Albéric de Pisançon
Albéric de Pisançon oder Alberic[h] von Besançon (auch Alberic de Besançon) war ein französischer Dichter des Mittelalters aus dem frankoprovenzalischen Sprachgebiet von Lyon – Vienne – Romans.
Bedeutung
Bekannt und überliefert ist der Name dieses ansonsten anonym gebliebenen Dichters allein durch sein frankoprovenzalisches Alexanderlied. Es entstand vermutlich um 1100 und orientierte sich an der „Res Gestae Alexandri Macedonis“ des Iulius Valerius sowie wahrscheinlich an der „Historia de preliis Alexandri Magni“ des Leo von Neapel. Das Alexanderlied des Alberich ist nur noch als Fragment von 105 Versen überliefert.[1]
Alberich übertrug den Alexanderroman aus dem Lateinischen in einen frankoprovenzalischen Mischdialekt aus französischen, provenzalischen und lateinischen Wendungen und setzte ihn in achtsilbige Verse. Die Abfassung in Versen erleichterte den mündlichen Vortrag, die Verwendung der frankoprovencalischen Volkssprache begünstigte eine leichte Verständlichkeit und eine weite Verbreitung. Auffällig ist auch die eigene Namensnennung, für die es in Frankreich vor 1100 keine Parallelen gibt.[2]
Um 1150 übersetzte der Pfaffe Lamprecht das Alexanderlied des Alberich ins Mittelhochdeutsche. Mit seinem Alexanderlied schuf Lamprecht die erste Großerzählung deutscher Sprache. Der Originaltext ist verschollen, aber mit dem „Vorauer“, dem „Straßburger“ und dem „Basler Alexander“ sind mehrere Fassungen des Stoffs erhalten geblieben. Der Autor der französischen Vorlage wird im „Vorauer Alexander“ Alberich von Bisinzo und im „Straßburger Alexander“ Elberîch von Bisenzun genannt.
Literatur
- Angelica Rieger: Der Alexanderroman. Ein Ritterroman über Alexander den Großen. Text- und Bildband mit Abbildungen aus der Handschrift 78 C 1 Kupferstichkabinett. Berlin/Wiesbaden 2006, ISBN 3-928127-97-7.
- Ulrich Mölk: Alberics Alexanderlied, in: Jan Cölln, Susanne Friede, Hartmut Wulfram (Hg.) unter Mitarbeit von Ruth Finckh: Alexanderdichtungen im Mittelalter. Kulturelle Selbstbestimmung im Kontext literarischer Beziehungen. Sonderforschungsbereich „Internationalität Nationaler Literaturen“, Wallstein Verlag Göttingen, August 2000, S. 21–36, ISBN 978-3892441991.
- Karl Kinzel (Hrsg.): Lamprechts Alexander nach den drei Texten mit dem Fragment des Alberic von Besançon und den lateinischen Quellen. Halle a. S. 1884 (= Germanistische Handbibliothek. Band 6).
Weblinks
- Bibliographie auf Arlima.net
- Literatur von und über Albéric de Pisançon in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Angelica Rieger: Der Alexanderroman. Ein Ritterroman über Alexander den Großen, S. 165.
- Ulrich Mölk: Alberics Alexanderlied, S. 22.