Bollweiler Birne
Die Bollweiler Birne (×Sorbopyrus irregularis (Münchh.) C.A.Wimm.) oder Hagebuttenbirne (vor allem in Thüringen auch Hambuttenbirne[1][2]), als Sorte auch Shipova genannt, ist eine Hybride der Kultur-Birne (Pyrus communis) und der Ebereschen-Art Echte Mehlbeere (Sorbus aria). Sie ist nur aus Kultur bekannt.
Bollweiler Birne | ||||||||||||
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Johann Prokop Mayer: Bollweiler Birne, 1779 | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
× Sorbopyrus irregularis | ||||||||||||
(Münchh.) C.A.Wimm. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Bollweiler Birne wächst als sommergrüner Baum und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 18 Metern.
Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist bei einer Länge von 6 bis 10 Zentimetern sowie einer Breite von 4 bis 6 Zentimetern elliptisch.
Generative Merkmale
Die Blüte ist radiärsymmetrisch.
Die Frucht ist eine essbare Apfelfrucht mit einem süß-säuerlich schmeckenden, gelben „Fruchtfleisch“ von aromatischem Geruch. Die Gestalt der Früchte ist bei einer Länge von 2,5 bis 3 Zentimetern sowie einem Durchmesser von 2 bis 3, manchmal bis zu 5 Zentimetern apfelförmig über birnenförmig bis hagebuttenförmig.
Geschichte
Die Bollweiler Birne wurde erstmals von Johann Bauhin (1541–1612) als Pirus Polvilleriana (in seiner posthum erschienenen Historia plantarum universalis[3]) beschrieben, dem die 1599 zwischen ihren Eltern (s. u.) im Schlossgarten der Barone von Bollwiller („Pollwiller“) im oberen Elsass von Freiherr von Bollweiler gefundene Pflanze von diesem gezeigt worden war.[4] Seitdem wurde sie durch Veredlung vermehrt, da sie weitgehend steril ist und nur selten keimfähige Samen produziert. Sie war im 18. Jahrhundert stark verbreitet und ist heute selten. Im „Pomologischen Kabinett“ des Friedrich Justin Bertuch wird die Bollweiler Birne als Hambute und Azarolbirn bezeichnet. 1834 wurde im Pariser Jardin du Roi ein Sämling entdeckt, der den Namen 'Malifolia' erhielt. Später wurden noch weitere leicht abweichende Nachkommen erzielt.
Nomenklatur
Der Gattungsname Sorbopyrus wurde von Camillo Karl Schneider 1906 aus Sorbus und Pyrus gebildet. Die einzige Art dieser Gattung hat zahlreiche Synonyme. Der sich auf die durch schwache Lappung[5] gebildeten „Öhr(läpp)chen“ (lateinisch auricula) der Blätter bezogen wordene Artname Sorbopyrus auricularis (Knoop) C.K.Schneid. ist illegitim, da das angebliche Basionym Pyrus auricularis Knoop nicht existiert. Das Basionym ist vielmehr Pyrus irregularis Münchh. Hieraus ergab sich 2014 der Name ×Sorbopyrus irregularis (Münchh.) C.A.Wimm.
Nach phylogenetischen Studien (Sennikov und Kurtto 2017) sollte der Elternteil Sorbus aria eher Aria edulis (Willd.) M.Roem. heißen. Hieraus ergibt sich der Name des Gattungsbastards ×Pyraria und für die Bollweiler Birne der Name ×Pyraria irregularis (Münchh.) C.A.Wimm.
Synonyme sind:
- Pyrus irregularis Münchh., Hausvater 3: 333. 1767 und Hausvater 5: 246.1770
- Azarolus pollvilleriana Borkh. nom. illeg., Theoret. Prakt. Handb. Forstbot. 2: 1251. 1803
- Pyrus polvilla C.C.Gmel. nom. illeg., Fl. Bad. 2: 386. 1806
- Sorbopyrus auricularis C.K.Schneid. nom. illeg., Illustr. Handb. Laubholzk. 1: 666. 1906
- *Sorbopyrus auricularis (J.H. Knoop) C.K.Schneider[6][7]
Quellen
- Michel Hoff: Le Poirier de Bollwiller, Sorbopyrus auricularis (J.H. Knoop) C.K. Schneider. Réhabilitation d’une espèce fruitière méconnue de J. Bauhin. In: Bauhinia. Band 20, 2007, S. 45–56.
- C.A. Wimmer: Die Bollweiler Birne × Sorbopyrus irregularis (Münchh.) C.A.Wimm. : Geschichte und Nomenklatur, in: Zandera 29 (2014), Nr. 2
- Wolfgang Schiedermair: Die „Meelbyrn, Paliurus“ in Adam Lonitzers „Kreuterbuch“ (1679). Zur Kenntnis von X Sorbopyrus auricularis (Kroop.) Schneid. – Hagebuttenbirne. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015 (2016), S. 87–96.
- A. N. Sennikov, A. Kurtto: A phylogenetic checklist of Sorbus s. l. (Rosaceae) in Europe. In: Memoranda Societatis pro Fauna et Flora Fennica, Band 93, 2017, S. 1–78, S. 8f. online.
Weblinks
- J. D. Postman: X Sorbopyrus auricularis (Knoop) Schneider. An unusual pear relative. In: Fruit Varieties Journal. Band 50, Nr. 4, 1996, S. 218–220 (Abstract).
Einzelnachweise
- Jürgen Pusch: Obstsorten-Erhaltungsgarten auf dem Schlachtberg bei Bad Frankenhausen (Kyffhäuserkreis, Thüringen). In: Journal für Kulturpflanzen. Band 64, 2012, S. 73 f.
- Jürgen Pusch, Klaus-Jörg Barthel: Die Hambuttenbirne [x Sorbopyrus auricularis (Knoop) C. K. Schneid.] – ein in Thüringen längst vergessenes Obstgehölz. In: Haussknechtia. Band 12, 2010, S. 149–153.
- Johannes Bauhin: Historia plantarum universalis, nova et absolutissima cum consensu et dissensu circa eas. Quam recensuit et auxit Dominicus Chabraeus. 3 Bände. 2. Auflage (Juris vero publici fecit Franciscus Ludovicus a Graffenried.) Yverdon 1650–1651, Band 1, S. 59.
- Hermann Zabel: Beitrag zur Kenntnis der Hagebutten-Birne und ihrer Hybriden. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Band 16, 1907, S. 76–78.
- Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mittel-Europa. 2. Auflage, ab Band 7 (1975) hrsg. von Hans J. Conert et al., Band 4. 2. Auflage, hrsg. von Friedrich Markgraf. München 1958–1963, S. 706–708.
- Wolfgang Schiedermair: Die „Meelbyrn, Paliurus“ in Adam Lonitzers „Kreuterbuch“ (1679). Zur Kenntnis von X Sorbopyrus auricularis (Kroop.) Schneid. – Hagebuttenbirne. 2015 (2016), S. 91 f.
- Michel Hoff: Le Poirier de Bollwiller, Sorbopyrus auricularis (J.H. Knoop) C.K. Schneider. Réhabilitation d’une espèce fruitière méconnue de J. Bauhin. In: Bauhinia. Band 20, 2007, S. 45–56.