Raketenpionier
Als Raketenpionier bezeichnet man Ingenieure, experimentelle Wissenschaftler oder Autodidakten, die entscheidende Fortschritte im Bau von Feststoff- oder Flüssigkeitsraketen erzielen konnten.
Auch einige Grundlagenforscher zählen dazu, soweit ihre Arbeiten die konkrete Entwicklung von Raketen für die Raumfahrt oder das Militär gefördert haben.
Zu letzterer Gruppe zählen vor allem:
- Konstantin Ziolkowski (1857–1935, Russland). Der Lehrer formulierte 1898 die mathematischen Grundprinzipien des Raketenantriebs und die Raketengrundgleichung. Bei der Stufenrakete kam ihm Oberth jedoch knapp zuvor.
- Hermann Oberth (1894–1989, Siebenbürgen und Deutschland). Von ihm stammt die Grundgleichung der Raketentechnik (1923); sein Buch „Die Rakete zu den Planetenräumen“ förderte das Fach ungemein (siehe auch Max Valier). Später publizierte er das Konzept der Stufenrakete sowie erste Ideen für Raumstationen. 1929 regte seine „Kegeldüse“ den Studenten Wernher von Braun zu seinem Beruf an.
Von den ersten Experimentatoren seien genannt:
- Konstantin Iwanowitsch Konstantinow (1818–1871), der Raketensysteme für die Kaiserlich Russische Armee entwickelte.
- Nikolai Iwanowitsch Tichomirow (1860–1930), der durch seine vielfältigen Untersuchungen die Entwicklung des Raketenwerfers Katjuscha initiierte.
- Robert Goddard (1882–1945, USA), der ab etwa 1910 kleine Raketen-Triebwerke entwickelte. 1926 gelang ihm der Start der ersten Flüssigkeitsrakete (50 Meter in 2,5 Sekunden). Er besaß 214 Raketenpatente und bewies, dass Raketen auch im Vakuum Schub entwickeln, was die Raumfahrt erst möglich macht.
- Kurt C. Volkhart (1890–1959, Düsseldorf), der war ein deutscher Ingenieur, Konstrukteur, Rennfahrer und der erste Raketenfahrer der Welt. Er galt bereits 1928 als einer der Pioniere der Raumfahrt.[1] Volkhart entwickelte und testete für Opel mit dem Astronomen Max Valier und dem Sprengstoffexperten Friedrich Wilhelm Sander das erste Raketenauto der Welt, den Opel RAK1.
- Max Valier (1895–1930, Südtirol und Berlin). Der Schriftsteller und Astronom wagte noch vor Goddard Experimente mit flüssigen Treibstoffen und baute u. a. ein Raketenauto (heute Deutsches Museum). Bei einer Motorexplosion im Labor tötete den 35-Jährigen ein Metallsplitter – das erste Todesopfer der Raumfahrt.
- Walter Hohmann (1880–1945, Deutschland). Er berechnete energiesparende Raumflugbahnen zum Mond und zu den Nachbarplaneten – nach ihm Hohmannbahnen benannt. Auch berechnete er, wie groß und wie schwer eine Rakete sein muss, die auf sonnenumrundenden Bahnen den geringsten Treibstoffverbrauch hat.
- Johannes Winkler (1897–1947, Dresden): seine Flüssigrakete stieg 1931 100 Meter hoch und beschrieb einen Bogen von 200 Meter. Ein Tonfilm darüber lief in der Wochenschau. Die Großrakete HW2 mit besserem Massenverhältnis als die später legendäre Braun'sche V2 wurde aber beim Start zerstört.
- Wernher von Braun (1912–1977, Deutschland u. USA) Von Peenemünde 1934 und der A4 (dem Vorbild vieler russischer und US-Raketen) bis zur Saturn V der Mondlandungen 1969–1972 prägte er vier Jahrzehnte der Raumfahrt.
- Sergei Pawlowitsch Koroljow (1907–1966, Sowjetunion) – Chefkonstrukteur des sowjetischen Raumfahrtprogramms.
- Kurt Heinrich Debus (1908–1983 Deutschland und USA)
- Reinhold Tiling (1893–1933, Deutschland). Er konstruierte ab 1928 Feststoffraketen, bei denen nach dem Höhenflug Flügel bzw. Propeller ausklappten, die zuvor als Leitwerk gedient hatten und mit denen die Raketen sicher zu Boden gleiten konnten. 1933 kam Tiling durch eine Explosion beim Herstellen von Raketen-Treibstoff ums Leben.
Einzelnachweise
- Zwischengas.com: AR-Zeitung Nr. 38 / 1928 vom 1. Mai.1928 – Seite 13 (1928). Abgerufen am 25. August 2021.
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