Cardo
Der Cardo (auch: Kardo) bezeichnet die bei der Anlage einer römischen Stadt angelegte Hauptachse, die meist in Nord-Süd-Richtung angelegt wurde. Senkrecht zu dieser Hauptachse wurde eine meist in Ost-West-Richtung verlaufende Achse festgelegt, die Decumanus genannt wird. Der Kreuzungspunkt dieser Hauptachsen bezeichnet das Zentrum der Stadt.
Die Festlegung der Hauptachsen wurde als religiöser Akt betrachtet, bei dem ursprünglich stets ein Priester zugegen war. Da die Festlegung der Hauptachsen mit Hilfe einer Groma erfolgte, wird der Kreuzungspunkt der Hauptachsen auch Groma (genauer: locus gromae) genannt.
Genauer werden die Hauptachsen als cardo maximus bzw. decumanus maximus bezeichnet, da parallel zu den Hauptachsen Nebenachsen angelegt wurden. Der sich ergebende schachbrettartige Stadtplan ist heute noch in der Anlage vieler auf römische Gründung zurückgehender Städte erkennbar.
Insbesondere findet man diese Form der Anlage bei römischen Kastellen, wo die Hauptachsen auch als via principalis (cardo maximus) bzw. via praetoria (decumanus maximus) bezeichnet werden.
Siehe auch
- Limitation (Vermessung)
- Cardo (Paris)
- Cardo (Jerusalem)
- Cardo (Apameia)
Literatur
- Okko Behrends, Luigi Capogrossi Colognesi (Hrsg.): Die römische Feldmesskunst. Interdisziplinäre Beiträge zu ihrer Bedeutung für die Zivilisationsgeschichte Roms. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1992, ISBN 3-525-82480-7
- Oswald Ashton Wentworth Dilke: The Roman land surveyors. An introduction to the Agrimensores. Hakkert, Amsterdam 1992, ISBN 90-256-1000-5. Neudruck der Ausgabe Newton Abbot 1971.
- Ursula Heimberg: Römische Landvermessung. Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands Nr. 17. Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern / Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart 1977
- Werner Müller: Die heilige Stadt – Roma quadrata, Jerusalem und die Mythe vom Weltnabel. Kohlhammer, Stuttgart 1961.
- Charlotte Schubert: Land und Raum in der Römischen Republik – die Kunst des Teilens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-13189-4