die Geschichte des Klosters von der Gründung im 9. Jahrhundert bis zum Jahr 1182, dem Todesjahr des Auftraggebers. Betont wird die Bedeutung des Klosters als kaiserliche Stiftung, die Ausbreitung der normannischen Herrschaft in den Abruzzen betrachtet der Chronist mit Skepsis. Als Schreiber der Handschrift nennt sich ein magister Rusticus.[1]
Der eigentliche Chroniktext am Innenrand der Blätter wird von den Abschriften der Urkundentexte auf dem Rest des Blattes begleitet. Für die urkundliche Überlieferung der Abtei ist die Chronik heute die Hauptquelle[2], da sich nur wenige Urkunden im Original im Fondo Chigi (Chis. E.VI. 182–188) der Biblioteca Apostolica Vaticana erhalten haben.[3] Zur Kontrolle der Arbeitsweise des Chronisten stehen noch die Privilegien der Päpste Leos IX. von 1051[4] und Alexanders III. von 1166[5] zur Verfügung. Mit Clemens III. von 1189[6] und Cölestin III. von 1191[7] setzt die von der Chronik unabhängige Überlieferung ein. Für das Diplom Ludwigs II. von 875 hat sich nur eine notarielle Abschrift von 1380 erhalten, in der die äußeren Merkmale nachgezeichnet sind. Die Echtheit der Urkunden des Kaisers ist allerdings strittig.[8]
Das Manuskript befindet sich heute in der Bibliothèque nationale de France in Paris (Paris. lat. 5411), da es bei dem neapolitanischen Feldzug Karls VIII. von Frankreich als Beute verschleppt wurde.[9]
Editionen
- Liber instrumentorum seu chronicorum monasterii Casauriensis. Codicem Parisinum Latinum 5411 quam simillime expressum edidimus L'Aquila 1982 (Amministrazione provinciale dell'Aquila. Comitato per il V° centenario della introduzione della stampa in Abruzzo) mit Einleitung von Alessandro Pratesi
Literatur
- Alessandro Pratesi: Casauria. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 2. Artemis & Winkler, München/Zürich 1983, ISBN 3-7608-8902-6, Sp. 1545 f. (mit Literatur zum Chronicon).
- Luigi Pellegrini: Abruzzo medievale. Un itinerario storico attraverso la documentazione. Altavilla Silentina (SA) 1988, S. 9, 11, 26, 20–30, 62
- Laurent Feller: Le cartulaire-chronique de San Clemente a Casauria. In: Olivier Guyotjeannin, Laurent Morelle, Michel Parisse (Hrsg.): Les Cartulaires: Actes de la table ronde organisée par l'Ecole nationale des chartes et le G.D.R. 121 du C.N.R.S. (Paris, 5-7 décembre 1991). Paris: Ecole des chartes 1993, S. 261–277 (Mémoires et documents de l'École des chartes, 39)
Weblinks
- Literatur zum Chronicon im Opac der Regesta Imperii
Anmerkungen
- Eine Inhaltsangabe und Beschreibungen der Handschrift bereits bei Bartolommeo Capasso - Oreste Mastrojanni: Le fonti della storia delle provincie Napolitane dal 568 al 1500, Napoli 1902, S. 75–78
- Sie enthält über 2000 Urkunden.
- Übersicht der Originalurkunden aus den Abruzzen im Fondo Chigi Onlineversion des Anhangs aus Horst Enzensberger: Bausteine zur Quellenkunde der Abruzzen im Mittelalter, in: Contributi per una storia dell'Abruzzo adriatico nel medioevo. A cura di Roberto Paciocco e Luigi Pellegrini (Studi e fonti di storia medioevale, moderna e contemporanea, 1) Chieti 1992, S. 133–190
- Chis. E.VI.182 perg. 6
- Chis. E.VI.182 perg. 25
- Chis. E.VI.182 perg. 30
- Chis. E.VI.182 perg. 33
- Herbert Zielinski: Zu den Gründungsurkunden Kaiser Ludwigs II. für das Kloster Casauria. In: Fälschungen im Mittelalter. Internationaler Kongreß der Monumenta Germaniae Historica München, 16.-19. September 1986, Band IV, S. 67–96, Hannover 1988
- Chis. E.VI.186 perg. 10: Karl VIII. von Frankreich für Casauria vom 20. März 1495 mit Unterschrift des Königs.