Alice Mabota
Maria Alice Mabota[Anmerkungen 1] (* 8. April 1949 in Lourenço Marques, Portugiesisch-Ostafrika) ist eine mosambikanische Menschenrechtsaktivistin und Vorsitzende der mosambikanischen Menschenrechtliga.
Leben
Jugend
Maria Alice Mabota wurde im Frühjahr 1949 in der Missionsstation Missão José, dem heutigen Hospital Geral José Macamo, geboren. Üblicherweise ließen Familien mit sog. „Indigenen“-Status – wie es die Familie von Mabota war – Kinder nicht sofort bei der Geburt registrieren. Aus diesem Grunde wurde ihr Alter im Vergleich der Physiognomie mit anderen Kindern geschätzt.[1]
Mabota lebte zeitweise bei ihrem Vater im Viertel Machava 15. Die erste Grundschule besuchte Mabota in der Missionsstation Missão de São Roque in Matutuíne, etwa 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Dort konnte sie jedoch – wie damals für Mosambikaner mit „Indigenen“-Status üblich – nur die Grundschule absolvieren. Zeitweise lebte sie auch bei ihrem Onkel auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstadt, in Catembe. Dort wurde Mabota auch 1966 getauft.[1]
Aufstieg und weitere Ausbildung
1967/68 kam Mabotas Mutter aus dem südafrikanischen Untergrund, wo sie laut Berichten für die mosambikanischen Befreiungsfront FRELIMO gearbeitet hatte. Mabotas Mutter bestand darauf, dass ihre Tochter ihre Ausbildung weiterverfolgte. Daraufhin besuchte sie abends die weiterführende Schule und arbeitete tagsüber als Putzkraft in verschiedenen Einrichtungen.[1]
1973 begann sie am Instituto de Investigação Agronómica der kolonialen Landwirtschaftsbehörde (bzw. dem späteren Landwirtschaftsministerium) zu arbeiten, beendete diese Arbeit jedoch 1980 aufgrund von persönlichen Differenzen. Ein Arbeitsangebot des mosambikanischen Geheimdienstes Serviços de Informação e Segurança do Estado (SISE) lehnte sie ab.[1]
Ihre siebte Klasse beendete sie an der Sekundarschule Francisco Manyanga, ihre neunte Klasse an der Sekundarschule Josina Machel im Zentrum Maputos. Daraufhin erlangte sie ihre Zugangsberechtigung zum Studium, konnte sich jedoch weder durchringen, Medizin zu studieren, – da sie laut eigener Aussage keine Kadaver sehen konnte –, noch Internationale Beziehungen, – da sie weder Englisch noch Französisch sprechen konnte. Daraufhin gab sie vorerst Portugiesisch-Unterricht an der Sekundarschule Francisco Manyanga, zur Zeit als David Simango Leiter der Schule war. Später arbeitete sie in der Patrocínio e Assistência Jurídica (IPAJ) sowie in der staatlichen Liegenschaftsverwaltung Administração do Parque Imobiliário do Estado (APIE).[1]
Gründung der Menschenrechtsliga
Einen großen Umbruch im Leben von Mabota brachte 1993 der Besuch einer Wiener Konferenz zu Menschenrechten, wo sie für 45 Tage verweilte. Dies motivierte sie, sich sehr für Menschenrechte in Mosambik zu engagieren. Zurück aus Wien gründete sie 1995 gemeinsam mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten sowie Intellektuellen Mosambiks die Liga dos Direitos Humanos de Moçambique, zu Deutsch „Menschenrechtsliga“, nach guinea-bissauischem Vorbild.[1][2]
Seit dieser Zeit ist Alice Mabota Vorsitzende der Menschenrechtsliga und hat sich als eine der bekanntesten Stimmen der mosambikanischen Zivilgesellschaft etabliert.[3] Insbesondere in den 2010er Jahren kritisierte sie die zunehmende Polarisierung der mosambikanischen Politik zwischen FRELIMO und RENAMO. Die Menschenrechtsliga organisierte gemeinsam mit anderen Organisationen der mosambikanischen Zivilgesellschaft mehrere Protestmärsche für Frieden, Gleichberechtigung und gegen Korruption in der mosambikanischen Hauptstadt. Im Zuge dessen erhielt sie zahlreiche Todesdrohungen und auch öffentliche Schmähungen, die dem radikalen FRELIMO-Flügel zugeschrieben werden.[4][5] Auch die mosambikanische Kriminalpolizei verhörte sie bereits, da ihr Präsidentenbeleidigungen vorgeworfen wurden.[6]
2010 erhielt Mabota den von der US-Regierung gestifteten International Women of Courage Award.[Anmerkungen 2][7][8]
2014 erwog Mabota zeitweise, für die Präsidentschaftswahlen zu kandidieren, zog dies jedoch letztendlich zurück.[9]
Anmerkungen
- Traditionell auch Mavota oder Mahota, je nach Transkription unterschiedlich.
- Die Seite des US Department of State gibt diese jedoch nicht als Preisträgerin an, zahlreiche (unabhängige) Quellen berichten jedoch von der Preisverleihung in der US-Botschaft in Maputo, Mosambik.
Einzelnachweise
- Emildo Sambo: “Temos de alcançar a independência em prol das futuras gerações”, Alice Mabota. In: A Verdade. 10. März 2015, abgerufen am 2. September 2016 (portugiesisch).
- The Status of Human Rights Organizations in Sub-Saharan Africa Mozambique. In: hrlibrary.umn.edu. Abgerufen am 2. September 2016.
- I have a right to | BBC World Service. In: www.bbc.co.uk. Abgerufen am 2. September 2016.
- QUEM É ARMANDO GUEBUZA. In: Jornal Domingo. 13. Oktober 2013, abgerufen am 2. September 2016 (portugiesisch).
- José dos Remédios: Alice Mabota diz que sofre ameaça para abortar marcha do próximo sábado. In: O País. 15. Juni 2016, abgerufen am 2. September 2016 (portugiesisch).
- Leonel Matias: Polícia de Moçambique interroga ativista Alice Mabota. In: Deutsche Welle. 16. Januar 2014, abgerufen am 2. September 2016 (portugiesisch).
- MOZAMBIQUE: Alice Mabota Wins 2010 International Women of Courage Award. 3. Februar 2015, abgerufen am 2. September 2016.
- Alice Mabota é a mulher mais corajosa de Moçambique. In: O País. 4. Mai 2010, abgerufen am 2. September 2016 (portugiesisch).
- Alice Mabota admite candidatar-se à presidência de Moçambique | Portal de Angola. In: Portal de Angola. 23. Januar 2014, abgerufen am 2. September 2016.