Wirtschaftswissenschaftler
Als Wirtschaftswissenschaftler (auch Ökonom) bezeichnet man eine Person, die ein Studium der Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen hat oder die sich beruflich mit ökonomischen Fragestellungen beschäftigt.
Der Begriff Wirtschaftswissenschaftler bezeichnet nicht nur Hochschulabsolventen mit dem akademischen Grad eines „Diplom-Ökonom/in bzw. Dipl.-Ök. (Dipl.-Oec.)“, sondern ist auch eine Bezeichnung für Absolventen anderer wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge, wie Betriebswirtschaftslehre oder Volkswirtschaftslehre.
Berufsbild und Begriff
Zum Berufsbild eines Wirtschaftswissenschaftlers gehört unter anderem eine Hochschullaufbahn mit dem Ziel, als Professor auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaft zu forschen und zu lehren. Dazu gehört das Studium der Betriebswirtschaftslehre und/oder der Volkswirtschaftslehre mit einem zumindest guten Examen. Danach folgt in der Regel eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter, früher als wissenschaftlicher Assistent, heute als Akademischer Rat mit anschließender Promotion. Nach weiterer Tätigkeit in Forschung und Lehre ist eine Habilitationsschrift vorzulegen. Nach erfolgreicher Habilitation ist man berechtigt, als Privatdozent zu lehren. Herausragende Wissenschaftler erhalten nach einiger Zeit einen Ruf als Professor für Betriebswirtschaftslehre oder Volkswirtschaftslehre, eventuell sogar einen Ruf auf einen freiwerdenden Lehrstuhl.
Außerhalb des universitären Sektors arbeiten Wirtschaftswissenschaftler sowohl in staatlichen und internationalen Organisationen wie Zentralbanken, Finanzministerien, der IWF oder der Weltbank, als auch in vielen privatwirtschaftlichen Organisationen wie Wirtschaftsforschungsinstituten, Banken und anderen Großunternehmen, die Bedarf für Prognosen und Analysen der Wirtschaftslage haben. Ende 2013 waren 1,1 Millionen Wirtschaftswissenschaftler sozialversicherungspflichtig beschäftigt und 0,51 Millionen selbstständig.[1]
Ausgehend vom Begriff „Nationalökonom“ beziehungsweise „Ökonom“ wird die Bezeichnung „Wirtschaftswissenschaftler“ gelegentlich auch umgangssprachlich gleichbedeutend für einen „Volkswirt“ und „Betriebswirt“ verwendet, weil diese ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absolviert haben. Direkte Anwendung findet der Begriff „Ökonom“ in der Bezeichnung „Chefökonom“, die vor allem im Bankenbereich, aber auch bei Industrieunternehmen üblich ist.
Berufsverband der deutschen Ökonomen ist der Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte.
Hochschulstudium
Lehr- und Studienfächer
Bei wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen werden Studenten gleichgewichtig in einzel- und gesamtwirtschaftlichen Fachgebieten ausgebildet. Ein wirtschaftswissenschaftliches Hochschulstudium beinhaltet die Möglichkeit der Spezialisierung in verschiedenen speziellen Betriebswirtschaftslehren und speziellen Volkswirtschaftslehren, manchmal auch in rechts- und sozialwissenschaftlichen Wahlfächern.
Dementsprechend sind die Lehrstühle ausgewiesen als Lehrstühle für Betriebswirtschaftslehre beziehungsweise Volkswirtschaftslehre und mindestens ein spezielles Fachgebiet.
Im Bereich des Hochschulstudiums, speziell an einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, ist der Begriff Wirtschaftswissenschaftler (abgekürzt WiWi) im universitären Sprachgebrauch, in Vorlesungen und in der Literatur meist als Synonym für einen Studenten in einem wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang anzutreffen.
Abschlüsse
An Hochschulen und Universitäten werden verschiedene wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge angeboten. In Deutschland gab es diese bislang mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann, Diplom-Volkswirt, Diplom-Betriebswirt, Diplom-Handelslehrer, aber auch Diplom-Ökonom bzw. Diplom-Wirtschaftswissenschaftler oder den sozialökonomisch ausgerichteten Diplom-Sozialwirt. Infolge des Bologna-Prozesses wurden die Diplomstudiengänge an allen wesentlichen Hochschulen in Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt.
Wirtschaftswissenschaftler promovieren meist zum „Dr. rer. oec.“ oder „Dr. rer. pol.“.
Hochschulen
Folgende Hochschulen bieten wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge an:
Universitäten
- RWTH Aachen
- Universität Augsburg
- Otto-Friedrich-Universität Bamberg
- Universität Bayreuth
- Freie Universität Berlin
- Humboldt-Universität zu Berlin
- TU Berlin
- Universität Bielefeld
- Ruhr-Universität Bochum
- Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Universität Bremen
- TU Chemnitz
- TU Darmstadt
- TU Dortmund
- Universität Duisburg-Essen
- Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
- Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Europa-Universität Flensburg
- Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Europa-Universität Viadrina
- TU Bergakademie Freiberg
- Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Justus-Liebig-Universität Gießen
- Georg-August-Universität Göttingen
- Universität Greifswald
- FernUniversität in Hagen
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- Universität Hamburg
- Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
- Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Universität Hohenheim
- TU Ilmenau
- Friedrich-Schiller-Universität Jena
- TU Kaiserslautern
- Karlsruher Institut für Technologie
- Universität Kassel
- Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- Universität zu Köln
- Universität Konstanz
- Universität Leipzig
- Leuphana Universität Lüneburg
- Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
- Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Universität Mannheim
- Philipps-Universität Marburg
- Ludwig-Maximilians-Universität München
- TU München
- Universität der Bundeswehr München
- Westfälische Wilhelms-Universität Münster
- Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
- Universität Osnabrück
- Universität Paderborn
- Universität Passau
- Universität Potsdam
- Universität Regensburg
- Universität Rostock
- Universität des Saarlandes
- Universität Siegen
- Universität Stuttgart
- Universität Trier
- Eberhard Karls Universität Tübingen
- Universität Ulm
- Bergische Universität Wuppertal
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Privatuniversitäten
- European School of Management and Technology (Berlin)
- Jacobs University Bremen
- Frankfurt School of Finance & Management (Frankfurt am Main)
- Zeppelin Universität (Friedrichshafen)
- Handelshochschule Leipzig
- EBS Universität für Wirtschaft und Recht
- WHU – Otto Beisheim School of Management (Vallendar)
- Universität Witten/Herdecke
Fachhochschulen
- Fachhochschule der Wirtschaft (Paderborn, mit weiteren Standorten)
- FOM Hochschule für Oekonomie & Management (Essen, mit 32 Standorten)
- bbw Hochschule (Berlin)
- Hochschule Flensburg
- Fachhochschule für die Wirtschaft Hannover
- Hochschule Weserbergland (Hameln)
- Hochschule Koblenz
- Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
- Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
- Hochschule Osnabrück
- Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
- Jade Hochschule – (Wilhelmshaven)
- Hochschule Emden/Leer – (Emden)
- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)
- Fachhochschule Lübeck
- Technische Hochschule Köln
- SRH Hochschule Heidelberg
- Hochschule Landshut
- Hochschule Bochum
- Fachhochschule Deggendorf
- Rheinische Fachhochschule Köln
- Fachhochschule Kaiserslautern
- AKAD Bildungsgesellschaft (Essen)
- Fachhochschule Schmalkalden
- Technische Hochschule Wildau
- Hochschule Ostwestfalen-Lippe
- Hochschule der Bayerischen Wirtschaft
- Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
- Hochschule Pforzheim
- Technische Hochschule Brandenburg[2]
- SRH Fernhochschule Riedlingen
- CBS International Business School in Köln, Mainz und Potsdam
Österreich
Schweiz
- Universität Basel
- Berner Fachhochschule
- Universität Bern
- Université de Fribourg
- Université de Genève
- Fachhochschule Graubünden
- Université de Lausanne (HEC Lausanne)
- Hochschule Luzern
- Universität Luzern (Politische Ökonomie)
- Université de Neuchâtel
- Universität St. Gallen
- Università della Svizzera italiana
- Universität Zürich
- Zürcher Fachhochschule
Literatur
- Helge Hesse: Ökonomen-Lexikon. Unternehmer, Politiker und Denker der Wirtschaftsgeschichte in 600 Porträts. Wirtschaft und Finanzen, Düsseldorf 2003, ISBN 3-87881-181-0
- Nikolaus Piper: Die großen Ökonomen. Leben und Werk der wirtschaftswissenschaftlichen Vordenker. 2., überarbeitete Auflage. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1996, ISBN 3-7910-0806-4 (eine Artikelserie der Wochenzeitung Die Zeit)
Weblinks
Einzelnachweise
- Bundesanstalt für Arbeit: Broschüre Wirtschaftswissenschaftler. Abgerufen am 21. Januar 2020.
- Fachbereich Wirtschaft TH-Brandenburg. Abgerufen am 11. Juni 2018.