Autointoxikation
Unter Autointoxikation (Synonym: Autotoxikose) versteht man den seltenen Zustand einer „Selbstvergiftung“ des Körpers mit Krankheitswert. (Etymologie: gr. aut(o) = selbst, eigen; gr. toxos = Gift; lat. intoxicatio = Vergiftung;) durch Substanzen oder Gifte die im eigenen Körper (endogen) gebildet werden. Diese Substanzen sind entweder körpereigene Stoffwechselprodukte oder stammen im Rahmen einer Infektion von Mikroorganismen (insbesondere als Bakterientoxine). Dieser Artikel beschreibt nicht die Selbsttötung (Suizid) oder den entsprechenden Versuch dazu durch eine bewusst eingeleitete Vergiftung.
Prinzipiell muss zwischen einem vermehrten Anfall derartiger Substanzen bei und/oder der verminderten Entfernung aus dem Körper bei bestimmten Krankheiten unterschieden werden.
Auch eine Azidose oder Alkalose kann in einem erweiterten Sinne als eine Autointoxikation verstanden werden.
Mitunter wird von Befürwortern der Colon-Hydro-Therapie (CHT) eine mögliche Autotoxikose durch eine mögliche mangelhafte Darmentgiftung bzw. intestinale Autointoxikation nahegelegt.
Im 19. Jahrhundert gab es Vermutungen über autotoxische Vorgänge als Ursachen für eine große Anzahl an Erkrankungen.[1][2]
Entstehungsmechanismen
Der Körper produziert laufend Stoffwechselprodukte, die auf verschiedenen Wegen den Körper jedoch wieder verlassen (Entgiftung / Eliminierung). Nur im Rahmen von bestimmten Erkrankungen können die Konzentrationen Werte erreichen um Symptome oder weitere Schäden hervorzurufen.
Krankheiten, bei denen es zu einer Autointoxikation kommen kann
- Erkrankungen der Niere: Urämie bei schwerer Niereninsuffizienz,
- Erkrankungen der Leber: durch ein Leberversagen kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen. Ursache können Hepatitiden sein. Gefürchtet ist das Leberkoma als Folge von derartigen Vergiftungserscheinungen. Ein Beispiel ist auch die Neugeborenengelbsucht.
- Stoffwechselerkrankungen: Azetonämie bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
- Verbrennungen: auch bei Verbrennungen kann es zu einer Autointoxikation kommen.
Diese Erkrankungen können dazu führen, dass eine geregelte Ausscheidung von Stoffwechselprodukten oder Bakterientoxinen nicht erfolgt oder abnorme Konzentrationen dieser Substanzen entstehen können.
Literatur
- T. S. Chen, P. S. Chen: Intestinal autointoxication. A medical leitmotif. In: Journal of Clinical Gastroenterology. 1989 Aug;11(4):434–441, ISSN 0192-0790 PMID 2668399
- J. Lacey Smith: Sir Arbuthnot Lane, chronic intestinal stasis, and autointoxication. In: Annals of Internal Medicine, 1982 Mar;96(3):365–369, ISSN 0003-4819. PMID 7036818
- Walter C. Alvarez: Origin of the so-called auto-intoxication symptoms. In: JAMA, Bd. 72 (1919), S. 8–13, ISSN 0254-9077.
- Arthur N. Donaldson: Relation of constipation to intestinal intoxication. In: JAMA, Bd. 78 (1922), S. 884–888.
Einzelnachweise
- Edzard Ernst: Colonic irrigation and the theory of autointoxication. A triumph of ignorance over science. In: Journal of Clinical Gastroenterology, Bd. 24 (1997), Heft 4, S. 196–198, ISSN 0192-0790. PMID 9252839
- Richard Noll: Historical review. Autointoxication and focal infection theories of dementia praecox. In: World Journal of Biological Psychiatry, 2004 Apr;5(2):66-72, ISSN 1562-2975 PMID 15179665