Cecilia Payne-Gaposchkin
Cecilia Helena Payne-Gaposchkin (* 10. Mai 1900 als Cecilia Payne in Wendover, Buckinghamshire, England; † 7. Dezember 1979 in Cambridge (Massachusetts), USA) war eine britisch-amerikanische Astronomin.[1]
Leben und Werk
Sie studierte ab 1919 Naturwissenschaften, insbesondere Astronomie, an der Universität Cambridge, die damals aber Frauen keine akademischen Grade zuerkannte. Ab 1923 arbeitete sie im Rahmen eines Programms zur Frauenförderung des Observatoriums der Harvard-Universität als erste Doktorandin von Harlow Shapley. Sie arbeitete mit Annie Jump Cannon zusammen, die sich mit der Auswertung von Sternspektren beschäftigte.
1925 wurde sie am Radcliffe College promoviert, denn auch Harvard war dafür zu konservativ. Allgemein wurde damals angenommen, dass es keine signifikanten Unterschiede in der stofflichen Zusammensetzung zwischen der Erde und den Sternen, wie der Sonne, gab. In ihrer Dissertation wies sie jedoch nach, dass die Variabilität der Sternspektren nicht eine entsprechend unterschiedliche Zusammensetzung widerspiegelt, sondern vorwiegend durch die thermische Ionisation verursacht ist.
Ihren Befund, Wasserstoff und Helium seien die Hauptbestandteile, musste[2] sie allerdings unter dem Druck von Henry Norris Russell, Shapleys Lehrer, widerrufen: „almost certainly not real“.[3] Nach unabhängigen Messungen bestätigte Russell aber 1929 dieses Ergebnis. Ihre Doktorarbeit wurde im Nachhinein als die „zweifellos brillanteste Doktorarbeit“ aus dem Fachbereich Astronomie bezeichnet.[4]
1956 wurde sie die erste weibliche Professorin für Astronomie der Harvard University.[5]
Persönliches
1931 wurde Payne amerikanische Staatsbürgerin. Auf einer Reise durch Europa 1933 lernte sie in Deutschland den in Russland geborenen Astrophysiker Sergej I. Gaposchkin kennen. Sie verhalf ihm zu einem Visum für die Vereinigten Staaten, und die beiden heirateten im März 1934 und ließen sich in Lexington, Massachusetts, nieder. Payne fügte den Namen ihres Mannes zu ihrem eigenen hinzu, und die Payne-Gaposchkins hatten drei Kinder: Edward, Katherine und Peter. Sie starb in ihrem Haus in Cambridge, Massachusetts, am 7. Dezember 1979. Kurz vor ihrem Tod ließ Payne ihre Autobiografie als The Dyer's Hand privat drucken. 1984 wurde sie in dem Band Cecilia Payne-Gaposchkin: an autobiography and other recollections nachgedruckt.
Paynes jüngerer Bruder Humfry Payne (1902–1936), der die Schriftstellerin und Filmkritikerin Dilys Powell heiratete, war Direktor der British School of Archaeology in Athen. Paynes Enkelin Cecilia Gaposchkin ist Professorin für spätmittelalterliche Kulturgeschichte und französische Geschichte am Dartmouth College.
Publikationen
- Stellar Atmospheres, A Contribution to the Observational Study of High Temperature in the Reversing Layers of Stars, PhD thesis, Radcliffe College, 1925, bibcode:1925PhDT.........1P, 215 Seiten.
- Introduction to Astronomy, Prentice-Hall, 1954, bibcode:1954inas.book.....G, 508 Seiten.
- The 1960 Minimum of R Coronae Borealis, ApJ Vol. 138, 1963, S. 320–341, bibcode:1963ApJ...138..320P.
- The galactic novae, Dover Publication, 1964. bibcode:1964gano.book.....P
Mitgliedschaft
Seit 1936 war Payne-Gaposchkin Mitglied der American Philosophical Society.[6] 1943 wurde sie in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[7]
Ehrungen
- 1934 Annie J. Cannon Award in Astronomy
- 1976 Henry Norris Russell Lectureship
- Der Asteroid (2039) Payne-Gaposchkin wurde nach ihr benannt.
Literatur
- Katherine Haramundanis (Hrsg.): Cecilia Payne-Gaposchkin – an autobiography and other recollections. Cambridge University Press, Cambridge 1984, ISBN 0-521-48390-5.
- Donovan Moore: What stars are made of. The life of Cecilia Payne-Gaposchkin. Harvard University Press, Cambridge 2020, ISBN 978-0674237377.
- Dava Sobel: Das Glas-Universum. Wie die Frauen die Sterne entdeckten. Berlin Verlag, München 2017, ISBN 978-3-8270-1214-2, S. 291–314.
Weblinks
- Veröffentlichungen von C. Payne-Gaposchkin im Astrophysics Data System
- Nachrufe auf C. Payne-Gaposchkin im Astrophysics Data System
- Rachael Padman, Newnham College: Cecilia Payne-Gaposchkin (1900 - 1979), Biographie, 2004.
- www.aps.org: January 1, 1925: Cecilia Payne-Gaposchkin and the Day the Universe Changed
- apps.carleton.edu: Cecilia Payne-Gaposchkin
- John J. O’Connor, Edmund F. Robertson: Cecilia Payne-Gaposchkin. In: MacTutor History of Mathematics archive.
- Interview mit der Tochter Katherine Haramundanis (geb. Gaposchkin) auf den Seiten des American Institute of Physics: https://www.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/oral-histories/31784
- Gabi Schlag, Benno Wenz: Cecilia Payne – Die Astronomin, die herausfand, woraus Sterne gemacht sind. SWR II Wissen vom 24. November 2020
Einzelnachweise
- Cecelia Helena Payne-Gaposchkin Cambridge Women's Heritage Project, abgerufen am 21. Februar 2020
- Ian S. Glass: Revolutionaries of the Cosmos: The Astro-Physicists, Oxford, 2006, ISBN 0-19-857099-6, S. 253.
- bibcode:1925PhDT.........1P, S. 188.
- Bennett, Donahue, Schneider, Voit: Astronomie - Die kosmische Perspektive, Pearson Deutschland 5. Auflage 2010, herausgegeben von Harald Lesch, Seite 741. ISBN 978-3-8273-7360-1
- Dava Sobel: The Glass Universe: How the Ladies of the Harvard Observatory Took the Measure of the Stars. Viking, 2016, ISBN 9780670016952. Zitiert nach der Buchbesprechung von Sue Nelson: History: Women who read the stars. Nature 539, 2016, doi:10.1038/539491a.
- Member History: Cecilia Payne-Gaposchkin. American Philosophical Society, abgerufen am 3. November 2018.
- Members of the American Academy. Listed by election year, 1900–1949 (PDF). Abgerufen am 29. September 2015