Aschwak T.
Aschwak T., auch Ashwaq geschrieben[1] (* 1998 oder 1999[2][3][4] im Irak) ist eine Jesidin aus dem Irak. Dort wurde sie nach dem Einmarsch des IS 2014 durch IS-Mitglieder versklavt, gefoltert und vergewaltigt. Sie wurde von Deutschland aufgenommen. Nach eigenen Angaben hat sie in Schwäbisch Gmünd einen ihrer Peiniger wiedererkannt und sei von ihm bedroht worden. Sie kehrte aus Angst in ihre Heimat zurück. Die ergebnislos verlaufenen polizeilichen Ermittlungsmaßnahmen kritisierte sie medial, was zu Aufmerksamkeit in sozialen Medien und überregionaler Berichterstattung geführt hat.[5] Ende September 2018 kam sie erneut nach Deutschland, wo sie medizinisch und psychologisch betreut wird.[6]
Im November 2019 räumte sie ein, dass sie ihrem Peiniger nicht in Deutschland gegenüber gestanden habe, sondern dies eine Verwechslung war.[7]
Leben
Gefangenschaft und Flucht
2014 überfiel der Islamische Staat das Dorf der damals 15-Jährigen. Sie wurde zusammen mit anderen jungen und minderjährigen Frauen verschleppt. Auf einem Sklavenmarkt wurde sie für 100 amerikanische Dollar an ein IS-Mitglied verkauft. Dieser hat sie vergewaltigt und körperlich wie seelisch misshandelt. Vom 3. August bis 22. Oktober 2014 wurde sie zusammen mit sechs anderen Frauen von 18 IS-Tätern missbraucht. Jesiden sind Freiwild bei der IS: sie werden vergewaltigt, getötet und missbraucht. Ihr gelang, zusammen mit anderen jungen und minderjährigen Frauen, die Flucht – sie hatten Allergiemedikamente ins Essen getan, woraufhin die Täter eingeschlafen sind. Sie flüchtete ins Sindschargebirge, wohin viele Jesiden geflüchtet waren. Dort traf sie einige Familienmitglieder.[8][9] Im Rahmen des "Sonderkontingent, für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder", einem Programm der baden-württembergischen Landesregierung für jesidische Frauen und Kinder,[10] konnte sie mit ihrer Mutter und einem Bruder nach Deutschland einreisen und wurde in Baden-Württemberg betreut.
Geflüchtete hat nach eigenen Angaben IS-Peiniger wiedererkannt
In Schwäbisch Gmünd 2018 traf sie Abu Humam, einen ihrer Peiniger, auf der Straße wieder.[11] Dieser kam auf sie zu und erzählte ihr Details über ihren Aufenthaltsort, sagte ihr, dass er alles über ihren Aufenthalt in Deutschland wisse, und gab detaillierte Beschreibungen über ihre Familie preis. Zum Schluss sagte er ihr, dass er sie an ihren Augen wiedererkennen würde: „Er sagt, er kenne mein ganzes Leben in Deutschland. Ich hatte solche Angst, ich konnte nicht mehr reden“, sagte sie auf YouTube. Das Misshandlungsopfer des IS ging zur deutschen Polizei und stellte eine Strafanzeige. Auch weitere Frauen geben an, diesen Mann als IS-Täter wiedererkannt zu haben.[9] Laut eigenen Angabe erhielt sie kaum Unterstützung vom deutschen Staat: „Die Polizei sagte mir, er ist genau wie ich ein Flüchtling und dass sie nicht viel tun könnten. Sie gaben mir nur eine Telefonnummer, die ich kontaktieren könne, wenn Abu Humam mich wieder anspricht.“ Letztenendes ist sie aus Deutschland geflohen: „ich hatte solche Angst, ich konnte nicht mehr in Deutschland bleiben“.[8][12]
Landeskriminalamt in Baden-Württemberg und die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe behaupten, dass sie keine Ermittlungen im Fall durchführen können "da die Zeugin für Rückfragen aktuell nicht erreichbar ist." Laut Aschwak T. hätten die deutschen Behörden nicht versucht sie im Irak zu kontaktieren. Der Deutschen Presse-Agentur sagte sie "Warum rufen die mich nicht an?" Nach Recherchen des SWR stützen Zeuginnen die Darstellung der Frau. Die stellvertretende Vorsitzende des Zentralrates der Jesiden, Zemfira Dlovani, berichtete, weitere Mädchen hätten den mutmaßlichen IS-Kämpfer wiedererkannt.[13]
Ende Oktober 2018 wurde bekannt, dass die Behörden Zweifel an dem Vorfall hegen. Demnach habe ihr Vater versucht, mit der Familie nach Australien auszuwandern. Nachdem dies von Australien abgelehnt wurde, verlangte er von der baden-württembergischen Landesregierung, 20 Angehörige aufzunehmen, andernfalls werde er eine Medienkampagne starten. Insider vermuten, dass Aschwak von ihrer Familie als Hebel benutzt wird.[2] Der Psychologe Jan İlhan Kızılhan, der das baden-württembergische Jesiden-Programm leitet, hält es für möglich, dass Aschwak wegen ihres Traumas einen fremden Mann für den Täter gehalten habe.[14] Im November 2019 räumte sie ein, dass sie ihrem Peiniger in Deutschland nicht gegenüber gestanden habe.[7]
Einzelnachweise
- Victoria Bisset & Lyse Doucet: I met my IS captor on a German street. In: BBC News vom 18. August 2018
- https://www.rnz.de/politik/suedwest_artikel,-medienkampagne-mit-traumatisierter-jesidin-ashwaq-wird-von-einem-teil-ihrer-familie-als-hebel-benutz-_arid,397070.html
- Aschwak T.: Aus Deutschland geflohene Jesidin kritisiert Behörden. Abgerufen am 12. Januar 2019.
- Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Schwäbisch Gmünd: Verwirrung um gepeinigte Jesidin. Abgerufen am 12. Januar 2019.
- Traf Jesidin in Deutschland auf IS-Peiniger? Tagesschau online vom 18. August 2018
- Frühere IS-Sklavin wieder in Deutschland
- tagesschau.de: Jesidin traf doch nicht in Deutschland auf IS-Peiniger. Abgerufen am 7. März 2020.
- Aschwak T.: Aus Deutschland geflohene Jesidin kritisiert Behörden. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 18. August 2018]).
- Andrew Moussa, Valerie Höhne, Matthias Gebauer: Jesidin in Deutschland: Als Aschwak Talo ihren IS-Peiniger in Schwäbisch-Gmünd wiedererkannte. In: Spiegel Online. 17. August 2018 (spiegel.de [abgerufen am 18. August 2018]).
- Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Baden-Württemberg: Hilfsprogramm für Jesiden läuft aus. Abgerufen am 25. Juli 2021.
- Andrew Moussa, Valerie Höhne, Matthias Gebauer: Jesidin in Deutschland: Als Aschwak Talo ihren IS-Peiniger in Schwäbisch-Gmünd wiedererkannte. In: Spiegel Online vom 17. August 2018.
- SWR Aktuell: Jesidin kritisiert deutsche Ermittler. In: swr.online. (swr.de [abgerufen am 18. August 2018]).
- Aschwak Talo beklagt mangelndes Engagement der Ermittler Spiegel Online vom 18. August 2018
- Medienkampagne mit traumatisierter Jesidin?: "Ashwaq wird von einem Teil ihrer Familie als Hebel benutzt". Abgerufen am 25. Juli 2021.