Afghan Local Police
Die Afghan Local Police (deutsch: Lokale Afghanische Polizei) oder kurz ALP ist eine im August 2010 vorgestellte,[1] paramilitärische Hilfspolizeitruppe aus Afghanistan. Die ALP soll von Dorfgemeinschaften gebildet werden, um sich selbst gegen Aufständische verteidigen zu können.[2]
Zuständigkeiten und Zusammensetzung
Offiziell untersteht die ALP dem afghanischen Innenministerium.[1] Sie wird von Spezialkräften der Vereinigten Staaten, die sie aber nicht mit Waffen versorgen dürfen, und dem afghanischen Geheimdienst ausgebildet.[2] Die Miliz wird vom Innenministerium mit Fahrzeugen, Funkgeräten und leichten Waffen versorgt. Das Einsatzgebiet ist ausschließlich das spezifische Dorf.[1]
Laut dem ISAF-Kommandanten David Petraeus können sich den ALP auch ehemalige Taliban anschließen. Laut der afghanischen Regierung soll dies jedoch nicht möglich sein.[2]
Kritik
Einige der verschiedenen Gruppen sollen eigenmächtig Steuern eintreiben. Mehrere Einheiten der ALP liefen zu den Taliban über. Es soll auch mehrere Gruppen geben, die sich als ALP bezeichnen, dies aber nicht sind.[2]
Geschichte
Im August 2010 schloss sich eine lokale Gruppe von Aufständischen aus Baghlan der ALP an. Bei den anschließenden Kämpfen mit den Taliban in Baghlan kam ein deutscher Soldat ums Leben und 14 weitere wurden verletzt.[2]
Im Herbst 2011 bezichtigte Human Rights Watch (HRW) die ALP des Mordes, der Misshandlung und des Eintreibenes von Schutzgeldern. Laut ISAF wurde daraufhin das Auswahlverfahren verbessert.[3]
Im Januar 2012 hatte die ALP etwa 10.000 Mann unter Waffen. Bis 2014 soll sich die Zahl auf 30.000 erhöhen.[3]
Ende Mai 2012 kritisierte die Afghanische Menschenrechtskommission (AIHRC) in einem Bericht den Aufbau der ALP. So sollen Rekrutierungsstandards nicht eingehalten worden sein. Die ALP sei von lokalen Anführern in „großem Umfang“ unterwandert worden. In der Provinz Herat gehörten laut dem Bericht 80 Prozent aller ALP-Mitglieder zu ehemaligen „illegalen bewaffneten Gruppen“.[4]
Anfang September 2012 umfasste die ALP etwa 16.000 Mann.[5] Am 2. September 2012 gab die ISAF bekannt, dass die Ausbildung der ALP vorübergehend eingestellt wurde. Als Grund dafür wurden verschiedene gewalttätige Zwischenfälle genannt. Im August wurden 15 Isaf-Soldaten von verbündeten afghanischen Soldaten oder Polizisten getötet, und in der Nacht auf den 2. September erschoss ein Kommandant der ALP in der Provinz Kunduz neun Zivilisten.[5]
Einzelnachweise
- Joseph R. Holstead: "Afghan Local Police" Approved For Village Protection. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Nato Training Mission Afghanistan. 18. August 2010, archiviert vom Original am 8. April 2014; abgerufen am 7. April 2014 (englisch).
- Thomas Ruttig: Ex-Taliban werden zu Hilfspolizisten. In: die tageszeitung. 10. Januar 2011, abgerufen am 11. Januar 2011.
- Jochen Stahnke: Vor der großen Neuverteilung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Abgerufen am 2. Februar 2012.
- T. Ruttig & F. Foschini: Afghanische Lokalpolizei unterwandert. In: die tageszeitung. 23. Mai 2012, abgerufen am 29. Mai 2012.
- Nato setzt Polizeiausbildung in Afghanistan aus