Online Computer Library Center
Das Online Computer Library Center (OCLC) ist eine weltweit tätige Non-Profit-Organisation und ein Dienstleister für Bibliotheken aller Art, die 1967 auf Initiative von Universitätsprofessoren in Dublin (Ohio) (USA) gegründet wurde. Ziel war es, ein auf Computer gestütztes Verbundsystem der Universitätsbibliotheken von Ohio aufzubauen, um durch kooperative Nutzung von Bibliotheksdaten die Arbeit effektiver zu gestalten, etwa durch die Übernahme von Titeldaten aus dem WorldCat.
Struktur und Finanzierung
OCLC finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge. Um die von OCLC angebotenen Dienstleistungen nutzen zu können, ist es erforderlich, Mitglied zu sein. Der Hauptsitz von OCLC ist in Dublin, Ohio in den USA. Da OCLC weltweit arbeitet, gibt es die Kooperative OCLC EMEA mit Hauptsitz im niederländischen Leiden, die für die Dienstleistungen des OCLC und die Betreuung der teilnehmenden Bibliotheken in Europa, Südafrika und im Nahen Osten verantwortlich ist. Dabei teilt sich OCLC EMEA in drei Service-Center auf, die für bestimmte Regionen zuständig sind und in Zusammenarbeit mit OCLC Columbus Dienstleistungen für die teilnehmenden Bibliotheken entwickeln. Das Service-Center Mitte an der Universitätsbibliothek Leiden ist Ansprechpartner für die Beneluxländer, Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ein weiteres Service-Center Nord hat seinen Sitz in Sheffield und ist für Skandinavien, England, Osteuropa, das Baltikum, den Nahen Osten und Afrika verantwortlich. In Paris liegt das Service-Center Süd, das für Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Zypern, Slowenien und Israel zuständig ist, für Australien, Asien und Ozeanien arbeitet OCLC USA.
2008 setzen mehr als 60.000 Bibliotheken in vielen Ländern der Welt OCLC-Services ein. In Deutschland ist es zum Beispiel die SUB Göttingen, die z. B. über FirstSearch einen Zugang auf den WorldCat und die Datenbanken anbietet. OCLC EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) unterhält u. a. regionale Niederlassungen in Deutschland (Oberhaching, Berlin, Böhl-Iggelheim), Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz. Der Geschäftsbereich arbeitet mit Fachkräften und Endnutzern aus akademischen und öffentlichen Bibliotheken, dem Gesundheitswesen sowie aus staatlichen und kulturellen Einrichtungen zusammen.
Geschichte
Am Anfang waren es nur Universitätsbibliotheken, die sich 1967 in Ohio zu einem Verbund unter dem Namen Ohio College Library Center zusammenschlossen. Ziel war es laut Fred Kilgours, dem ersten Präsidenten von OCLC, ein Computerbibliothekssystem zu entwickeln, mit dem die „Bibliotheksnutzer [...] nicht mehr in die Bibliothek kommen müssen, sondern die Bibliothek zu ihnen.“[1] Hauptaufgabe des Bibliotheksverbundes ist es also, bibliographische Informationen bereitzustellen, wann und wo der Nutzer sie benötigt. Kern dieses Bibliothekssystems war der „Online Union Catalog“ (OUC, jetzt WorldCat), zu dem die Mitgliedsbibliotheken durch so genanntes „Online Shared Cataloging“ beitrugen. Der Online Union Catalog war eine Dienstleistung, der bei der Bereitstellung im Internet 54 Universitätsbibliotheken angehörten. Bis 1977 stand der Katalog allerdings nur Bibliotheken in den USA zur Verfügung. Im Oktober 1978 begann der erste Schritt in Richtung Internationalisierung durch die Bereitstellung von 750.000 Katalogdaten aus dem OUC für die Königliche Bibliothek der Niederlande für PICA.
1981 wurde die erste europäische OCLC-Niederlassung in Birmingham eröffnet (im gleichen Jahr wurde das Unternehmen umbenannt in OCLC Online Computer Library Center Inc.). Dies war der erste Schritt zur Errichtung eines globalen Netzwerkes von Bibliotheken. Neben der oben schon erwähnten Königlichen Bibliothek aus den Niederlanden haben sich bis heute auch noch andere Nationalbibliotheken dem OCLC-Verbund angeschlossen, unter anderem die British Library, die Deutsche Nationalbibliothek und die Französische Nationalbibliothek. Im Jahr 2000 wurde die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen erstes deutsches Vollmitglied im OCLC-Verbund.
Produkte und Dienstleistungen (kostenpflichtig)
OCLC bietet verschiedene Dienstleistungen an, die sich entweder an die Bibliotheken selbst oder den Bibliotheksbenutzer richten. Die meisten Dienstleistungen sind allerdings Tools zur Optimierung oder Vereinfachung bibliothekarischer Arbeitsgänge. Diese Dienstleistungen werden zum Beispiel in den Bereichen der Katalogisierung oder der Fernleihe eingesetzt; der Bibliotheksbenutzer kommt höchstens mit FirstSearch und damit auch dem WorldCat in Kontakt. Einige der wichtigsten Dienste sind:
- Connexion: ist eine Werkzeugsammlung zur Online-Katalogisierung und wird zur Herstellung von Titelaufnahmen verwendet.
- CatExpress: ist ein webbasiertes Tool zur vereinfachten Katalogisierung, besonders geeignet für Bibliotheken, deren Mitarbeiter wenig Erfahrung im Katalogisieren haben.
- WorldCat Collections Sets: bietet Zugang zu Sammlungen von MARC Datensätzen auf Mikrofilm, Mikrofiche oder als elektronische Ressource. Neue Aufnahmen werden wiederum automatisch in den WorldCat übertragen (in der Regel einmal pro Woche). Zurzeit sind mehr als 200 Sammlungen vorhanden, zum Beispiel American Architectural Books, Early English Books 1475–1700 und History of Women.
- Dewey Services: Thesauri für die Dewey Decimal Classification sind seit 1988 bei OCLC verfügbar, mittlerweile in der 22. Ausgabe (auch als Elektronische Ressource verfügbar (WebDewey)).
- FirstSearch: ist ein Werkzeug zur Suche im WorldCat und ausgewählten Datenbanken. Dabei soll der Nutzer in die Lage gebracht werden, selbständig zu suchen. Je nach Niveau hat er mehr oder weniger Suchmöglichkeiten. Durch den Zugriff auf den WorldCat und anderen von OCLC gehosteten oder erstellten Datenbanken bietet Firstsearch folgende Features:
- Zugriff auf über 58 Millionen Aufnahmen
- Zugang zu Millionen von Volltextartikeln
- Besitznachweise von Bibliotheken
- Umfasst verschiedene Medienarten vom Buch bis zu MP3-Dateien
- Zugriff auf die vom Consortium of European Research Libraries (CERL) entwickelte „Hand Press Book Database“, eine spezielle buchhistorische Datenbank, die etwa drei Millionen historische Bücher aus der Zeit zwischen ca. 1455 und 1830 enthält.
- WorldCat: ist ein weltweiter, gemeinsamer Katalog mit mehr als 15.000 beteiligten Institutionen, die den WorldCat gemeinsam pflegen und erweitern.[2] Pro Sekunde kommt im Durchschnitt mehr als ein Datensatz hinzu.[3] Nachgewiesen werden Medien in über 400 Sprachen, die einen Zeitraum bis zurück in das Mittelalter abdecken. Der WorldCat ist aufgrund seines Datenumfangs die größte bibliographische Datenbank der Welt, gleichzeitig bildet er das Rückgrat vieler Dienstleistungen. Ein Import bzw. Export von MARC- und DC-Datensätzen ist möglich
- Open WorldCat: Seit 2003 gibt es das Open WorldCat-Projekt. Dabei haben Internet-Benutzer die Möglichkeit, über Yahoo oder Google bei einer Suchanfrage auch im WorldCat zu recherchieren.
- WinIBW: Bei vielen Bibliotheksverbünden und Nationalbibliotheken verwendeter Katalogisierungs-Client.
Weblinks
- Offizielle Website
- Literatur von und über Online Computer Library Center im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jay Jordan: GBV und Pica – Gemeinsam die Zukunft gestalten. (PDF; 23 kB) Vortrag für die 5. Verbundkonferenz des GBV 2001
Einzelnachweise
- Jay Jordan: GBV und Pica: Gemeinsam die Zukunft gestalten. S. 2
- Unsere Geschichte. In: oclc.org. Abgerufen am 21. August 2021.
- Inside WorldCat. In: oclc.org. Abgerufen am 21. August 2021 (englisch).