Butter bei die Fische
Butter bei die Fische (auch: Butter an die Fische) ist eine Redewendung in deutscher Sprache, die ursprünglich aus dem norddeutschen Raum stammt. Mit der Verwendung des Begriffes wird der Angesprochene aufgefordert, zur Sache (also zum Wesentlichen) zu kommen.[1] Im weiteren Sinne wird der Begriff genutzt, um Vollständigkeit einer Tätigkeit anzumahnen (im Sinne von „Mach keine halben Sachen“)[2] oder eine vorab zu zahlende Vergütung („Erst Zahlung, dann Ware“).[2]
Herkunft
Traditionell wird in Norddeutschland gebratener oder gebackener Fisch mit Butter abgeschmeckt. Diese Butter wird erst kurz vor dem Essen auf den heißen Fisch gegeben, damit sie beim Servieren nicht bereits zerlaufen ist.[3] Man kann also erst mit dem Essen des Fisches beginnen, wenn die Butter aufgelegt wurde. Im übertragenen Sinne fordert man mit der Redewendung auf, zur Sache zu kommen. Fehlte die Butter, war das Gericht unvollständig[4] – es war dann nur eine halbe Sache.
Da Butter früher ein Luxusprodukt war, konnten sich viele deren Zugabe zum Fisch nicht leisten.[5] Die Redewendung ist also auch als Aufforderung zu verstehen, nicht mit dem Wichtigsten zu sparen. Wer keine Butter zum Fisch anbot, der knauserte. „Hat he denn ok Butter bi de Fische?“ (oder in Abwandlungen wie: Hat dai ok bueter bi de fische?) war in Hansezeiten eine verbreitete Frage zur Zahlungsfähigkeit eines Kunden.[6] Auch konnte die Aussage, jemand habe Butter bei den Fischen bedeuten, dass er wohlhabend war oder gut lebte.[7]
Später wurde die Redewendung auch in die Rheinische Sprache übernommen.
Der Linguist Heinz Küpper datierte die Entstehung auf die Mitte des 19. Jahrhunderts.[8]
Grammatik
Der Satz Butter an/bei die Fische ist im Standarddeutschen grammatikalisch falsch. Ursprünglich hieß der norddeutsche Ausdruck „Butter bei de Fische haben“;[9] im Plattdeutschen sind die Artikel „de“ und „dat“ gebräuchlich, der Dialekt folgt einer eigenen Grammatik. Erst die sprachliche Anpassung an hochdeutsche Ausdrücke führte zu der fehlerhaften Formulierung, die trotzdem in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen ist.[10] Bis zur Jahrhundertwende wurde “bei” noch als “bey” geschrieben. In dieser Bedeutung bezeichnete es unter, zwischen, zu oder in der Nähe von.
Im Rheinland wird noch heute der ursprüngliche Ausdruck Butter bei de Fische (auch mit Fisch in Singularform) verwendet.[11] Umgangssprachliche oder dem Dialekt geschuldete Eigenheiten bestehen mitunter auch in anderen Regionen fort.[9]
Weitere Verwendung (Auswahl)
- Butter bei die Fische ist eine Videoreihe des SV Werder Bremen.[12]
- Butter bei die Fische (Wie das Meer in unsere Sprache floss) ist ein Buch von Rolf-Bernhard Essig.
- Butter bei die Fische ist ein Lied von Versengold.[13]
- Slammin’ Salmon – Butter bei die Fische! ist eine US-amerikanische Filmkomödie
Siehe auch
Einzelnachweise
- Stefanie Schlünz, Verdrehte Redewendungen: Ich bade für Sie die Suppe aus!, 8. Januar 2020, t-online.de
- Manuel Brito u. a., Insights and bearings: Festschrift for Dr. Juan Sebastián Amador Bedford, ISBN 978-8-47756-713-4, Servicio de Publicaciones, Universität La Laguna, 2007, S. 41
- Celine Norden, Jetzt aber mal Butter bei die Fische!, 13. Juli 2017, Ostsee-Zeitung
- Lisa Volkmann, Sprichwörter mit Tieren erklärt: Daher kommen diese tierischen Redewendungen, 30. April 2016, News.de
- Rolf-Bernhard Essig, "Butter bei die Fische" – Woher kommt das?, 11. April 2019, SWR Wissen
- "Butter bei die Fische", Website der Stade Marketing und Tourismus GmbH
- Butter, in: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Digitale Bibliothek Band 42, vgl. Lutz Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Band 1, Verlag Herder, S. 286
- Heinz Küpper, Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
- Die Arschkarte ziehen …, 16. Mai 2008, Deutschlandfunk Kultur
- Kai Lachmann, Einen Katzenwurf entfernt, 23. Oktober 2017, Hamburger Abendblatt
- Butter, im: Rheinisches Mitmachwörterbuch, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
- Frank Hellmann, Stagnation an der Weser: Werder Bremen versinkt im grauen Mittelmaß, 29. Juli 2019, Frankfurter Rundschau
- Interview mit Malte Hoyer, metal.de
Weblinks
- Butter bei die Fische bei Redensarten-Index