Binjamin Mussaphia
Binjamin Mussaphia, auch Benjamin Mussaphia oder Dionys Mussaphia, (* zwischen 1600 und 1606 in Spanien; † 11. Dezember 1674 in Amsterdam) war ein Philologe und Autor.
Leben und Wirken
Binjamin Mussaphia studierte bis zur Promotion 1625 Medizin in Padua. Nach einem Umzug nach Hamburg heiratete er 1628 in erster Ehe Sara da Silva († 1634), die eine Tochter von Semuel da Silva war. Ab 1635 arbeitete Mussaphia als Mediziner, weltläufiger Schriftsteller, Lexikologe, Avisenschreiber und Alchimist für den Hof der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf. Da Hamburg ein wichtiges Zentrum von Wirtschaft und Handel darstellte, konnte er dem Hof von dort wichtige Nachrichten übermitteln. Er unterhielt enge Verbindungen mit dem schwedischen Diplomaten Johan Adler Salvius und vielen anderen „portugiesischen“ Gelehrten.
Mussaphia verfasste mehrere religionskritische Artikel, die wiederholt für Konflikte sorgten. 1640 stellte er in seiner Schrift Sacro-Medicae sententiae toto V[etere] T[estamento], die er dem Gouverneur von Glückstadt Christian von Pentz widmete, mehrere Passagen der Hebräischen Bibel zu medizinischen Themen zusammen. Da Mussaphia medizinische und theologische Aspekte aus ihrer Sicht unstatthaft miteinander vermengt hatte, sahen die Lutheraner das Werk als blasphemisch an und schrieben eine Protestnote an den Hamburger Rat. Außerdem kritisierten sie, dass das Werk anfangs ein jüdisches Gebet enthielt und der Autor die Jungfrauengeburt leugnete. Auch Johannes Müller, Pastor der Sankt Petri-Kirche, unterstützte die Kritik an Mussaphia und verfasste hierzu 1644 das Buch Judaismus.
Mussaphia sah sich aufgrund der Kritik gezwungen, zwischenzeitlich aus Hamburg auszureisen. Vor seiner Rückkehr in die Hansestadt lebte er mehrere Wochen in Glückstadt. Nachdem er einer Frau aus dem holsteinischen Adel eine Medizin mit dem Hinweis verabreichte hatte, dass es im Namen Jesu geschehe, zog er erneut die Kritik Müllers auf sich. Dieser war der Meinung, Mussaphia habe aus „teuflischem Schimpf, Spott und Verachtung dieses Namens“ gehandelt. Da Mussaphia auch alchemistische Methoden verwendete, war Müller zudem der Meinung, dass der Arzt kabbalistische Buchstabenmagie mittels „Charakteren“ als Heilmethoden anwende. Nach einer erneuten Beschwerden der Geistlichen verließ Mussaphia im Juli 1640 Hamburg und reiste über Glückstadt nach Amsterdam. Dort gehörte er dem Rabbinatskollegium an und stand für einige Zeit der Portugiesengemeinde und mehreren Gemeindeinstitutionen vor. 1666 unterzeichnete er einen Lobesbrief an den von sefardischen Gemeinden verehrten, selbsterklärten Messias Schabbtai Zvi.
Das Grab des Ende 1674 verstorbenen Mussaphia befindet sich auf dem Friedhof Beth Haim nahe Amsterdam.
Seine Tochter Ribca heiratete Jacob Mussaphia.
Literatur
- Michael Studemund-Halévy: Mussaphia, Binjamin. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 1. Christians, Hamburg 2001, ISBN 3-7672-1364-8, S. 215–216.
Weblinks
- Druckschriften von und über Binjamin Mussaphia im VD 17.
- Michael Studemund-Halévy: Mussaphia, Binjamin auf dasjuedischehamburg.de
- Gotthard Deutsch, Wilhelm Bacher: MUSSAFIA (MUSAPHIA), BENJAMIN BEN IMMANUEL. Eintrag in der Jewish Encyclopedia von 1906 (englisch).