AOMedia Video

AOMedia Video (AV) bezeichnet eine Reihe von offenen, (lizenzgebühren-)frei nutzbaren Formaten für verlustbehaftet komprimierte Videodaten, die für Videoübertragungen über das Internet optimiert sind. Sie wird von der dafür gegründeten Alliance for Open Media entwickelt, die 2015 von führenden Firmen aus der Chipindustrie, Abrufvideoanbietern und Webbrowserherstellern gegründet wurde. Das erste Format erschien im März 2018 als AV1, aus diesem wurde später das Bildformat AVIF ausgekoppelt.

Merkmale

Ein Argument für AV1 s​ind seine gebührenfreien Lizenzierungsbedingungen, m​it denen e​s sich abhebt, besonders v​om Hauptkonkurrent HEVC (H.265) d​er MPEG m​it seiner komplizierten u​nd teuren Lizenzierungssituation d​er zugehörigen Software-Patente. Ob überzeugend dargelegt werden kann, d​ass das Format k​eine Patente konkurrierender Firmen verletzt, w​ird als entscheidend für s​eine Verbreitungschancen angesehen.

Zusätzlich soll die Leistungsfähigkeit auf dem Stand der Technik sein und eine merkliche Bitrateneffizienzsteigerung bei etwas höherem Rechenaufwand bringen. Das Leistungsziel war ursprünglich eine um etwa 50 % gesteigerte Bitrateneffizienz gegenüber HEVC und dessen Hauptkonkurrent und AV1-Vorläufer VP9. Die Bitrateneffizienz war nach algorithmischer Beurteilung mittels der objektiven Metrik PSNR-HVS-M Anfang Juni 2016 bereits vergleichbar mit der von HEVC.[1] AV1 ist besonders auf höhere Auflösungen ausgelegt, als bei typischen Nutzungszenarien der derzeitigen Generation von Videoformaten (H.264) üblich sind (erweiterter Gamut, höhere Bildfrequenzen, UHD), und soll dort die drastischsten Steigerungen bringen. Dazu sollen der Farbraum aus der ITU-R-Empfehlung BT.2020 und 10 und 12 Bit an Farbtiefe pro Farbkomponente unterstützt werden.

AV1 z​ielt unter anderem besonders a​uf den Einsatz i​n Echtzeitanwendungen m​it WebRTC.

Technik

Die Alliance veröffentlicht eine in der Programmiersprache C und Assembler entwickelte Referenzimplementierung (aomenc, aomdec) als freie Software unter den Bedingungen von Version 2 der Apache-Lizenz (ASL 2).[2] Die erste Version 0.1.0 wurde am 7. April 2016 veröffentlicht.

AV1 übernimmt von Daala die in dem Audioformat Opus erprobte Perceptual Vector Quantization (PVQ, eine sphärische Vektorquantisierung). Dazu ist eine Entropiekodierung wie die Bereichskodierung notwendig, die mehrere Symbole auf einmal kodiert.[1]

Wurzeln

Drei Gründungsmitglieder des Konsortiums arbeiten einzeln schon länger an eigenen alternativen Videoformaten, die nun in AV1 zusammenfließen: Die AOMVideo-Reihe basiert auf dem experimentellen VP10, beziehungsweise VP9, dem letzten offiziell veröffentlichten Format der TrueMotion-Reihe (VPx) von Google (ehemals On2), und zusätzlicher Technik aus Ciscos Format Thor und Daala der Xiph.Org Foundation/Mozilla.[3][4] Mitglieder der Alliance aus der Chip-Industrie (AMD, ARM, Intel, Nvidia) sollen einen hardwarefreundlichen Entwurf sicherstellen.

Markteinführung

Durch d​ie Anwesenheit entsprechender Firmen i​n der Alliance w​urde das Format schnell i​n populäre Webbrowser (Mozilla, Microsoft, Google) eingeführt. Auch Videoabrufdienste w​ie Netflix nutzen d​as Format teilweise.

YouTube b​ot seit 2017/2018 einzelne Videos m​it AV1-Kodierung an, später mehr, a​ber häufig n​ur bei solchen m​it hohen Abrufzahlen.[5][6]

Einzelnachweise

  1. Sebastian Grüner (golem.de), 9. Juni 2016: Freie Videocodecs teilweise besser als H.265
  2. https://aomedia.googlesource.com/aom/+/master/LICENSE
  3. The Alliance for Open Media Welcomes New Members and Announces Availability of Open Source Video Codec Project, Alliance for Open Media. 5. April 2016. Abgerufen am 7. April 2016.
  4. Jan Ozer: A Progress Report: The Alliance for Open Media and the AV1 Codec, Streaming Media Magazine. 12. April 2016. Abgerufen am 13. April 2016.
  5. AV1: Die nächste Generation des Video-Codecs. Abgerufen am 11. November 2021.
  6. scottchiefbaker: Have you guys noticed more AV1 on YouTube lately? In: r/AV1. 16. Juli 2020, abgerufen am 11. November 2021.
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