Bezeichnungssystem für Luftfahrzeuge der US Navy von 1922 bis 1962
Das Bezeichnungssystem der US Navy von 1922 bis 1962 beschreibt die formalen Richtlinien für die Bezeichnungen von Luftfahrzeugen im Dienst der US Navy, des US Marine Corps und der US-amerikanischen Küstenwache (US Coast Guard) im angegebenen Zeitraum.
Entwicklung
Vor 1920 wurden Flugzeuge der US Navy allgemein unter der Herstellerbezeichnung beschafft und betrieben. Manchmal wurde auch eine generelle Beschreibung wie Twin Tractor Seaplane verwendet. Allen Flugzeugen wurde beginnend mit dem 27. März 1914 eine Seriennummer zugeteilt, der jeweils ein Präfix aus zwei Buchstaben vorangestellt wurde. Der erste Buchstabe war ein A für Schwerer-als-Luft-Fahrzeuge, B für Ballon, D für lenkbare Ballons, K für Fesselballons. Für Flugzeuge gab es folgende fünf Bezeichnungen:
- AB: Flugboote
- AC: Convertible Flugzeuge
- AH: Wasserflugzeuge
- AL: Landgestützte Typen
- AX: Amphibienflugzeuge
Am 17. Juni 1920 wurde eine neue Nomenklatur eingeführt, um der wachsenden Zahl von Flugzeugmustern und den neuen Aufgaben gerecht werden zu können. Demnach erhielten Leichter-als-Luft-Fahrzeuge den Buchstaben „Z“ und Schwerer-als-Luft-Fahrzeuge den Buchstaben „V“ als Typkennzeichnung zugeteilt. Die Klassenkennzeichnung der „Z-Typen“ war „R“ für lenkbare Starrluftschiffe, „N“ für lenkbare, nicht-starre Luftschiffe und „K“ für Fesselballons. Für die „V-Typen“ galten die Klassen „F“ für Jagdflugzeug, „O“ für Beobachtung (Observation), „S“ für Aufklärung (Scouting), „P“ für Überwachung (Patrol), „T“ für Torpedo- und Bombenflugzeuge und „G“ für Flotten-Flugzeuge (Transport, Verbindung).
Die nächste wesentliche Änderung trat am 29. März 1922 in Kraft, als die Angabe des Herstellers in der Bezeichnung vorgeschrieben wurde. Ab dann wurde eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen verwendet, wobei der erste Buchstabe den Hersteller kennzeichnete und der zweite die Klasse oder den Auftrag (Mission) angab. So war z. B. MO ein Beobachtungsflugzeug von Martin. Zahlen zwischen den Buchstaben standen für die Entwurfsfolge dieses Herstellers, wobei die „1“ für den ersten Entwurf weggelassen wurde. Nach einem Bindestrich folgte eine fortlaufende Nummer für die Varianten des Typs. Die zweite Variante war also die MO-2, während der zweite Entwurf eines Beobachtungsflugzeuges von Martin die Bezeichnung M2O erhielt.
Bezeichnungssystem ab 1923
Am 10. März 1923 wurde die bis 1962 geltende Regelung erlassen, in der die Reihenfolge der beiden Buchstaben umgedreht wurde. So stand dann die Bezeichnung FB für ein von Boeing gebautes Jagdflugzeug, bereits im Einsatz stehende Flugzeuge wurden aber nicht umbenannt.
Eine regelkonforme Bezeichnung eines Luftfahrzeugs besaß damit mindestens 3 und höchstens 7 Elemente, entsprechend nachstehender Tabelle. Die in fett gesetzten Zahlen kennzeichnen die zwingend notwendigen Angaben.
<Präfix> | <Typ> | <Entwurfsnummer> | <Hersteller> | – | <Variantenzähler> | <Sonderausrüstung> | <Name> |
---|---|---|---|---|---|---|---|
(1) | (2) | (3) | (4) | (5) | (6) | (7) |
Der Kennbuchstabe für den Einsatzzweck gab den hauptsächlichen Verwendungszweck an. Abweichende Nutzungen mit Sonderausrüstungen wurden in dem Suffix für Sonderaufgaben berücksichtigt.
Hervorzuheben ist, dass abweichend zu dem derzeit gültigen Bezeichnungssystem der Hersteller ebenfalls in der Bezeichnung berücksichtigt wurde. Da nur ein einzelner Buchstaben für diese Kürzel verwendet werden sollte, war die Anzahl der unterschiedlichen Herstellerkürzel auf 26 begrenzt. Entsprechend mussten viele Abkürzungen mehrfach verwendet werden (s. untenstehende Tabelle).
Es gab keine durchlaufende Nummerierung in einer Typenklasse, sondern die Zählung erfolgte für jeden Hersteller gesondert. Weiterhin wurde die Entwurfsnummer nur angegeben, wenn sie größer als 1 war. Zum Beispiel folgte auf die McDonnell FH Phantom als nächster Entwurf des gleichen Herstellers die F2H Banshee.
Da die Herstellerangabe einen Teil der Bezeichnung darstellte, musste bei Lizenzfertigungen ein unverändert produzierter Typ zwangsläufig eine neue Bezeichnung erhalten. Dies trifft z. B. bei der Wildcat zu, die von Grumman als F4F, und ebenfalls von General Motors als FM produziert wurde.
Beispiele
Präfix für Status oder Klasse |
Typ oder Klasse |
Entwurfsnummer des Herstellers |
Hersteller | Varianten- abfolge |
Suffix für Sonderausrüstung |
Name | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
F | 4 | U | - | 1 | C | Corsair | |
Jagdflugzeug | 4. Jagd- flugzeug von Vought |
U=Vought | Erste Variante |
Kanonen- bewaffnung | Navy-Name | ||
HO | 4 | S | - | 2 | G | ||
Beobachtungshubschrauber | 4. Beobachtungs- hubschrauber von Sikorsky |
S=Sikorsky | Zweite Variante |
Rettungs- einrichtung als Sonder- ausrüstung |
ohne Name | ||
Y | RO | N | - | 1 | Rotorcycle | ||
Vorserie | Kleinhub- schrauber |
erster Kleinhub- schrauber von Gyrodyne |
N=Gyrodyne | Erste Variante |
keine Sonder- ausrüstung |
Navy-Name | |
optional | notwendig | nur notwendig wenn >1 |
notwendig | optional | optional | optional |
Listen zu den Bezeichnungselementen
Liste zum Status- oder Klassenprefix (1)
Zeichen | Bedeutung |
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Liste der Typen oder Klassen (2)
Symbol | Bedeutung | Verwendungszeitraum | Letzte Verwendung |
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Liste der Herstellerkürzel (4)
Zeichen | Hersteller | Gültig von-bis |
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Liste der Codes zur Sonderausrüstung (6)
A | |||||
Modifikationen unterschiedlicher Art | Bewaffnung bei sonst unbewaffneten Flugzeugen | Landeeinrichtungen für Flugzeugträger | Für die Army gebaut oder von der Army erhalten | Amphibische Version | Landgestützte Version eines Trägerflugzeuges |
B | |||||
Modifikationen unterschiedlicher Art | Sonderbewaffnung | Britische Version aus Lend-Lease Vertrag | |||
C | |||||
zusätzlicher Landehaken | Verstärkt für Katapulteinsatz | Kanonenbewaffnung | Navy-Bezeichnung für Army C-Series Flugzeug (SBN-2C = AT-7C) | ||
D | |||||
Abwurftanks | Drohnenkontrolle | Spezial Suche | Spezial Radar | Navy-Bezeichnung für Army D-Serie Flugzeug | |
E | |||||
Elektronik Ausrüstung | |||||
F | |||||
Flaggschiff Umbau | Spezielles Triebwerk | ||||
G | |||||
Suchen und Retten (SAR) | Version der Küstenwache (Coast Guard) | Kanonen in einem ansonsten unbewaffneten Flugzeug | Navy-Bezeichnung für Army G-Serie Flugzeug | ||
H | |||||
Hospital-Umbau | Navy-Bezeichnung für Army H-Serie Flugzeug | ||||
J | |||||
Spezielle Ausrüstung für kaltes Wetter | Navy-Bezeichnung für Army J-Serie Flugzeug | ||||
K | |||||
Drohnenumbau | |||||
L | |||||
Winterausrüstung | mit Suchscheinwerfer | ||||
M | |||||
mit Raketenabschussvorrichtung | |||||
N | |||||
Nachtjäger | Allwetter Ausrüstung | ||||
P | |||||
Ausrüstung für fotografische Aufklärung | |||||
Q | |||||
Ausrüstung für elektronische Gegenmaßnahmen (ECM) | |||||
R | |||||
Transporterumbau | |||||
S | |||||
U-Boot Jagd Ausrüstung | |||||
T | |||||
Zweisitzige Trainerausführung | |||||
U | |||||
Mehrzweckversion (Utility) | |||||
W | |||||
Spezielle Suchversion | Luftgestützte Frühwarnversion | ||||
Z | |||||
Stabstransport |
Literatur
- John M. Andrade: U.S. Military Aircraft Designations and Serials since 1909. Hrsg.: Midland Counties Publications.