Breakdance (Fahrgeschäft)
Der Breakdance (auch Break Dance, Break Dancer oder kurz Breaker) ist ein Fahrgeschäft bzw. Fahrgeschäftstyp, das häufig auf Volksfesten anzutreffen ist.
Aufbau
Das Fahrgeschäft besteht aus einer um 7 Grad leicht geneigten, meist 12-, 18-eckigen oder komplett runden Drehscheibe, auf der sich in gleichmäßigem Abstand vier oder sechs Gondelkreuze befinden. Charakteristisch für dieses Fahrgeschäft sind auch die typischen Getriebegeräusche des Drehscheibenantriebes, die sich als Heulen oder Singen äußern, besonders beim Beschleunigen und Abbremsen. Diese rühren konstruktionsbedingt von den verwendeten Übersetzungen her; ein Elektromotor ist mittels eines Zahnriemens mit dem Getriebe verbunden. Teilweise wurden die Anlagen bereits auf geräuschärmere Antriebe umgerüstet. An den Gondelkreuzen sind jeweils vier Gondeln befestigt. In jeder Gondel können bis zu zwei Fahrgäste Platz nehmen. Die Drehscheibe und die Gondelkreuze werden durch Elektromotoren angetrieben und die Gondeln dadurch in eine kombinierte Drehung versetzt. Ähnlich wie die Drehscheibe sind die Gondeln schräg an den Gondelkreuzen befestigt, können jedoch frei um ihre eigene Achse schwingen.
Die Schrägstellungen, die Kombination zweier gegenläufiger Drehungen (Drehscheibe linksherum, Gondelkreuze rechtsherum), und die frei beweglichen Gondeln sorgen für das charakteristische Fahrgefühl dieses Fahrgeschäftes. Aufgrund der wilden und oftmals nur schwer vorhersehbaren und ständig ändernden Fahrtbewegung lehnt sich der Name daher an den Breakdance-Tanzstil an.
Der erste Break Dance wurde 1985 von der Huss Maschinenfabrik GmbH & Co. KG an die Bremer Schaustellerfamilie Dreher-Zarnitz (heute Dreher-Vespermann) ausgeliefert.[1] Dieses Modell ist sozusagen das Original und dreht auch heute noch in zeitgemäßer technischer und optischer Ausstattung seine Runden bundesweit.
Bedeutung als Treffpunkt
Breakdance ist ähnlich wie der Autoscooter oft Anziehungs- und Verweilpunkt für Jugendliche. Ein Grund dafür mag der freie Aufbau des Geschäftes sein: Es ist möglich, jederzeit um die Drehscheibe herumzugehen (auch während einer Fahrt), und es gibt mehrere Stangen/Halterungen, die man zum Sitzen oder Anlehnen nutzen kann. Da die Drehscheibe nicht geneigt wird (wie z. B. beim Take Off), bleibt die Sicht immer frei. Auch die Beschallung ist gleichmäßig angeordnet. Man kann sich somit an einem beliebigen Punkt des Fahrgeschäftes aufhalten und niederlassen, und dem Treiben ungestört zuschauen. So ist zum Beispiel in Stuttgart (Frühlingsfest und Cannstatter Wasen) der Break Dance No. 1 der zentrale Treffpunkt der Jugend. Vor dem Fahrgeschäft werden zu aktueller oder kultiger Black- und House-Musik parallel mehrere "Dance-Battles" ausgetragen. Hierbei fordert ein(e) Tänzer(in) einen Gegner heraus. Die Tanzbewegungen werden von den umstehenden Zuschauern durch Jubel bewertet und der jeweilige Sieger wird ermittelt. So überträgt sich die Dynamik aus Fahrbewegung, Sound und Lichteffekten auf das Publikum. Für Kirmesfans ist der Break Dance ein Treffpunkt, um um die Wette zu „sporten“. Unter dieser Wortschöpfung verstehen sie aus eigener Kraft die Gondel in einer dauerhaften Drehbewegung zu halten, was die Intensität der Fahrt verstärkt.
Der Break Dance der Firma Zöllner war der erste der schon 2010 komplett auf energiesparende LED-Lichttechnik umgestellt hat. Der Stromanschlusswert des Fahrgeschäfts hat sich dadurch um einiges verringert. Durch die LED-Illumination können Lightshows in den Abendstunden bestaunt werden.
Typische Fahrelemente
Die Bewegungen der Gondeln hängen von einer Vielzahl von Einflüssen ab, die teilweise zufällig bedingt sind. Aus diesem Grund ist der Ablauf einer Fahrt weder vom Ride-OP noch vom Fahrgast immer absehbar und steuerbar.
Prinzipiell ist die Drehung der Gondel um die eigene Achse meistens innerhalb eines bestimmten Drehwinkelbereich schwingend, seltener dreht sich die Gondel schlagartig komplett um die eigene Achse oder bleibt auf ein Drehzentrum wie zum Beispiel die Gondelkreuze ausgerichtet. Durch geschickte Verlagerung des Körpergewichts kann ein Fahrgast die Gondel auch in einen Zustand länger anhaltender bis zu permanenter Rotation versetzen. In der Szene der Kirmes-, Fahrgeschäfts- und Achterbahnfans wird dies meist als „sporten“ bezeichnet, da der Fahrgast teilweise mit großem Krafteinsatz gegen die Fliehkräfte arbeiten muss, um sein Gewicht zu verlagern.
Folgende Einflussfaktoren wirken sich auf Gondelbewegung aus:
- absolute Geschwindigkeit der Drehscheibe
- absolute Geschwindigkeit der Gondelkreuze
- Gewicht und Lage der Fahrgäste innerhalb der Gondel
- vorhandener Schwung der Gondel
- Wechsel von Geschwindigkeiten
- Position auf der Drehscheibe (aufgrund der Schrägstellung)
Die Faktoren beeinflussen sich gegenseitig und sind oft auch nicht leicht ihrer Wirkung zuzuordnen, da beispielsweise der Geschwindigkeitswechsel selbst Einfluss nimmt, während die absolute Geschwindigkeit im jeweiligen Moment auch eine Rolle für das Gondelverhalten spielt.
Werden die Geschwindigkeiten konstant gehalten, stabilisiert sich nach kurzer Zeit ein gewisser Bewegungsablauf. Um das zu verhindern, und somit die Fahrt spannend zu halten, unterliegt die Geschwindigkeit in aller Regel einem ständigen Wechsel.
Trotz der vielfältigen Faktoren und Möglichkeiten der Drehung, sind gewisse Fahrelemente immer wieder auszumachen:
- langsame Drehscheibe und Gondelkreuze – die Gondeln schwingen sich im Wesentlichen abhängig von ihrer Position auf der Drehscheibe sehr langsam und in einem weiten Winkelbereich
- schnelle Gondelkreuze (Facelifting) – geringe Geschwindigkeit der Drehscheibe, hohe Geschwindigkeit der Kreuze. Die Gondeln richten sich in Richtung des Drehzentrums aus und schwingen kaum bis gar nicht. Es treten merkbar hohe g-Kräfte auf, die einen in die Gondel drücken. Zusätzlich ist es noch möglich, bei dieser Fahrfigur die Gondelbremsen anzuziehen, wodurch die Gondeln festgesetzt werden.
- mittelschnelle Drehscheibe, schnelle Gondelkreuze – die Gondeln schwingen in weitem Winkel, und bleiben immer wieder für kurze Zeit in einem bestimmten Winkel stehen
- schnelle Drehscheibe – die Gondeln rasen sehr schnell auf den Außenrand der Drehscheibe zu und wechseln von dort aus ihre Richtung. Durch das Abbremsen am Rand und Beschleunigen in eine andere Richtung entsteht das Gefühl, ständig von der Drehscheibe geworfen zu werden.
Abläufe
Der Ablauf der Fahrt und der Wechsel der Fahrgäste enthält viele „Rituale“, die sich eingebürgert haben. Diese festen Abläufe geben dem Breakdance auch ein besonderes Flair; daher wird hier näher darauf eingegangen.
Wechsel der Fahrgäste
Beim Breakdance wird viel auf eigenes Handeln und Eigenverantwortung der Fahrgäste gesetzt. Es gibt keine Absperrungen, die Zuschauer zu irgendeinem Zeitpunkt daran hindern, das Fahrgeschäft zu betreten, Bügel können bzw. müssen vom Fahrgast selbst geöffnet und geschlossen werden, Ein- und Ausstieg werden selbstständig organisiert. Durch die „Mitarbeit“ der Gäste laufen Fahrgastwechsel nach einer Runde daher immer äußerst zügig ab. Der Nachteil dabei sind jedoch zusätzliche Gefahren (s. Abschnitt Gefahren).
Warten an der Drehscheibe
In Zeiten hohen Andrangs (Abendstunden) verteilen sich die Gäste für die nächste Runde um die Drehscheibe. Diese direkte Nähe ist nötig, da es in Stoßzeiten weniger Plätze pro Runde gibt als wartende Gäste, und man als Gast hier schnell sein muss, um noch einen Platz zu bekommen. Da es keine feste Warteschlange gibt, bestimmen nur Glück, Schnelligkeit und Andrang die Chancen, an der kommenden Runde teilzunehmen.
Ende einer laufenden Runde
Das Ende einer Runde deutet sich mit dem Hochfahren der Beleuchtung und oft der Warnung des Rekommandeurs an, zu warten, bis die Scheibe vollständig steht. Sobald die Scheibe annähernd steht (s. Abschnitt Gefahren), springen die Wartenden auf die Drehscheibe und versuchen oft im Laufschritt eine Gondel zu finden, an der noch keiner wartet. Währenddessen steigen die Fahrgäste der letzten Runde aus und die Wartenden ein. Wer keinen Platz mehr finden konnte, verlässt daraufhin die Drehscheibe wieder und wartet bis zur nächsten Runde. Der Wechsel kann also mehr oder weniger chaotisch ablaufen.
In Zeiten ruhigeren Betriebs (meist mittags) ist der Fahrgastwechsel entsprechend weniger hektisch. Man kann sich dann zwischen den Runden Zeit lassen, da auf Gäste gewartet wird und man immer einen freien Platz findet.
Kontrolle vor Beginn der Runde
Kurz vor Beginn einer neuen Runde werden von den Mitarbeitern die Fahrchips eingesammelt und ggf. kontrolliert, dass die Bügel richtig verschlossen sind. Oft wird hierbei die Drehscheibe schon in eine langsame Drehung gebracht. Damit bewegen sich die Gondeln am Fahrstand vorbei, von wo aus der Rekommandeur einen besseren Gesamtüberblick über die Gäste und die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen bekommt. Meist im fließenden Übergang verlassen die Mitarbeiter die Drehscheibe und die nächste Runde beginnt.
In den Abendstunden mit Andrang gehen alle Abläufe beim Fahrgastwechsel stark ineinander über. Die Drehscheibe steht somit nur eine kurze Zeit, und ansonsten ist durch herumlaufende Personen das Geschehen immer sehr lebendig, passend zum Ablauf der Fahrt selbst.
Typen
Typ | Hersteller | Premiere | Gondeln | th. Kapazität | Größe | Gewicht | Höhendiff. | Drehzahl | elektrische Leistung |
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Breakdance No. 1 | HUSS | 1985 | 16 (4 × 4) | 1300 Personen/h | 20 m × 20 m | 40 t | 2,8 m | Drehscheibe: 14/min, Gondelkreuze: 28/min | 90 kW Antrieb, 40 kW Licht |
Breakdance No. 2 | HUSS | 1987 | 24 (6 × 4) | 1800 Personen/h | 25 m × 25 m | 65 t | 2,8 m | Drehscheibe: 12/min, Gondelkreuze: 28/min | 140 kW Antrieb, 100 kW Licht |
Breakdance No. 3 | HUSS | 1989 | 16 (4 × 4) | 1300 Personen/h | 18 m × 18 m | 27 t | keine | Drehscheibe: 14/min, Gondelkreuze: 28/min | 90 kW Antrieb, 20 kW Licht |
Breakdance 4 (Rodeo) | HUSS | 1996 | 12 (3 × 4) | 650 Personen/h | 13 m × 13 m | 7 t | keine | ? | 56 kW Antrieb |
Blade Runner | Safeco | ? | 16 (4 × 4) | 1200 Personen/h | 16 m × 14 m | 46 t | ? | ? | 40 kW |
Break Dance | Sobema | ≤1991 | 16 (4 × 4) | ? | 17 m × 17 m | ? | ? | ? | ? |
Crazy Dance | Fabbri | ? | 16 (4 × 4) | 640 Personen/h | 16 m × 17 m | 20 t | 1,6 m | ? | 85 kW Antrieb, 30 kW Licht |
Magic Dance | Top Fun | ? | 16 (4 × 4) | 1200 Personen/h | 18 m × 16 m | ? | ? | ? | 70 kW Antrieb |
Star Dancer | Nauta Bussink – Heeg NL | 1990 | 16 (4 × 4) | 1.400 | ? | 45 t | ? | ? | Gondelantrieb 4 × 7,5 kW und 2 × 30 kW |
Reisende Anlagen:
- Break Dancer (u. a. Sobczyk, Engelbrecht, Spangenberger)
- Break Dancer (Alexander Schramm & Sohn)
- Break Dance (u. a. Freiwald, Seiferth)
- Break Dance F1 (Meyer)
- Break Dance No. 1 (u. a. Kinzler, Grünberg/Kaiser, Welte)
- Break Dance No. 1 – Bonner (kleiner Breaker)
- Break Dance No. 2 – Bonner (großer Breaker)
- Break Dancer Das Original /No. 1 – Dreher/Vespermann (kleiner Breaker)
- Break Dancer No. 2 – Dreher/Vespermann (großer Breaker)
Beim Breakdance 3 ist im Gegensatz zu Version 1 und 2 die Plattform nicht schräggestellt, daher kann er von allen Seiten betreten werden. Dafür ist die Plattform kegelförmig, d. h. der höchste Punkt ist in der Mitte, und von dort fällt sie rundum zum Rand hin gleichmäßig ab. Der Breakdance 4 ist eine Version für den stationären Einsatz (z. B. in Freizeitparks) und besitzt keine Bodenplatte. Er gehört zu den ASR-Produkten (Advanced System Ride) des Herstellers, die alle auf die gleiche Plattform gebaut werden und somit austauschbar wären.
Blade Runner, Break Dance, Crazy Dance, Magic Dance und Star Dancer sind Kopien anderer Hersteller, wobei sich der Crazy Dance und der Break Dance von Sobema durch eine Hubmechanik unter den Gondelkreuzen vom Original absetzen und sich beim Star Dancer die Drehrichtung der Plattform ändern lässt. Der Magic Dance hat Gondeln, die sich laut Hersteller mit bis zu drei Personen besetzen lassen.
Star Dancer
Der Star Dancer von Nauta Bussink ist in Weltraum-Optik gehalten und besitzt ein eher schnelles Fahrprogramm. Die Hauptantriebe erlauben als einzige die Fahrt in zwei Richtungen und eine doppelte Beschleunigungs-Geschwindigkeit gegenüber der HUSS-Ausführung. Die Gondel sind selbst positionierbar. Insgesamt wurden vier Fahrgeschäfte hergestellt, zwei davon befinden sich in den Niederlanden, und jeweils eines in Deutschland bzw. in Südkorea.
Gefahren
In Stoßzeiten ist es beim Fahrgastwechsel oft erschwert, noch freie Plätze zu finden. Da es keine feste Warteschlange gibt, ist Schnelligkeit bei der Suche nach einem Platz ein wichtiger Faktor. Aus diesem Grund springen manche Gäste am Ende einer laufenden Runde bereits auf die Drehscheibe, auch wenn sie noch nicht vollständig zum Stillstand gekommen ist. Wer zu früh aufspringt, die Geschwindigkeit unterschätzt und sein Gleichgewicht nicht halten kann, läuft hierbei Gefahr, zu stürzen.
Eine weitere Gefahr, die in diesem Zusammenhang genannt werden kann, ist der unbeabsichtigte Kontakt von Wartenden mit der Drehscheibe während einer Fahrt. Die Drehscheibe steht 20–30 cm über der Ebene, auf der die Wartenden sich bewegen können. Wird der nötige Sicherheitsabstand nicht eingehalten, kann es bei Berührung mit der drehenden Drehscheibe zu Verletzungen kommen. Insbesondere bei älteren Modellen des Breakdance ist diese Gefahr hoch, da bei diesen die Drehscheibe keine perfekt runde Form hat, sondern ein Vieleck ist. Bei neueren Modellen ist eine runde Drehscheibe vorgeschrieben.
Aus diesen Gründen muss bei Karussells wie dem Breakdance durch Abzäunungen bzw. Absperrungen gesichert sein, dass keiner während der Fahrt mit dem Fahrgeschäft in Berührung kommen kann. Dies gilt nach DIN EN 13814 vom Juni 2005 in ganz Europa. In Deutschland ist diese Richtlinie erstmals 2007 durch die Firma Diebold an ihrem aus Österreich gebraucht erworbenen Breakdance umgesetzt worden.
Weblinks
Einzelnachweise
- Der Prototyp des Fahrgeschäftes Break Dance, auf onride.de, abgerufen am 1. Oktober 2016