Christian Messner
Christian Messner (* 1. November 1805; † 13. Dezember 1874) war 1832 Begründer der Mundharmonikaerzeugung in Trossingen.
Christian Messner, genannt der „Zeug-Christe“, war Tuchmacher und Weber wie sein Vater. Er lernte das Geigenspiel, hatte jedoch nicht das nötige Geld, um sich eine Geige zu kaufen. Er konnte daher nur auf der Geige seines Lehrers spielen, wenn er unterrichtet wurde.
Sein Nachbar, genannt Uhrenmännle von Trossingen, war einer von mehreren Uhrenhändlern, die im Frühjahr auf Wanderschaft gingen, um die im Winter erzeugten Uhren auf ihren Reisen durch „Hausieren“ zu verkaufen. Diese reisenden Händler kamen viel umher, so auch in die Schweiz, Tirol und nach Wien. In Wien kaufte das Uhrenmännle eine Mundharmonika als Reiseandenken für seine Tochter Anna. Christian Messner war mit Anna befreundet, die ihm 1830 die Mundharmonika für einen Kuss eintauschte. Beide nannten ihre Mundharmonika liebevoll die „Wienerin“. Christian Messner konnte bald darauf spielen.
Messner spielte das kleine Instrument, bis Stimmzungen brachen. Um nicht auf die neue Art des Musizierens verzichten zu müssen, wollte er das Instrument nachbauen. Bereits die Beschaffung des Rohmaterials war in der damaligen Zeit in Trossingen ein Problem. Holz für die Kanzellen gab es genug. Für die Stimmplatten wollte er einen Zinnteller seiner Mutter und für die Stimmzungen und Niete Messingdraht verwenden, den er von seinem Nachbarn, dem Uhrmacher, bekam. Auch das Handwerkzeug borgte er sich vom Uhrmacher, da er und sein Vater als Tuchmacher nicht im Besitz des entsprechenden Werkzeugs waren. Christians Vater war von dieser Idee nicht begeistert und verbot ihm die Bastelei. So machte er im Verborgenen weiter. Aus Messingdraht hämmerte er die Stimmzungen, schnitt mit Ausdauer Schlitze in die Zinnplatten, durch welche die Stimmzungen passgenau durchschwingen mussten. Als er endlich fertig war, half ihm dann sein Geigenlehrer beim Stimmen. So entstand die erste Mundharmonika in Trossingen als Kopie eines Wiener Instrumentes durch einen gelernten Tuchmacher.
In Trossingen wurde die Mundharmonika bald als Mundharfe bekannt. Messner hatte Erfolg mit dem Nachbau, erste Kunden bestellten Instrumente bei ihm. Dadurch angeregt, gab er 1832 die Zeugmacherei auf und richtete eine Werkstätte für die Anfertigung von Mundharmonikas ein. Messners Vater war nun ebenfalls von der neuen Beschäftigung überzeugt und ließ seinen zweiten Sohn die „Harfenmacherei“ lernen. Beide Brüder arbeiteten in der Folge zusammen, verbesserten die Instrumente und verkauften sie auf gemeinsame Rechnung in die Nachbarschaft und an reisende Uhrenhändler. Diese nahmen die Mundharmonikas in teils entfernte Orte mit und sorgten für regen Absatz. Mit steigenden Produktionszahlen wuchs auch der Verdienst. Bis ins Jahr 1840 arbeiteten die beiden Brüder alleine. Dann nahmen sie weitere junge Verwandte hinzu und bildeten diese als Lehrlinge aus. Diese arbeiteten anschließend in ihren eigenen Wohnungen mit Material und Werkzeug, das von den Messners beigestellt wurde, als Heimarbeiter. Unter den Lehrlingen war auch der Neffe Christian Weiß, der 1847 die Arbeit aufnahm und sich 1855 von den Messner Brüdern trennte, um sich mit einer eigenen Firma selbstständig zu machen.
Weitere Firmen in Trossingen
- 1855 Christian Weiß gründete die „Württ. Harmonikafabrik Ch. WEISS“
- 1857 begann auch der Uhrmacher Matthias Hohner (* 12. Dezember 1833, † 11. Dezember 1902) in seinem Wohnhaus mit der Herstellung von Mundharmonikas. Er begründete die Firma Hohner.
- Jakob Birk – der Schwager von Christian Weiß
- Christian Kratt
- Johannes Irion
- Johannes Strom
- Christian Bilger
- Andreas Koch
Literatur
- Hartmut Berghoff: Zwischen Kleinstadt und Weltmarkt. Hohner und die Harmonika 1857-1961. Ferdinand Schöningh, Paderborn 1997, ISBN 3-506-70785-X