Alfred Schnüttgen

Alfred Schnüttgen, m​it Ordensnamen Reginaldo (* 13. Januar 1930 i​n Attendorn; † 1. April 1990 i​n Olinda Brasilien) w​ar ein Franziskanerpater. Er arbeitete a​ls Missionar u​nd Entwicklungshelfer.

Leben

Alfred Schnüttgen w​ar das jüngste v​on acht Kindern d​er Eheleute Anton u​nd Therese Schnüttgen. Er besuchte b​is zur Unterprima d​as Attendorner Gymnasium (heute Rivius-Gymnasium) u​nd trat d​ann in d​en Franziskanerorden ein. Nach einjährigem Noviziat i​n Rietberg w​urde er v​on seinem Orden a​ls Missionar n​ach Nordbrasilien entsandt. Sein Theologiestudium absolvierte Schnüttgen a​n den Ordensfakultäten d​er Franziskaner i​n Olinda (Provinz Recife) u​nd Salvador d​a Bahia. Am 10. August 1956 w​urde er i​n Olinda z​um Priester geweiht. Zu seiner Lebensaufgabe machte e​r die Arbeit m​it den Fischern i​m Nordosten Brasiliens, d​eren Alltag u​nd Nöte e​r sehr g​enau studierte. Schnüttgen w​urde Priester d​er Diözese Olinda u​nd Recife u​nd Mitarbeiter v​on Erzbischof Dom Helder Camara, m​it dem i​hn ein freundschaftliches Verhältnis verband.[1] Wie dieser w​ar Padre Alfredo e​in Vertreter d​er Befreiungstheologie, d​ie sich a​ls Stimme d​er Armen versteht u​nd gegen d​eren Ausbeutung u​nd Entrechtung kämpft. Von e​iner seelsorglichen Tätigkeit entwickelte s​ich sein Engagement h​in zum Einsatz für d​ie politischen u​nd sozialen Rechte d​er Fischer. Unter anderem initiierte e​r die Gründung e​iner Fischergewerkschaft. Wiederholt geriet e​r dabei i​n der Zeit d​er brasilianischen Militärdiktatur i​n Konflikt m​it der Polizei u​nd den lokalen Oligarchen.[2]

Seiner sauerländischen Heimat blieb Schnüttgen zeitlebens verbunden und stattete ihr regelmäßig Besuche ab. 1961 feierte er in der Attendorner Pfarrkirche St. Johannes Baptist seine Heimatprimiz. Die Unterstützung, die er von dort erhielt, trug unter anderem zum Bau eines Krankenhauses in Itapissuma und eines Tagungshauses für die Fischer in Olinda bei.

Bei e​inem Besuch v​on Fischerprojekten i​n Westafrika i​m März 1990 infizierte s​ich Pater Alfred Schnüttgen m​it Malaria. Wenige Tage n​ach der Rückkehr n​ach Brasilien s​tarb er a​m 1. April 1990 i​m Krankenhaus Tricentenário i​n Olinda.

Bedeutung und Ehrungen

Alfred Schnüttgen hat sich als Missionar für soziale Gerechtigkeit in Brasilien eingesetzt. Er gilt als einer der Gründer der Brasilienhilfe als landesbezogene Entwicklungshilfe, die heute von verschiedenen Vereinen fortgesetzt wird. Seine Tätigkeit bestand dabei schwerpunktmäßig in der Arbeit mit Fischern im Rahmen einer solidarischen Fischerpastoral.[3] 1975 entstand unter der Regie von Georg Stingl ein Dokumentarfilm über seine Arbeit unter dem Titel Fischfang in Olinda – Pastoralarbeit bei den Vergessenen.[4] Er veröffentlichte außerdem selbst ein Buch über seine Arbeit unter dem Titel Fischer auf dem Weg ihrer Förderung und Befreiung.[5] Schon früh erkannte Schnüttgen die Bedeutung des Umweltschutzes, weil die Fischer am eigenen Leib die Auswirkungen der industriellen Wasserverschmutzung erleben mussten.[6]

Die Gemeinde Itapissuma im Nordosten Brasiliens machte Alfred Schnüttgen 1987 zu ihrem Ehrenbürger. In seiner Heimatstadt Attendorn wurde 2013 eine Straße nach ihm benannt.[7] Sein Lebenswerk, die Fischerpastoral in Brasilien, wird bis heute vom Eine Welt e.V. in Attendorn unterstützt.[8]

Literatur

  • Alfred Schnüttgen: Fischer auf dem Weg ihrer Förderung und Befreiung: Pastoralexperiment unter den Fischern von Olinda und der Region Nordosten II (1968 - 1974). Brasilienkunde-Verlag, Mettingen 1978.
  • Alfred Schnüttgen: Pastoralexperiment unter einfachen Fischern im Nordosten Brasiliens, in: Missionare im Lernprozess. 10 Jahre Seminararbeit der Missionszentrale der Franziskaner Brasilienkunde-Verlag, Mettingen 1979, S. 186–193.
  • Wilfried Liehr: Fischer in Brasilien: Schritte zur Selbstbefreiung durch Basisorganisation – Das Beispiel brasilianischer Fischereigenossenschaften.Brasilienkunde-Verlag, Mettingen 1983.
  • Franz J. Röhr, Karl H. Heeke, Franz Th. Sonka: Fischerpastoral in Brasilien: Eine wirksame Unterstützung im Befreiungsprozess der Fischer. Brasilienkunde-Verlag, Mettingen 1988
  • Walter Schäfer: Herz und Kopf der Fischerpastoral. Zum Tod von Franziskanerpater Alfred Schnüttgen, in: Der Dom, 22. April 1990, S. 9.
  • Meinolf Lüttecke: Apostel der Fischer Brasiliens. Vor 30 Jahren starb der Attendorner Pater Alfred Schnüttgen, in: Heimatliebe. Attendorn – Drolshagen – Olpe – Wenden. Heft Winter 2020, hg. vom Druckhaus Frey, Attendorn 2020, S. 56–59.

Film

  • Fischfang in Olinda – Pastoralarbeit bei den Vergessenen. Regie: Georg Stingl, Deutschland 1975

Einzelnachweise

  1. Weihnachtsrundschreiben 2014 des AK Eine Welt Attendorn}
  2. Röhr/Heeke/Sonka, und mündlicher Bericht von Pater Alfred Schnüttgen bei einem Besuch in Attendorn 1986
  3. Franz J. Röhr, Karl H. Heeke, Franz Th. Sonka: Fischerpastoral in Brasilien: Eine wirksame Unterstützung im Befreiungsprozess der Fischer. Brasilienkunde-Verlag, Mettingen 1988, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. DMLT Online Datenbank. Medienladen Trier, Trier, abgerufen am 14. Juli 2011.
  5. Alfredo Schnüttgen: Fischer auf dem Weg ihrer Förderung und Befreiung: Pastoralexperiment unter d. Fischern von Olinda u.d. Region Nordosten II (1968 - 1974). Brasilienkunde-Verlag, Mettingen 1978, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Weihnachtsrundschreiben 2014 des AK Eine Welt Attendorn}
  7. Mit neuen Straßennamen bedeutende Attendorner ehren. 18. März 2013, abgerufen am 20. September 2020 (deutsch).
  8. Ein Besuch im Weltladen. 6. November 2015, abgerufen am 27. Dezember 2020 (deutsch).
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