Sven Afhüppe
Sven Afhüppe (* 3. Oktober 1971 in Emsdetten) ist ein deutscher Journalist. Er war seit 2015 Chefredakteur der börsentäglich erscheinenden Wirtschafts- und Finanzzeitung Handelsblatt in Düsseldorf, die von der Handelsblatt Media Group publiziert wird. Ende November 2020 gab das Handelsblatt bekannt, dass Chefredakteur Sven Afhüppe sich künftig neuen Aufgaben widmen will und die Zeitung im Dezember 2020 verlassen wird. Die Trennung erfolge "im besten Einvernehmen aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur weiteren strategischen Entwicklung".[1] Seit 1. März 2021 betreibt Afhüppe als Leiter für politische Angelegenheiten von Berlin aus internationale Lobbyarbeit für die Deutsche Bank.[2]
Leben
Afhüppe studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Münster und erhielt 1994 ein Stipendium des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses für eine studienbegleitende Journalistenausbildung in München. Im Jahr 1997 schloss er sein Studium in Münster als Diplom-Volkswirt ab. Im Anschluss absolvierte er die Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten, die er im Jahr 1999 abschloss.
Beruf
Seine journalistische Tätigkeit begann Afhüppe im Jahr 1999 als Redakteur bei der WirtschaftsWoche in Düsseldorf. Für das Wirtschaftsmagazin wechselte er Anfang 2000 als Hauptstadtkorrespondent nach Berlin. Ab 2004 war er in gleicher Position beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel tätig, bevor er im Jahr 2006 ins Berliner Büro des Handelsblatts wechselte. Dort war er zunächst wirtschaftspolitischer Korrespondent, bevor er im Jahr 2008 die stellvertretende Leitung der Parlamentsredaktion übernahm. Im Oktober 2011 wechselte er als stellvertretender Chefredakteur des Handelsblatts nach Düsseldorf. Es folgte im Januar 2015 die Berufung zum Chefredakteur der Wirtschafts- und Finanzzeitung, die er gemeinsam mit Hans-Jürgen Jakobs als Doppelspitze führte. Seit Januar 2016 ist er alleiniger Chefredakteur des Handelsblatts.
Im Zuge der Berichterstattung über Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt wurde bekannt, dass das Handelsblatt bereits 2018 über die "Vermischung geschäftlicher und privater Interessen" berichten wollte. Reichelt habe damals bei Afhüppe angerufen und interveniert. Afhüppe habe daraufhin entschieden, den Artikel nicht zu veröffentlichen.[3]
In seiner Zeit als Chefredakteur wurden die Bereiche Print, Online und Digital zu einer integrierten Redaktion verschmolzen, der Handelsblatt Wirtschaftsclub gegründet und der Bereich des Live-Journalismus etabliert. 2016 organisierte er u. a. in London zum Brexit-Referendum und in Washington zur US-Wahl zwei temporäre Redaktions-Camps, um über die Ereignisse live vor Ort zu berichten.
Zudem wurde im September 2015 unter seiner Ägide die Flüchtlings-Sonderausgabe „Wer seid ihr?“ entwickelt, mit der das Handelsblatt mehr als 40 Flüchtlingen aus 15 Ländern in Deutschland eine Stimme gegeben hat und die den Theodor-Wolff-Preis in der Kategorie „Thema des Jahres“ erhielt.
Ebenfalls unter seiner Leitung wurde das Handelsblatt im Rahmen des European Newspaper Award als „beste Zeitung Europas“ ausgezeichnet[4].
Neben seiner publizistischen Tätigkeit moderiert er zudem Konferenzen und Branchen-Events, wie etwa den Deutschen Arbeitgebertag, Banken im Umbruch, Auto-Gipfel oder den Zukunftskongress Pathfinder. Darüber hinaus ist er regelmäßig als Wirtschafts- und Finanzexperte im Fernsehen und Rundfunk vertreten, u. a. im Presseclub (ARD), Morgenmagazin (ZDF) und Aktuelle Stunde (WDR).
Sonstiges
Afhüppe ist Jury-Mitglied beim Deutschen Kulturförderpreis, einer Auszeichnung des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Seit Januar 2011 ist er Mitglied der Atlantik-Brücke. Im Jahr 2001 absolvierte er die Sommerakademie der Bertelsmann-Stiftung für Wirtschaftsjournalisten in Köln, San Francisco, New York und London. Sven Afhüppe ist Mitherausgeber des Buchs „Europa kann es besser“ (2019)[5].
Weblinks
Einzelnachweise
- Wechsel in der Chefredaktion. In: Handelsblatt. 26. November 2020, S. 3.
- rai/Reuters: Ex-Chefredakteur des "Handelsblatts" wird Bankenlobbyist. In: Der Spiegel. 16. Februar 2021, abgerufen am 16. Februar 2021.
- Isabell Hülsen, Juliane Löffler, Alexander Kühn, Anton Rainer, Thomas Schulz, Martin U. Müller, Stefan Kuzmany, Marcel Rosenbach: Die Springer-Affäre. Der Spiegel, 22. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.
- In eigener Sache: Europas Beste – besondere Auszeichnung für das Handelsblatt. Abgerufen am 14. Januar 2019.
- In eigener Sache: Plädoyer für ein starkes Europa – Neues Buch von Sven Afhüppe und Thomas Sigmund. Abgerufen am 27. Mai 2019.