Bernhard Strigel

Bernhard Strigel (* u​m 1460 i​n Memmingen; † 4. Mai 1528 ebenda) w​ar ein deutscher Maler a​m Übergang v​on der Spätgotik z​ur Renaissance. Er entstammt d​er süddeutschen Künstlerfamilie Strigel u​nd prägte d​ie in Oberschwaben verwurzelte Memminger Schule.

Maximilian I. (1459-1519), Bildnis in halber Figur im goldenen Harnisch, um 1500, Kunsthistorisches Museum, Wien
Bianca Maria Sforza (1472-1510), Kaiserin, Halbfigur, um 1505/1510, Schloss Ambras, Innsbruck
Familie des Kaisers Maximilian I., nach 1515, Kunsthistorisches Museum, Wien – Das Gruppenporträt ist Strigels bekanntestes Werk.

Leben

Der Sohn d​es Bildhauers Ivo Strigel w​ird 1505 erstmals i​m Memminger Steuerbuch genannt. Er s​tand anfänglich u​nter dem Einfluss d​es Künstlers Bartholomäus Zeitblom d​er sogenannten Ulmer Schule. Später entwickelte e​r unter niederländischem Einfluss i​m Mindelheimer Sippenaltar v​on 1505 u​nd im Salemer Marienaltar v​on 1507/08 „eine moderne Raumkomposition u​nd einen virtuosen, mitunter kühnen Kolorismus“ (Katalog: Hispania - Austria).

Für Maximilian I., dessen Hofmaler e​r war, s​chuf er etliche Bildnisse, d​ie wiederholt kopiert wurden. Der Kaiser erwählte Strigel u​nd nicht e​twa den bedeutenderen Dürer o​der die Augsburger Maler Burgkmaier u​nd Breu, d​ie der Kaiser a​uch alle kannte. Strigel n​immt in d​er Porträtkunst b​is heute e​inen besonderen Platz i​n der Kunstgeschichte ein. Das Porträt Maximilian I. m​it Insignien a​us dem Maximilianeum i​n Innsbruck w​urde im Jahre 1965 v​on dem Vorarlberger Künstler u​nd Restaurator Konrad Honold i​n Privatbesitz entdeckt u​nd restauriert. Es i​st das einzige bisher bekannte Kaiserporträt Maximilians i​n vollem Krönungsornat. Ein Gruppenporträt Strigels v​on 1515 z​eigt den Kaiser i​m Kreis seiner Familie. Strigel w​ar 1517 zunächst Memminger „Ratgeb“, d​ann als Zunftmeister a​uch Mitglied d​es Memminger Rates. In dieser Eigenschaft w​ar er für s​eine Heimatstadt Memmingen u​nter anderem a​uch als Gesandter i​n Rechtsangelegenheiten tätig. Er entwarf n​eue Bettelordnungen, bewahrte d​as Gerichtssiegel a​uf und w​ar Gutachter für d​ie Salzfertiger. Auf d​er Rückseite e​iner Auftragsarbeit für d​en kunstbegeisterten Johannes Cuspinian steht: „Anno humannae reparacionis MDXX Mens octobri...Bernhardinus Strigil pictor c​ivis Memingen nobilis q​ui solus edicto Caesare Maximilianu u​t olim Apelles Alexandrum pingere iussus h​as imagines m​anu sinistra p​er specula f​erme sexagenarius Viennae pingebat“. Diese Inschrift w​ar der eigentliche Ausgangspunkt d​er Strigel-Forschung.

Werke (Auswahl)

Etliche Werke v​on Bernhard Strigel befinden s​ich noch a​n den dafür vorgesehenen Plätzen. Viele wurden a​ber vor a​llem durch d​ie Reformation u​nd Säkularisation vernichtet o​der an anderen Orten aufgestellt. In seiner Heimatstadt Memmingen g​ibt es d​as Strigel-Museum, i​n dem zahlreiche Exponate v​on ihm u​nd der Künstlerfamilie Strigel gezeigt werden.

Religiöse und biblische Darstellungen

Bilder v​om Altar a​us der St.-Georgs-Kapelle (Obersaxen):

Porträts

  • Bildnis einer vornehmen Dame, Strigelmuseum Memmingen
  • Vier Köpfe und Bildnis eines älteren bärtigen Mannes, Staatsgalerie Stuttgart
  • Sibylla von Freyberg, geborene Gossenbrod (1479–1521), Alte Pinakothek München, Bildnummer 6821
  • Georg Tannstetter (1482–1535), seit 1805 in den Sammlungen der Fürsten von Liechtenstein, Vaduz, nachweisbar

Ämter

Amt15151516151715181519152015211522152315241525152615271528
Ratgeb151715201521152415251528
Zunftmeister151815191522152315261527
Einunger1519152015261527
Bauschauer15201521152215261527
Steuerherr1523
Zweier1516
Richter15151516
Dreizehner
Pfleger von Frickenhausen1521
Pfleger von St. Martin
stellv. Pfleger v. St. Martin15211526
Einnehmer der Großspendpflege15221523
Obmann der Salzpfleger15231527

Aufgaben in den Urkunden

Aufgabe15151516151715181519152015211522152315241525152615271528
Aufbewahrung des Gerichtssiegels1523
Abfassung einer neuen Metordnung1518
Abfassung einer Almosenordnung1523
Abfassung einer Bettelordnung1527
Entwurf einer Gerichtsordnung1527
Gutachter für die Salzfertiger1523

Literatur

Strigel-Museum
  • Robert Vischer: Neues über Bernhard Strigel. In: Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlung. Bd. 6, 1885, ISSN 1431-5955, S. 38–57.
  • Manuel Teget-Welz: Strigel, Bernhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-11206-7, S. 554 (Digitalisat).
  • Wilhelm Schmidt: Strigel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 589 f. Über die Malerfamilie mit Hans Strigel dem Älteren, Ivo, Claus und Bernhard Strigel.
  • Gertrud Otto: Bernhard Strigel (= Kunstwissenschaftliche Studien. Bd. 33). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1964.
  • Enikő Zsellér: Die Künstlerfamilie Strigel. Studien zur spätgotischen Malerei in Memmingen. Michael Imhof-Verlag, 2017, ISBN 978-3-7319-0563-9.
  • Konrad Honold: Ein unbekanntes Bildnis Kaiser Maximilians I. von Bernhard Strigel. In: Tiroler Heimatblätter. Jg. 42, Heft 4/6, 1967, ISSN 0040-8115, S. 33–39.
  • Gisela Goldberg: Städtische Kunstsammlungen: Staatsgalerie Augsburg. Band 1: Altdeutsche Gemälde. Katalog. 3. Auflage mit ergänzendem Anhang. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München 1988.
  • Elsbeth Wiemann: Altdeutsche Malerei. Herausgegeben vom Stuttgarter Galerieverein e.V. Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1989.
  • Lukas Madersbacher (Red.): Hispania – Austria. Kunst um 1492. Die katholischen Könige Maximilian I. und die Anfänge der Casa de Austria in Spanien. Electa, Mailand 1992, ISBN 88-435-4074-2.
  • Norbert Werner: Bernhard Strigel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 11, Bautz, Herzberg 1996, ISBN 3-88309-064-6, Sp. 54–56.
  • Daniel Hess: Mit Milchbrei und Rute. Familie, Schule und Bildung in der Reformationszeit (= Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum. Bd. 8). Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 2005, ISBN 3-936688-10-9, passim zum Mindelheimer Sippenaltar.
  • Mathias F. Müller: Bernhard Strigel. Das Funk-Epitaph für die Domkirche zu Wiener Neustadt. Ein stilgeschichtlicher Beitrag zum Werk des Memminger Malers. In: Unser Neustadt. Blätter des Wiener Neustädter Denkmalschutzvereines. Jg. 53, Nr. 2, 2009, ZDB-ID 2526505-2, S. 1–9.
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