Belvedere (Architektur)
Belvedere (italienisch: [bɛlveˈdere], in Österreich traditionell [belveˈdeːɘ][1], wörtlich „schöne Aussicht“; französische Form: Belvédère) ist ein Begriff der Architekturgeschichte, der ein Gebäude oder einen Gebäudeteil bezeichnet, das angelegt ist, um einen schönen und weiten Ausblick zu ermöglichen.
Merkmale
Ein Belvedere kann im oberen Bereich eines Gebäudes oder an erhöhter Stelle errichtet sein, um die Weite des Ausblicks zu ermöglichen. Die Architektur kann dabei von verschiedener Form sein, ob ein Turm, eine Kuppel oder eine offene Galerie oder Loggia. Aussichtspavillons in Parks können als Belvedere bezeichnet werden. In Villenbauten bezeichnet man dem Ausblick dienende kleine Türme auch als Belvederetürmchen.
Auf dem Hügel oberhalb des Vatikanpalastes errichtete Antonio Pollaiuolo für Papst Innozenz VIII. ein kleines Haus, das als Palazetto oder Casino del Belvedere bezeichnet wurde. Einige Jahre später verband der Architekt Donato Bramante im Auftrag Papst Julius’ II. den Vatikanpalast mit dem Belvedere, indem er den langgezogenen Cortile del Belvedere (Hof des Belvedere) schuf. Außerdem schuf Bramante auf der Nordseite des Belvedere ein Gebäude mit einem achteckigen Innenhof, der manchmal ebenfalls als Cortile del Belvedere bezeichnet wurde, aber in der Regel als Cortile delle Statue. Dort stand der Apollo von Belvedere, eine der berühmtesten antiken Statuen in der päpstlichen Kunstsammlung.
Der vatikanische Belvedere-Bau war Anregung für viele Belvedere-Bauten des 16. Jahrhunderts.
- Belvedere der Königin Anna im Garten der Prager Burg (1538–1560)
- Schloss Belvedere in Wien
- Das Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam
- Aussichtspavillon Große Neugierde in Berlin
- Belvedere, Neumann-Kanzel in Würzburg
Siehe auch
- Mit Belvedere bezeichnete Gebäude
- Aussichtspunkt
- Belvederchen
Weblinks
Literatur
- Peter Stephan: Das Obere Belvedere in Wien. Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Hrsg.), Wien 2010, ISBN 978-3-205-77785-4.
Einzelnachweise
- lokale italienische bzw. traditionelle österreichische Aussprache durch französischen Einfluss: siehe Österreichisches Wörterbuch. 42. Auflage. Österreichischer Bundesverlag, Wien 2012, ISBN 3-215-04828-0, S. 106.