Adriaen van Ostade
Adriaen van Ostade (* 1610 in Haarlem (in der älteren Literatur wird häufig Lübeck angegeben),[1] getauft am 10. Dezember 1610; † 1685, begraben am 2. Mai 1685 in Haarlem; Geburtsname Adriaen Hendricx) war ein niederländischer Maler und Radierer. Isaac van Ostade war sein Bruder und Schüler.
Leben
Adriaen van Ostade war der Sohn eines Bäckers in Lubeck. Er wurde (gemeinsam mit Adriaen Brouwer) Schüler von Frans Hals und in dessen Art bis gegen 1639 tätig. Von da ab schloss er sich an die Malweise Rembrandts an, welchem seine Neigung für die malerische Ausbeutung des Helldunkels schon früher entgegengekommen war. Er starb am 2. Mai 1685 in Haarlem.
Ostade hat eine große Zahl von meist humoristischen, auch „einfigurigen“[2] Genrebildern kleinen Formats aus dem Leben der Bürger und Bauern gemalt: Raucher, Trinker, Spieler, Quacksalber, Tänzer, Raufereien etc., bisweilen auch Bildnisse. In der ersten, von Hals beeinflussten Periode seines Schaffens, aus der etwa 40 Bilder nachweisbar sind, ist ein Streben nach scharfer, lebendiger Charakteristik und nach derbem Humor zu erkennen.
Die Bilder der zweiten Periode charakterisieren außer der Helldunkelwirkung Naivität der Auffassung und gemütvollen Humor. Die Bilder der dritten Periode (meist Interieurs mit Figuren) sind durch sorgsame Durchführung bei hellem, leuchtendem Ton ausgezeichnet. Gemälde von ihm befinden sich in den Galerien zu Berlin, Dresden, Wien (kaiserl. Galerie, Liechtenstein), Paris (Louvre), München (Pinakothek), Amsterdam, in Den Haag und St. Petersburg. Ihre Zahl beläuft sich auf etwa 400. Hauptwerke sind: Der Leierkastenmann und die Bauerngesellschaft in Berlin, Das Innere einer Hütte und Der Schulmeister im Louvre, Die Bauern in der Schenke in München, Der Quacksalber in Amsterdam, Bauernfest in Petersburg, Das Atelier des Malers in Amsterdam und Der Maler an der Staffelei in Dresden. Er hat auch zahlreiche Aquarelle, getuschte Federzeichnungen und Radierungen hinterlassen.
Ausstellungen
- 2016: Kinder, Kerle, Charaktere. Das druckgraphische Werk Adriaen van Ostade. Kunsthalle Bremen.[3] Katalogbuch.
Werkauswahl
- Der Maler in seiner Werkstatt, 1663, Holz, 38×35 cm. Dresden, Gemäldegalerie.
- Der Spielmann, 1673, Holz, 45×42 cm. Den Haag, Mauritshuis.
- Die sogenannte Familie des Malers, 1654, Holz, 70×81 cm. Paris, Musée National du Louvre.
- Feierabend auf dem Lande, 1659, Holz, 37×45 cm. Kassel, Gemäldegalerie.
- Lustige Bauerngesellschaft, 1641, Holz, 45×38 cm. München, Alte Pinakothek.
- Tanzende Zwerge in einer Bauernschenke, um 1635, Holz, 24,5 × 29 cm. Kunsthalle Bremen.
- Unterhaltung am Kamin, 1661, Kupfer, 37×47 cm. Amsterdam, Rijksmuseum.
- Verkündigung an die Hirten, Holz, 69×55 cm. Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum.
- Zechende und rauchende Bauern, Holz, 30×37 cm. Karlsruhe, Kunsthalle.
- Grüßender Bauer, um 1650–55, Holz, 27×22 cm. Bonn, Privatsammlung
Galerie
- Bauernfamilie in der Stube
- Der Alchimist
- Der Federschneider
- Der Fischverkäufer
- Der Flötenspieler
- Der Maler in seiner Werkstatt (Selbstporträt)
- Der Schulmeister
- Der Violinspieler
- Die Fischhändlerin
- Die Fischverkäuferin
- Rastende Wanderer
- Vergnügte Bauern in einer Scheune
Literatur
- Joseph Eduard Wessely: Ostade, Adriaen van. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 499–501.
- Adrian Van Ostade. In: The Illustrated Magazine of Art, Vol. 3, No. 15 (1854), S. 209–218
- Gerd-Helge Vogel: Adriaen van Ostade. Kunstmappe. E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1989, ISBN 978-3-363-00424-3.
- Anja Ebert: Adriaen van Ostade und die komische Malerei des 17. Jahrhunderts. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-422-07231-2
Weblinks
Einzelnachweise
- Den Geburtsort korrigiert bereits Jacob Burkhard. Vgl.: Ders., Werke. Kritische Gesamtausgabe. Bd. 18: Neuere Kunst seit 1550. München u. Basel 2006, S. 614.
- Friedrich v. Zglinicki: Die Uroskopie in der bildenden Kunst. Eine kunst- und medizinhistorische Untersuchung über die Harnschau. Ernst Giebeler, Darmstadt 1982, ISBN 3-921956-24-2, S. 114 und 117 (Der Arzt in seinem Studierzimmer, 1665).
- Es muss nicht Rembrandt sein: Adriaen van Ostade in FAZ vom 31. Mai 2016, Seite 9.