Anta
Anta ist die portugiesische Bezeichnung für etwa 5000 Megalithanlagen, die während des Neolithikums im Westen der Iberischen Halbinsel von den Nachfolgern der Cardial- oder Impressokultur errichtet wurden. Auch andere volkstümliche Begriffe wie Arcas, Orcas oder Lapas ersetzen in Portugal in der Regel den Begriff Dolmen. Völlig gleichartige Anlagen werden in Spanien als Dolmen bezeichnet. Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie neolithischer Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung.[1]
Aufbau
Antas sind oval-polygonale Dolmen, deren Tragsteine leicht nach innen geneigt sind, während die oft einzige Deckenplatte leicht nach vorne geneigt ist und von dem zumeist besonders breiten „Stirnstein“ (gegenüber dem Gang; am Ende der Kammer) und den beiden Steinen am Zugang getragen wird. Sie waren einst von heute zumeist abgetragenen Erdhügeln bedeckt, durch die ein niedriger, gedeckter mitunter gegliederter Gang zur Kammer führte. Die Gänge sind kaum mehr oder nur noch bruchstückhaft vorhanden. Vor dem äußeren Ende des Ganges findet sich mitunter noch der runde plattierte Vorplatz, der hier Atrium genannt wird.
Gliederung
Die Kammer der meisten Antas hat ihre größte Ausdehnung in Verlängerung des Ganges so genannter „Langkammern“, einige sind dagegen so genannte „Breitkammern“. Deren längste Seite liegt quer zum Gang. Bei einigen Antas waren keine Gänge nachzuweisen.
- Arrayolos
- Grundriss einer „langkammerigen“ Anta
- Grundriss einer „breitkammerigen“ Anta
- Grundriss der „breitkammerigen“ Anta von Arca
- Anta von Paredes
- Anta da Igreja, im Vordergrund der Zugang
- Anta Dólmen da Barrosa
- Anta Grande do Zambujeiro
- Schema einer halbierten Anta
- Anta São Geraldo
Baumaterial
Bei der Entnahme von Rohlingen für Deck- und Tragsteine wurde eine fachmännische Auswahl getroffen die eine Bearbeitung weitgehend erübrigte. Dies lassen die Formen der von Plutoniten (vor allem Tonalite, Granodiorite und Granite) entnommenen Steine erkennen. So zeigen Deckplatten kleinerer bis mittlerer Größe sehr häufig eine mehr oder weniger ebene, als Kluftfläche kennbare Unterseite und eine konvexe Oberseite, die aufgrund ihrer Anwitterung deutlich als ehemalige Felsoberfläche erkennbar ist. Eine solche auf einer Kuppe liegende Platte wurde also parallel zur Felsoberfläche an der natürlichen Kluft gelöst. Planparallele Decksteine können oberflächenparallel entnommen worden sein. Bei entsprechender Ausbildung der Schmalseiten – zu einem großen Teil in die gleiche Richtung abgeschrägt – wird dies deutlich.
Auch bei Tragsteinen sind aufgrund ihrer Form, z. B. plankonvex oder planparallel mit rechtwinkeliger oder schräger Schmalseite, die gleichen Aussagen zur Entnahmepraxis möglich. Sichere Hinweise auf Bearbeitung wurden selten beobachtet. Die Tragsteine von Fonte da Malga und einzelne Blöcke der Monumente von Cota und Barro zeigen allerdings Bearbeitungsspuren.
Lage
Antas liegen an Bächen auf weiten Hochflächen oder auf kleinen Anhöhen. Weitestgehend erhalten sind:
- Anta de Pendilhe (Viseu)
- Anta Grande do Zambujeiro (Évora)
- Anta pintada de Antelas (Viseu)
- Fiães da Telha (Viseu)
- Comenda da Igreja (Évora)
Die größten Antas sind die zu National-Denkmälern erklärten Anta Grande do Zambujeiro südwestlich von Évora und „Carapito I“ oder „Casa da Moura“ (Haus der Maurin) nordwestlich von Guarda in der Beira Interior Norte. Die dichtesten Verbreitungen vorzeitlicher Monumente finden sich in Portugal in folgenden Gebieten:
Andere Anlagen in Portugal
Außer den Dolmen gibt es in Portugal auch Felskuppel- und Kuppelgräber, Mamoas (im Norden), Ganggräber wie Chã da Parada sowie ganglose polygonale (Cabeço da Arruda) oder rechteckige Anlagen.
Deutung
Antas wurden im Altertum als Altäre angesehen, die Skelettfunde wurden als Menschenopfer gedeutet. Einige größere Antas, wie São Brissos bei Escoural und São Dionisio mitten in Pavia (Portugal) im Alentejo wurden zu christlichen Kapellen oder Eremitagen umgebaut. In Kirchen integriert wurden Alcobertas in die „Igreja Matriz“ bei Santarém und Nossa Senhora do Monte bei Penedono (Viseu). Auch die unmittelbare Nachbarschaft von Anta (oder Menhir) und Kirche ist gegeben, etwa in São Bartolomeu do Mar, Anta 1 von Saragonheiros, São Gens I und São Fausto.
Literatur
- Deutsches Archäologisches Institut – Abteilung Madrid: Probleme der Megalithgräberforschung. Vorträge zum 100. Geburtstag von Vera Leisner. New York : de Gruyter Berlin u. a. 1990, ISBN 3-11-011966-8 (Madrider Forschungen 16).
- Thomas G. Schattner (Hrsg.): Archäologischer Wegweiser durch Portugal (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Bd. 74). Von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2313-1.
- W. Vortisch: Geologisch-petrographische Untersuchungen an megalithischen Monumenten – Beispiele aus Portugal. In: Karl W. Beinhauer (Hrsg.): Studien zur Megalithik. = The megalithic phenomenon. Forschungsstand und ethnoarchäologische Perspektiven. Beier & Beran, Mannheim u. a. 1999, ISBN 3-930036-36-3, (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. 21).
- Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Bd. 36). Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3.
Einzelnachweise
- J. Müller In: Varia neolithica VI 2009 S. 15
Weblinks
- Fotos – Dolmen, Menhire und Steinkreise in Portugal (zuletzt abgerufen am 14. Dezember 2012)
- Foto der Kapellen-Ante São Dionisio in Pavia (zuletzt abgerufen am 14. Dezember 2012)
- Megalitismo funerário: origens do fenómeno (port.)