Armenischer Friedhof (Pangaltı)
Der Armenische Friedhof Pangaltı (armenisch Սուրբ Հակոբ հայկական գերեզմանատուն) von 1551 befand sich im Konstantinopler Viertel Pangaltı (heute: Elmadağ) am Taksim-Platz und gehörte dem Surp-Agop-Krankenhaus.[1] An seiner Stelle stehen heute die Hotels Divan, Hilton und Hyatt, ein Teil des Gezi-Parks sowie das Gebäude des Türkischen Rundfunks (TRT).[2][3][4]
Er war Teil eines großen, konfessionell gemischten Friedhofsareals im Norden Taksims. Der Friedhof war der größte nichtmuslimische Friedhof in der Geschichte Istanbuls.[5][6]
Geschichte
Der Pangaltı-Friedhof wurde 1560 gegründet, nachdem eine Epidemie die armenische Gemeinde dazu brachte, sich an Sultan Süleyman I. zu wenden.[7] Wegen seines armenischen Kochs, Manouk Karaseferyan aus Van, der ihm das Leben gerettet hatte, nahm Süleyman das Gesuch zum Bau des Friedhofs an.[8] Er wurde 1780 vergrößert und 1853 von einer Mauer umschlossen.[9] Der Bezirk Pera lag nahe am Friedhof, sodass ein Ausbruch von Cholera 1865 die osmanische Regierung dazu verleitete, Beerdigungen zu verbieten und sie stattdessen im armenischen Şişli-Friedhof abhalten zu lassen.[4][10] Auf Wunsch der meist europäisch-christlichen Bewohner Peras wurde in 1869 ein Teil des armenischen Friedhofsgeländes in einen der ersten öffentlichen Parks Istanbuls, den Taksim Garten, umfunktioniert.[11][6]
Der restliche Pangaltı-Friedhof wie auch der benachbarte muslimische Friedhof Ayaspaşa Mezarlığı wurde im Zuge der Restrukturierungen Taksims durch Henri Prost überbaut. 1939 wurden die Marmorgrabsteine verkauft[6][12][1] und beim Bau der Säulen und Treppen des Gezi-Parks verwendet.[13][14][15][16][2][8] Andere Teile des Friedhofs wurden beim Aufbau des Eminönü-Platzes verwendet, der wie der Gezi-Park vom französischen Stadtplaner und Architekten Henri Prost erbaut wurde.[17][18][14][2][16][15][8]
Während der Grabungsarbeiten für die Renovierung des neuen Taksim-Platzes wurden 16 Grabsteine des armenischen Pangalti-Friedhofs entdeckt.[19]
Rechtssache
1932 reichte Mesrob Naroyan, der Armenische Patriarch von Konstantinopel, eine Klage für die Rückgabe des Eigentums ein,[7] da die Istanbuler Stadtverwaltung den Friedhof für sich beanspruchte. Die Stadtverwaltung begründete dies damit, dass das Patriarchat keine Grundstücksurkunde besitze.[20][7][21] Das Patriarchat gab an, dass es trotz des Fehlens solch einer Urkunde trotzdem das Recht habe den Friedhof zu besitzen, da das türkische Gesetz den Erwerb solch einer Grundstücksurkunde erlaubte, wenn ein Grundstück über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren unanfechtbar besetzt war. Da dies beim Patriarchat, als langjähriger Nießbraucher des Friedhofs, gegeben war, beanspruchte es das Eigentum für sich.[21]
Aufgrund der Ergebnisse einer Kommission, die den Fall untersuchte, befand das Gericht am 9. Juli 1932 jedoch die Argumentation des Patriarchaten als gegenstandslos, wodurch die Armenier den Friedhof verloren.[7][21]
Einzelnachweise
- Gokhan Tan: Varolmayanın tescili. In: Radikal. 24. Juli 2011, abgerufen am 21. Dezember 2012 (türkisch).
- Tamar Nalci: Istanbul Radio was an Armenian Cemetery. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Midyat. Archiviert vom Original am 20. August 2017; abgerufen am 21. Dezember 2012 (türkisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Vehbi Koç: My life story: the autobiography of a Turkish businessman. Vehbi Koç Foundation, 1977, S. 238.
- Pars Tuğlacı: İstanbul Ermeni kiliseleri. Pars Yayın, Istanbul 1991, ISBN 978-975-7423-00-3.
- Feriha Büyükünal: Bir zaman tüneli: Beyoğlu. 1. baskı. Auflage. Doğan Kitap, Güneşli, Istanbul 2006, ISBN 978-975-293-433-7, S. 21.
- Emile Greenhouse: The Armenian Past of Taksim Square. In: The New Yorker. 28. Juni 2013, abgerufen am 7. Februar 2015.
- Tamar Nalci: Bir Gasp Hikâyesi. In: Bianet. 27. August 2011, abgerufen am 21. Dezember 2012 (türkisch).
- Guillaume Perrier: Sous le parc occupé d’Istanbul, un cimetière arménien. In: Le Monde. 11. Juni 2013, abgerufen am 7. Februar 2015 (französisch): „Le terrain donné par le sultan se trouve aujourd'hui au nord de la place Taksim, occupé par une partie du parc Gezi, quelques hôtels de luxe, des immeubles et un bâtiment de la Radio télévision turque (TRT). De ce vaste terrain, seul l’hôpital Sourp Hagop subsiste. Le reste, qui appartenait à la communauté, a été spolié par la République. Le cimetière a été entièrement détruit dans les années 1930 et ses pierres tombales ont été réutilisées dans la construction d’un nouveau centre urbain par l’urbaniste Henri Prost, lauteur du plan d’aménagement d’Istanbul choisi par Atatürk.“
- Günay Göksu Özdoğan: Türkiye’de Ermeniler : cemaat, birey, yurttaş. 1. baskı. Auflage. İstanbul Bilgi Üniversitesi Yayınları, Şişli 2009, ISBN 978-6-05399095-6.
- BEYOĞLU ÜÇ HORAN (YERRORTUTYUN) ERMENİ KİLİSESİ VAKFI. SURP YERRORTUTYUN ERMENİ KİLİSESİ. (Nicht mehr online verfügbar.) In: istanbulermenivakiflari.org. Hrant Dink Vakfı, 21. Juni 2012, archiviert vom Original am 7. Januar 2015; abgerufen am 4. Juli 2013 (türkisch).
- Zeynep Çelik: The Remaking of Istanbul: Portrait of an Ottoman City in the Nineteenth Century. 2. publication Auflage. University of California Press, 1986, ISBN 0-520-08239-7, S. 163.
- In Istanbul’s Heart, Leader’s Obsession, Perhaps Achilles’ Heel. In: The New York Times. 7. Juni 2013, abgerufen am 27. Juni 2013 (englisch).
- Learning From Taksim Square: Architecture, State Power, and Public Space In Istanbul. In: The Huffington Post. 14. Juni 2013, abgerufen am 27. Juni 2013 (englisch).
- Karin Karakasli: Geçmise direnmek. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Agos. 6. Juni 2013, archiviert vom Original am 6. Januar 2014; abgerufen am 7. Februar 2015 (türkisch): „Mezar taslarinin çogu, sehir planlamacisi Henri Prost’un tasarladigi yeni Eminönü Meydani’nin onariminda ve Gezi Parki’nin merdivenlerinin yapiminda kullanilir.“
- Burak Çetintaş: İstanbul: Şehri yıkarak tarihe geçenler. In: NTV Tarih. Nr. 47, Dezember 2012.
- Kevork Pamukciyan: Ermeni kaynaklarından tarihe katkılar. Aras Yayıncılık, Istanbul 2003, ISBN 975-7265-53-5.
- Gökhan Tan: Varolmayanın tescili. In: Radikal. 24. Juli 2011, abgerufen am 21. Dezember 2012 (türkisch): „Mezartaşlarının çoğu, şehir planlamacısı Henri Prost’un tasarladığı yeni Eminönü Meydanı’nın onarımında ve Gezi Parkı’nın merdivenlerinin yapımında kullanılır.“
- Tarih ve toplum. Issues: 37-48 Auflage. Tarih ve Toplum: Aylık Ansiklopedik Dergi, 1987, S. 86 (online [abgerufen am 20. Januar 2013] Mezar taşlarının büyük kısmı ise, Eminönü Meydanfnın onannıında kullamlmıştır.).
- Ali Ekber ERTÜRK: Taksim’de Ermeni mezarları çıktı. In: Akşam. 29. Juni 2013, abgerufen am 7. Februar 2015 (türkisch).
- Zaven Der Yeghiayan: My patriarchal memoirs. Hrsg.: Ghazarian. Mayreni publ., Barrington (R.I.) 2002, ISBN 978-1-931834-05-6 (kommentiert von Vatche Ghazarian).
- Soner Çağaptay: Islam, secularism, and nationalism in modern Turkey: who is a Turk? Routledge, ISBN 978-1-134-17448-5, S. 135 (online [abgerufen am 21. Dezember 2012]).