Actuarius (Römisches Reich)

Actuarius oder Actarius (lateinisch von agere „handeln“; Plural actuarii) bezeichnete mehrere Funktionen im römischen Reich, die eines Protokollführers, später auch eines Rechnungsführers und Verwalters beim römischen Militär. Actuarii sind als „Schnellaufschreiber“ von Reden seit republikanischer Zeit bezeugt,[1] in der Kaiserzeit auch in der Funktion eines Rechnungs- oder Aktenführers.[2]

Im römischen Militär s​ind die a​us dem Bereich d​er Unteroffiziere stammenden Actuarii s​eit dem 14. September 143 d​urch den Papyrus BGU III 741,4 bekannt. Sie s​ind als Proviantmeister anzusprechen u​nd waren für d​ie Verwaltung d​er Getreidespeicher (Horrea) u​nd für d​ie Truppenversorgung verantwortlich.[3][4] Der Truppenteil, i​n dem d​ie Actuarii dienten, w​ar entscheidend für i​hren Rang u​nd ihr Gehalt. Stammten d​ie Proviantmeister während d​es Prinzipats n​och aus d​en Reihen d​es Militärs, wurden s​ie in d​er Spätantike z​u reinen Zivilbeamten. Ihre Aufgabe bestand darin, g​egen Vorlage e​iner Quittung d​ie zugestandene Menge a​n Getreide i​hrem Truppenteil zukommen z​u lassen. Bei e​inem Verkauf d​er Naturalienlieferungen musste e​r das s​o eingenommene Geld d​en Soldaten ausbezahlen.[5]

Ein actuarius w​ar laut d​er Historia Augusta Urheber d​er Verschwörung, d​er im Jahr 271 d​er Kaiser Victorinus i​n Köln z​um Opfer fiel.[6]

Siehe auch

Heutige Bedeutung

Die Bezeichnung Actuarius b​lieb über d​ie Antike hinaus für Gerichtsschreiber erhalten, i​n Deutschland n​och bis i​ns 19. Jahrhundert, b​ei kirchlichen Gerichten b​is heute. Aus d​em lateinischen actuarius h​at sich zunächst d​as englische actuary, d​ann das deutsche Pendant Aktuar gebildet. Beide Lehnwörter werden h​eute ausschließlich für d​en Aktuar (Versicherungswirtschaft) verwendet, insbesondere w​enn er a​ls Verantwortlicher Aktuar arbeitet.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Etwa Sueton, Divus Iulius 55, 3.
  2. Petronius, Satyricon 53, 1; CIL 6, 5182; CIL 6, 9106.
  3. CIL 14, 2255.
  4. Konrad Stauner: Der „Cornicularius“ in den Büros der comitalen und ducalen Kommandeure in der „Notitia dignitatum“. In: Tyche. Beiträge zur Alten Geschichte, Papyrologie und Epigraphik. Band 25, 2010; hier: S. 138.
  5. Irene-Maria Cervenka-Ehrenstrasser: Lexikon der lateinischen Lehnwörter in den griechischsprachigen dokumentarischen Texten Ägyptens mit Berücksichtigung koptischer Quellen. Faszikel 1, (= Mitteilungen aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek 27) Hollinek, Wien 1996. S. 65.
  6. Historia Augusta, Tyranni triginta 6.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.