Basiliskos
Basiliskos (altgriechisch Βασιλίσκος, lateinisch Flavius Basiliscus; † 476) war als Usurpator oströmischer Kaiser in den Jahren 475 und 476.
Basiliskos war der Bruder der Kaiserin Verina und damit der Schwager des oströmischen Kaisers Leo I., der von 457 bis 474 regierte. Er war Konsul des Jahres 465 und Kommandeur bei dem fehlgeschlagenen Feldzug gegen den Vandalenkönig Geiserich im Jahr 468. In späteren Quellen wird Basiliskos in diesem Zusammenhang wahlweise Verrat oder Versagen vorgeworfen.
Die Antipathie gegen den neuen Kaiser Zenon, dessen Legitimität umstritten war, führte Ende 475 zu einer Verschwörung im Palast, von der Zenon jedoch erfuhr, so dass es ihm noch gelang, am 9. Januar 475 aus Konstantinopel zu fliehen. Einen Tag später erhob man Basiliskos zum Kaiser, der mit Billigung des Senats den Thron bestieg. Im Hintergrund soll seine Schwester Verina die Fäden gezogen haben; jedenfalls war sie diejenige, die ihn krönte.
Basiliskos wurde von Romulus Augustulus, der ab 31. Oktober 475 ebenfalls als Usurpator in Italien regierte, nach Ausweis einiger Inschriften wohl offiziell als Kollege anerkannt. Jedenfalls krönte Basiliskos seine Frau Zenonis zur Kaiserin, seinen Sohn Marcus erhob er zum Caesar und wenig später zum Augustus (Mitkaiser).
Als Zenon jedoch im Folgejahr mit einem starken Heer aus Isaurien zurückkehrte und vor Konstantinopel erschien, führte die Misswirtschaft des Basiliskos und die unter anderem aus dessen Religionspolitik resultierende Unzufriedenheit mit ihm dazu, dass er von seinen Truppen im Stich gelassen wurde. Basiliskos wurde unter maßgeblicher Beteiligung der Generäle Illus und Armatus gestürzt: Man öffnete Zenon die Tore, und dieser residierte ab Juli oder Anfang August 476 wieder in der Hauptstadt.
Einige spätantike Quellen wie Malalas berichten, dass Basiliskos in den Schutzbereich einer Kirche floh, sich und seine Familie dann aber Zenon unter dem feierlichen Versprechen auslieferte, dass kein Blut vergossen werden würde. Zenon, heißt es, hielt sein Versprechen auf seine Weise: Er sandte seine Gefangenen nach Limna in Kappadokien und ließ sie dort in eine trockene Zisterne einmauern, wo sie verhungerten. Ob diese Geschichte stimmt, ist ungewiss; sicher ist nur, dass Basiliskos den Tod fand.
Literatur
- Wolfram Brandes: Familienbande? Odoaker, Basiliskos und Harmatios. In: Klio 75 (1993), S. 407–437.
- Peter Crawford: The Roman Emperor Zeno. The Perils of Power Politics in Fifth-Century Constantinople. Pen & Sword, Barnsley 2019.
- Ludo Moritz Hartmann: Basiliskos 2). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 101 f.
- John Robert Martindale: Basiliscus 2. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 2, Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20159-4, S. 212–214.
- Jan Prostko-Prostynski: Basiliskos. Ein in Rom anerkannter Usurpator. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 133 (2000), S. 259–265; hier online (PDF; 69 kB).
- Michael Redies: Die Usurpation des Basiliskos (475–476) im Kontext der aufsteigenden monophysitischen Kirche, in: Antiquité Tardive 5 (1997), 211–221.
- Alexios G. Savvides, Benjamin Hendrickx (Hrsg.): Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilization. Vol. 2: Baanes–Eznik of Kolb. Brepols Publishers, Turnhout 2008, ISBN 978-2-503-52377-4, S. 79–80.
Weblinks
- Hugh Elton: Kurzbiografie (englisch) bei De Imperatoribus Romanis (mit Literaturangaben).
Anmerkungen
- Bei Wachtendonk am unteren Niederrhein wurde 2019 eine prägefrische Goldmünze entdeckt, die ebenfalls unter Basiliskos entstanden ist. Sie gleicht im Aufbau der oben beschriebenen Münze, trägt aber die Umschrift „D(omini) N(ostri) bASILISCI ET MARC P AVG“ (‚unsere Herren Basiliscus und Marcus glückliche [recte: allzeit] Erhabene‘). Hier trägt die geflügelte Siegesgöttin gleichfalls ein Gemmenkreuz, rechts von ihr befindet sich ein Stern. Die Umschrift lautet „VICTORIA AVG GG“, unterhalb ist CONOB lesbar, wobei es sich um eine Qualitätskennzeichnung handelt. Die Münze wiegt dem seinerzeitigen Standard gemäß 4,47 g und hat einen Durchmesser von 20 mm. Vgl. K[erstin] Kraus: Von besonderem Wert. In: Archäologie in Deutschland. Heft 1, 2020, S. 58 f. (Online-Version).