Nofretete
Nofretete (Aussprache: [nɔfʁəˈteːtə]) (in anderen Sprachen meist „Nefertiti“, ägyptisch Nfr.t-jy.tj, ursprüngliche Aussprache etwa Nafteta[1]) war die Hauptgemahlin (Große königliche Gemahlin) des Königs (Pharaos) Echnaton (Amenophis IV.) und lebte im 14. Jahrhundert v. Chr. Bekannt wurde die Königin durch die Büste der Nofretete aus Kalkstein und Gips, die nach der Wende im Ägyptischen Museum im Nordkuppelsaal des Neuen Museums auf der Museumsinsel in Berlin ausgestellt wurde. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs war die Büste im Salzbergwerk Merkers versteckt worden, wo sie von amerikanischen Truppen neben vielen anderen Kunstschätzen geborgen wurde.[2]
Nofretete (mit Zusatz) in Hieroglyphen | |||||||||||||||||||
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(Nefer neferu Aton Neferet iti) Nfr nfrw Jtn Nfr.t jy.tj Schön sind die Schönheiten des Aton, die Schöne ist gekommen | |||||||||||||||||||
Ägyptische Abteilung (Ägyptisches Museum Berlin) im Neuen Museum Berlin |
Name und Titel
Ihr Name Neferet-iti bedeutet „Die Schöne ist gekommen“ und wird ab dem 5. Regierungsjahr Echnatons mit dem Beinamen Nefer-neferu-Aton („Schön sind die Schönheiten des Aton“) in einer Kartusche geschrieben. Nofretete trägt die Titel „Große königliche Gemahlin“ und „Herrin der Beiden Länder“, der auf einigen Talatat-Blöcken aus Karnak bezeugt ist. Im Grab des Echnaton erscheint sie als „Gebieterin von Ober- und Unterägypten“. In einigen Texten wird sie zudem als „Groß an Gunst“ und auf einem Uschebti als „Fürstin und Große im Palast“ betitelt.[3]
Herkunft
Über die Kindheit Nofretetes und über ihre Abstammung können keine sicheren Aussagen getroffen werden. Früheren Annahmen zufolge wurde ihr Name „Die Schöne ist gekommen“ dahingehend gedeutet, dass sie ausländischer Herkunft sei. Archäologisch ist das bisher nicht belegt. Die Versuche, sie mit der hurritischen Taduhepa, der Tochter des Königs Tušratta, gleichzusetzen, konnten nicht überzeugen. Inzwischen sind Fachleute der Ansicht, dass Nofretete der ägyptischen Oberschicht angehörte und nicht erst im heiratsfähigen Alter nach Ägypten kam. Hinweise darauf gibt das Königsgrab ihres Ehemannes in Achet-Aton, in dem Tij, die Gemahlin des späteren Königs Eje, als „große Amme“ Nofretetes bezeichnet wird. Demnach wäre es möglich, dass Nofretete eine Tochter Ejes aus früherer Ehe und Tij ihre Stiefmutter war, die sie als Halbwaise aufzog. Nach einer weniger verbreiteten Theorie könnte sie auch eine Tochter von Amenophis III. aus einer Nebenlinie sein. Umstritten ist außerdem, ob Nofretete die Schwester von Mutnedjmet, der zweiten Gemahlin von Haremhab, war. In den Aufzeichnungen tritt diese als „Schwester der Königin“ auf, jedoch könnte ihr Name auch als Mutbeneret gelesen werden.[3][4]
Leben
Heirat mit Amenophis IV.
Ob die Heirat mit Amenophis IV. vor oder nach der Thronbesteigung stattfand, ist nicht eindeutig feststellbar. Nofretete hatte insgesamt sechs Töchter. In den ersten Regierungsjahren werden die beiden ältesten Töchter Meritaton und Maketaton geboren. Die dritte Tochter Anchesenpaaton, die spätere Gemahlin von Tutanchamun, folgte um das Jahr 7 herum und ist die letzte Prinzessin, die noch in Theben dargestellt wird.[5] Bis zum zwölften Regierungsjahr brachte Nofretete mit Neferneferuaton, Neferneferure und Setepenre drei weitere Töchter zur Welt, von denen vermutlich nur Neferneferuaton ihre Eltern überlebte. Über gemeinsame Söhne der beiden ist nichts bekannt.[6] Nofretete und Echnaton waren das erste Königspaar, das sein Privatleben in der Öffentlichkeit abbilden ließ, wovon zahlreiche intime Familienszenen mit den Töchtern zeugen. Die gesamte Königsfamilie wird auf diesen Darstellungen stets durch die Strahlen der Sonnenscheibe des Aton beschützt.
In dem umfassenden Bauprogramm, das Amenophis IV. in Karnak startete, wird Nofretete bereits in fast allen Reliefs zusammen mit dem König dargestellt. In einem der vier neuen Aton-Heiligtümer, dem „Haus des Benben“, tritt sie ganz ohne Gemahl auf und vollzieht dort allein oder mit ihren Töchtern die gleichen Kulthandlungen wie der König, die vom Darbringen der Maat bis zum Niederschlagen der Feinde reichen.[7]
Nach dem vierten Regierungsjahr kam es zum Bruch mit der alten Amun-Religion. Amenophis IV. nahm seinen neuen Eigennamen Echnaton an. Nofretete erhielt ihren Namenszusatz „Der Vollkommenste ist Aton“[6] und stellte ihre Persönlichkeit damit hinter den neuen Aton-Kult. Zeitgleich wurde der Umzug in die neue Regierungsstadt Achet-Aton vollzogen.
Nofretete als Mitregentin
In der nun beginnenden Amarna-Epoche spielte sie sowohl im religiösen als auch politischen Leben eine bedeutende Rolle. Die generell starke Position der Frau im Alten Ägypten wurde unter Echnaton für Nofretete besonders gesteigert. Sie wurde zu einer Art Mitregentin gemacht und, zumindest symbolisch, mit der pharaonischen Macht ausgestattet. Die berühmte blaue Krone auf der Büste ist die eigens für Nofretete entwickelte Hohe Krone und bildet ein Gegenstück zum Chepresch ab, einen Kriegshelm. Normalerweise vom König allein ausgeführte symbolische oder rituelle Handlungen wurden nun auch von der Königin vollzogen. So wurde sie mehrfach in pharaotypischen Szenen, wie Kriegsführung oder dem Niederschlagen der Feinde, dargestellt. Auch wird sie auf dem Streitwagen gezeigt oder bei der Verleihung des Ehrengoldes mit einbezogen, die sonst nur vom König allein durchgeführt wird.[8]
Die Familienszene, eine Art Altarbild der königlichen Familie, das sich im Ägyptischen Museum Berlin befindet, deutet vielleicht sogar darauf hin, dass die Regierungsgeschäfte in der Hand von Nofretete lagen, während Echnaton sich dagegen verstärkt um die religiösen und kultischen Belange kümmerte. Auf der Darstellung sitzt die Königin auf einem Stuhl mit dem Symbol der Vereinigung der Beiden Länder (sema-taui). Normalerweise war dieser Platz dem König vorbehalten, der die Rolle des „Königs der Beiden Länder“ verkörperte und damit in der Nachfolge des ersten Reichseinigers Menes stand.[8] Ein weiteres Indiz für ihre besondere politische Stellung findet sich im Grab des Panehsi in Amarna. Hier ist sie mit der königlichen Atef-Krone zu sehen, die bis dahin nur, als einzige Frau, von Hatschepsut getragen wurde.[9]
Ihre gleichwertige Position zum König wird noch durch viele weitere Darstellungen gestützt. So wird ihr Name in Doppelkartuschen eingesetzt, wie es sonst nur bei Königen der Fall ist. Wie Echnaton und Aton trägt sie den Uräus, der als Herrschaftssymbol gilt, und es gibt Statuengruppen, die sie wie sonst nur männliche Könige in Schrittstellung zeigt. In der von Echnaton in Karnak errichteten Sphingenallee entsprechen die Gesichtszüge der Sphingen zudem einmal zur Hälfte denen des Königs und zur anderen Hälfte denen der Königin.[10]
In den Felsengräbern von Amarna wurde sie zusammen mit Echnaton mehrfach in einer Art abgebildet, dass heute Forscher sogar eine dominierende Mitregentschaft von Nofretete, als Semenchkare, in den späten Regierungsjahren von Echnaton annehmen. An den rekonstruierten Ecken des Steinsarkophages ihres Gatten wurde sie als dessen Schutzgöttin dargestellt.
Nofretete als Nachfolgerin von Echnaton
Eine Theorie ist, dass sie Echnaton entgegen allen bisherigen Annahmen überlebt hat und nach ihm den Thron bestieg. Die Darstellungen von Nofretete in pharaonischen Kontexten (s. o.) sowie die Darstellung als Schutzgöttin ihres verstorbenen Gatten an den Ecken des in Fragmenten erhaltenen und rekonstruierten Steinsarkophags von Echnaton interpretieren immer mehr Forscher dahingehend, dass sie nach dem Tod Echnatons sogar eine kurze Zeit Ägypten allein regiert hat. Es gibt weitere Hinweise: Nach einer These ist sie identisch mit Semenchkare. Der Ägyptologe Cyril Aldred wies nach, dass der Amarna-Kunststil Unterscheidungen zwischen Männern und Frauen zeigt, je nachdem, ob der Nacken konkav oder konvex geformt ist. Semenchkare und Nofretete haben beide einen weiblichen Nacken und Semenchkares Name trägt die Beiworte „Geliebt von Wa-en-Re“, die auch Bestandteil von Echnatons Thronname waren. Bei der Inthronisation wurde ein neuer Name angenommen. Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass Nofretete unter dem Namen Semenchkare den Thron bestiegen haben könnte. Unklar ist aber, ob Nofretete die Königswitwe war, die an den hethitischen Hof schrieb, um einem hethitischen Königssohn die Heirat anzubieten (die Dahamunzu-Affäre).[11]
Tod
Sowohl der Grund für Nofretetes Tod als auch Ort und Zeit sind unbekannt. Bisherige Vermutungen datierten das Todesjahr auf 1338 v. Chr., das 14. Regierungsjahr von Echnaton. Andere Quellen vermuten ihren Tod im 12. Regierungsjahr. Marc Gabolde nahm an, dass Nofretete mindestens bis kurz vor Echnatons Tod gelebt hatte. Spekuliert wurde auch, ob sie eventuell ermordet oder verstoßen worden sei. Ein Tod aufgrund einer plötzlichen Erkrankung wurde ebenfalls erwogen. Falls sie als König Semenchkare die Thronfolge angetreten hatte, verschwand sie nach wenigen Jahren, zusammen mit ihrer Tochter und Mit-Regentin Meritaton.
Wissenschaftler der flämischen Katholischen Universität Löwen in Belgien gaben im Dezember 2012 zur Ausstellungseröffnung Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete bekannt, dass sie zu Jahresbeginn in einem Steinbruch nahe Achet-Aton eine Inschrift entdeckt hatten, die sowohl Nofretete als auch Echnaton in dessen 16. Regierungsjahr („Jahr 16, 3. Monat, Tag 15“) nennt. Der Steinbruch Deir Abu Hinnis diente zu Echnatons Regierungszeit als Hauptlieferort von Material für seine neue Hauptstadt Achet-Aton. Die fünf Zeilen in hieratischer Schrift nennen die Namen Echnatons und bezeichnen Nofretete in der dritten Zeile: „Große königliche Gemahlin, Geliebte, Herrin der Beiden Länder, Neferneferuaton Nefertiti.“[12] Damit entzieht diese Entdeckung allen bisherigen Hypothesen und Spekulationen die Grundlage über den Verbleib der Königin nach dem 12. beziehungsweise 14. Regierungsjahr Echnatons.
Mumie und Grab
Die Inschriften der älteren Grenzstelen in Achet-Aton sehen als Bestattungsort des Königs, seiner Großen königlichen Gemahlin, seiner Töchter und des Mnevis-Stieres den Berg von Achet-Aton vor. Zu Nofretete heißt es dort: „(Auch) wenn die große königliche Gemahlin (Nofretete), sie lebe in Millionen von Jahren, stirbt an irgendeinem Ort, sei er nördlich, sei er südlich, sei er westlich oder wo die Sonne aufgeht, dann soll man sie holen, damit ihr Begräbnis in Achet-Aton gemacht werden kann.“[13]
Felsengrab Nr. 26 ist das Königsgrab Echnatons, das für ihn selbst und Angehörige der Königsfamilie bestimmt war. Nachweislich fanden hier die Bestattungen von Echnaton und Maketaton statt, was durch die Funde von Überresten der Sarkophage und zahlreicher Uschebti und Fragmenten des Kanopenkastens des Königs belegt ist.[14]
Erste Spuren zum Verbleib der Mumie Nofretetes und ihres Begräbnisses finden sich in der königlichen Nekropole in Amarna (dem ehemaligen Achet-Aton), wo zwei Bruchstücke einer Uschebtifigur gefunden wurden, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass auch Nofretete hier bestattet worden war. Die Fragmente weisen folgende Inschrift auf:
„Fürstin, Große des Palastes, Gesegnete des Königs Echnatons, große königliche Gemahlin“
Falls der Uschebti nicht schon lange vor Nofretetes Tod angefertigt wurde, deutet er auf eine fortwährende Regentschaft Echnatons zum Zeitpunkt ihres Todes hin, was gegen eine Alleinherrschaft Nofretetes oder Gleichsetzung mit Semenchkare spräche.
Mit der Auflassung des Amarna-Friedhofes wurden sämtliche Mumien nach Theben ins Tal der Könige gebettet, insbesondere die Leiche Echnatons scheint im Grab KV55 neu bestattet worden zu sein. Teje gelangte ins Mumiendepot nach KV35, wo sich auch die Younger Lady (KV35YL) befindet. Die Mumie wurde ursprünglich als diejenige von Nofretete vermutet, jedoch konnten DNS-Analysen aus dem Jahr 2010 diese Identität ausschließen. Zwar handelte es sich bei der Younger Lady eindeutig um die Mutter von Tutanchamun, darüber hinaus konnte aber eine direkte Verwandtschaft mit Amenophis III. und Teje nachgewiesen werden, die bei Nofretete nicht vorhanden zu sein scheint.[16] Eine mögliche Alternative für den Verbleib der Mumie Nofretetes ist die Cachette von Deir el-Bahari. Diese Theorie wurde zeitweise von Nicholas Reeves bevorzugt[15], der mehrfach Theorien zur Begrabungsstätte Nofretetes aufstellte. So meinte er im Jahr 2000, mit Hilfe von Bodenradardaten ein neues Grab im Tal der Könige (15 Meter nördlich von KV63) ausfindig gemacht zu haben. Er bezeichnete es als KV64 und brachte dieses Grab der Radar-Anomalie 2006 mit Nofretete in Verbindung.[17] Grabungen unter Zahi Hawass ergaben keine Spur zu einem Grab an dieser Stelle.[18]
2015 veröffentlichte Reeves einen Aufsatz, in dem Nofretetes letzte Ruhestätte in Tutanchamuns Grab KV62 vermutet wird. Auf hochauflösenden Fotos aus dem Grab will Reeves zugemauerte Türen zu weiteren Räumen erkennen. Das Grab sei ursprünglich für Nofretete angelegt und diese auch darin bestattet worden, Tutanchamun wurde dieser Theorie zufolge in einer Vorkammer bestattet.[18] Dies erklärte die ungewöhnliche Anordnung der Anlage.[19]
Nofretete in der Kunst
Frühe Phase
In den Porträtdarstellungen werden zwei Entwicklungsphasen unterschieden, die sich deutlich voneinander abgrenzen. In der älteren Phase, die vom 2. bis zum 5. Regierungsjahr reicht, herrschte der extreme Stil vor, bei der sich die Darstellungen Nofretetes teilweise am königlichen Porträt orientierten. Charakteristisch sind dabei extreme, unnatürliche Hervorhebungen einzelner Körperteile, wie Becken, Gesäß, Hüfte, Bauch und Oberschenkel. Aber nicht nur die Körper-, sondern auch die Gesichts- und Kopfform ähnelten stark der Echnatons. Nofretete erhielt ein langes, eckiges Gesicht, mandelförmige Augen, volle Lippen, ein hervortretendes Kinn, einen faltigen, langen dünnen Hals und eine fliehende Stirn.[20]
Durch die gegenseitige Angleichung des Königspaares in den Darstellungen können kaum Rückschlüsse auf die reale Gestalt Nofretetes gezogen werden. Vielmehr handelt es sich dabei um einen religiös bedingten Stil. Echnaton versuchte durch die Übernahme weiblicher Formen die Gestalt des Schöpfergottes anzunehmen, wohingegen Nofretete männliche Königsmerkmale übernahm.[20] Solche Porträtähnlichkeiten sind nichts Ungewöhnliches. Sie finden sich bereits bei Amenophis III. und Teje und gehen bis ins Alte Reich zurück, wie die Triaden- und Dyadendarstellungen von Mykerinos zeigen.[21]
Parallel dazu knüpfte Nofretete aber weiterhin an die Tradition Großer königlicher Gemahlinnen an. Sie behielt herkömmliche Königinnenattribute bei und entwickelte diese sogar weiter. So trägt sie in einigen Abbildungen weiterhin die dreiteilige Frauenperücke, die Hathorkrone mit Sonnenscheibe und Kuhhörnern, die nubische Perücke oder den für Königinnen typischen Doppeluräus.[22] Als Neuerung gilt die eigens entwickelte Hohe Krone[23], die als Gegenstück zur Blauen Krone des Königs angesehen werden kann.
Später Stil
Der jüngere Stil setzte mit dem Umzug nach Achet-Aton ein und zeichnete sich einerseits durch eine Rückkehr zur konventionellen ägyptischen Frauendarstellung und andererseits durch neue charakteristische, individuelle Gesichtszüge aus. Kennzeichnend waren nun ein rechteckiger Gesichtstypus, mit einem geraden Kinn und stark ausgeprägten, maskulinen Unterkieferwinkeln, aber auch schmale Schultern, eine nach oben verlagerte Taille und eine langgezogene, zweigeteilte Hüftpartie.[24] Insgesamt ist eine Milderung oder Harmonisierung des „extremen Stils“ zu beobachten, bei der geschlechtsspezifische Merkmale stärker betont, männliche Königssymbole jedoch beibehalten werden.[20]
Aus der Werkstatt des Thutmosis, in der auch die berühmte Büste der Nofretete gefunden wurde, stammen mehrere Porträts, die die Königin jeweils unterschiedlich charakterisieren und die womöglich durch mehrere Bildhauer zustande gekommen sind. Dorothea Arnold hat daraus fünf verschiedene Darstellungstypen abgeleitet:[25]
- The Definite Image (Das Idealbildnis), (Nofretete-Büste Berlin 21300)
- The Ruler (Die Herrscherin), Nofretete als „Herrin der Beiden Länder“ (Kopf aus Memphis JE 45547)
- The Beauty (Die Schönheit), Nofretete als sanfte, schöne Königin (gelber Quarzitkopf Berlin 21220)
- Nefertiti in Advanced Age (Die Ältere), die Königin als erfahrene, weise Frau (Standfigur Berlin 21263)
- The Monument (Das Denkmal), monumentales Porträt der Herrscherin für die Nachwelt (Granodioritkopf Berlin 21358)
- die Ältere
(Berlin, Nr. 21263, Kalkstein, Höhe 40 cm)
Damit steht Nofretete stark in der Tradition ägyptischer Könige, die sich zu Regierungsbeginn noch häufig an ihren Vorgängern orientierten und erst im Laufe ihrer Herrschaft ein eigenes, individuelles Porträt entwickelten.[26]
Ausstellungsstücke verschiedener Museen
- Nofretete-Büste im neuen Ausstellungsraum (Nordkuppelsaal des Neuen Museums, Berlin)
- Relief (Ägyptisches Museum Kairo)
- Echnaton und Nofretete (Louvre)
- Nofretete beim Erschlagen des Feindes (Museum of Fine Arts in Boston)
- Nofretete bei einer Opfergabe (Brooklyn Museum)
Heutige Rezeption
Die Deutsche Post AG brachte nach 1988/1989 mit dem Erstausgabetag 2. Januar 2013 erneut eine Briefmarke mit der Büste der Nofretete heraus. Der Entwurf dieses Sonderpostwertzeichens mit einem Wert von 0,58 € stammt von Stefan Klein und Olaf Neumann aus Iserlohn.[27]
Der Friedrichstadt-Palast Berlin benutzte Nofretete als Aufhänger für ihre Revue The Wyld, welche von 2014 bis 2016 aufgeführt wurde.
Tatort Ägypten: Der Fall Nofretete. Dokumentation, 45 Min., Produktion: ZDF-Expedition, Erstsendung: 3. Juni 2007.
Die Odyssee der Nofretete. Deutscher Schatzjäger findet „bunte“ Büste der Nofretete. Dokumentation, 45 Min., Produktion: ZDF-Expedition, Erstsendung: 29. Juli 2007, Inhaltsangabe 16.07.2007 (Memento vom 16. Juli 2007 im Internet Archive), Inhaltsangabe 21.09.2007 (Memento vom 2. September 2007 im Internet Archive)
Die Asteroiden (1068) Nofretete[28] und (3199) Nefertiti[29] sind nach ihr benannt.
Literatur
(chronologisch sortiert)
- Cyril Aldred: Akhenaten, Pharaoh of Egypt. A New Study. Thames & Hudson, London 1968; Deutscher Titel: Echnaton. Gott und Pharao Ägyptens. Aus dem Englischen von Joachim Rehork, Lübbe, Bergisch Gladbach 1968.
- Philipp Vandenberg: Nofretete – Eine archäologische Biographie. 1975, ISBN 3-7042-4024-9.
- Christian E. Loeben: Eine Bestattung der großen königlichen Gemahlin Nofretete in Amarna? Die Totenfigur der Nofretete. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDIAK) Nr. 42, von Zabern, Mainz 1986, ISSN 0342-1279, S. 99–107.
- Peter France: Der Raub der Nofretete. Die Plünderung Ägyptens durch Europa. Diederichs, München 1995, ISBN 3-424-01231-9.
- Christine El-Mahdy: Tutenchamun. Leben und Sterben des jungen Pharao. Blessing, München 2000, ISBN 3-89667-072-7.
- Gabriele Höber-Kamel: Unter den Strahlen des Aton. In: Kemet Heft 1, 2002, ISSN 0943-5972.
- Joann Fletcher: The Search For Nefertiti. The True Story Of An Amazing Discovery. William Morrow, Imprint of HarperCollins Publishers, New York 2004. ISBN 0-06-058556-0.
- Carola Wedel: Nofretete und das Geheimnis von Amarna. von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3544-X, (Antike Welt, Sonderheft; Zaberns Bildbände zur Archäologie) ISBN 978-3-8053-3544-7.
- Gabriele Höber-Kamel: Nofretete. In: Kemet Heft 3, 2010, ISSN 0943-5972.
- Michael E. Habicht: Nofretete und Echnaton. Das Geheimnis der Amarna-Mumien. Koehler & Amelang, Leipzig 2011. ISBN 978-3-7338-0381-0.
- Bénédicte Savoy (Hrsg.): Nofretete. Eine deutsch-französische Affäre 1912–1931. Böhlau, Köln/ Weimar/ Wien 2011, ISBN 978-3-412-20811-0.
- Katja Lembke (Hrsg. und Autorin): Hannovers Nofretete. Die Bildnisse der Sent M´Ahesa von Bernhard Hoetger (= NahSichten. Nr. 2, Landesmuseums Hannover). Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2627-9.
- Franz Maciejewski: Nofretete. Die historische Gestalt hinter der Büste. Osburg, Hamburg 2012, ISBN 978-3-940731-80-7.
- Hermann A. Schlögl: Nofretete. Die Wahrheit über die schöne Königin. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63725-4.
- Dietrich Wildung: Die vielen Gesichter der Nofretete. Hatje Cantz, Ostfildern 2012; Deutsch/ Arabisch: ISBN 978-3-7757-3484-4; Englisch/ Arabisch: ISBN 978-3-7757-3485-1; Französisch/ Arabisch: ISBN 978-3-7757-3551-3.
- Nicholas Reeves: The burial of Nefertiti? (Amarna Royal Tombs Project. Valley of the Kings Occasional Paper Nr. 1). Tucson 2015 (online auf Academia.edu).
- Michael E. Habicht, Francesco M. Galassi, Wolfgang Wettengel, Frank J. Rühli: Who else might be in Pharaoh Tutankhamun’s tomb (KV 62, c. 1325 BC)? Arbeitspapier an der Universität Zürich (CH) vom 15. Oktober 2015, doi:10.13140/RG.2.1.4408.1361 (Volltext als PDF-Datei; online auf Academia.edu).
- Martina Dlugaiczyk: Serien-Star Nofretete. Neue Quellen zur 3D-Rezeption der Büste vor der Amarna-Ausstellung von 1924. In: Christina Haak, Miguel Helfrich (Hrsg.): Casting. Ein analoger Weg ins Zeitalter der Digitalisierung? Ein Symposium zur Gipsformerei der Staatlichen Museen Berlin. arthistoricum.net, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-946653-19-6, S. 162–173, doi:10.11588/arthistoricum.95.114.
- Joyce Tyldesley, Übersetzung Ingrid Rein: Mythos Nofretete. Die Geschichte einer Ikone. Reclam, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-15-011190-1.[30]
Belletristik
- Jörg Tilmes: Nofretete – Die Frau des Pharaos. Books on Demand, Hamburg 2020, ISBN 978-3-752605-69-3 (Roman).
Weblinks
- Informationen zu Nofretete in der Online-Datenbank der Staatlichen Museen zu Berlin
- Audienz bei Nofretete, Neues Museum, Staatliche Museen zu Berlin. Abgerufen am 23. März 2020.
- Literatur von und über Nofretete im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ausstellung: Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete. (7. Dezember 2012 bis 13. April 2013)
- ZDF, Terra X (Archiv):Tatort Ägypten – Der Fall Nofretete (Memento vom 27. November 2016 im Internet Archive), 3. Juli 2007
- Rolf Krauss: Nofretete. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 3. September 2008.
Einzelnachweise
- Gerhard Fecht: Amarna Probleme. In: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 85, 1960, S. 83–118.
- Zweiter Weltkrieg - Goldrausch im Salzbergwerk. - Bergung der Nofretete Auf: Spiegel.de vom 8. Mai 2009; zuletzt abgerufen am 11. Juli 2021.
- Isa Böhme: Nofretete – Versuch einer Biographie. In: Kemet Heft 3/2010, S. 11.
- Höber-Kamel: Die göttliche Königin – Nofretete, herrlich an Liebreiz. In: Kemet Heft 1/2002, S. 19–20.
- Marc Gabolde: Das Ende der Amarnazeit. In: Alfred Grimm, Silvia Schoske, Das Geheimnis des goldenen Sarges. Echnaton und das Ende der Amarnazeit. München 2001, S. 12.
- Isa Böhme: Nofretete – Versuch einer Biographie. In: Kemet Heft 3/2010, S. 12.
- Erik Hornung: Echnaton. Die Religion des Lichtes. Artemis, Zürich 1995, ISBN 978-3-7608-1111-6, S. 46.
- Höber-Kamel: Die göttliche Königin – Nofretete, herrlich an Liebreiz. In: Kemet Heft 1/2002, S. 20.
- Joyce Tyldesley: Die Königinnen des Alten Ägypten. Von den frühen Dynastien bis zum Tod Kleopatras. Koehler & Amelang, Leipzig 2008, ISBN 978-3-7338-0358-2, S. 133.
- Sabine Neureiter: Nofretete und die Amarna-Religion. In: Kemet Heft 3/2010, S. 23–24.
- Nofretete: Die schöne ägyptische Königsgemahlin war eine eiskalte Machtpolitikerin. In: wissenschaft.de. 24. April 2009, abgerufen am 8. September 2019.
- Athena Van der Perre: Nofretetes (vorerst) letzte dokumentierte Erwähnung. In: Im Licht von Amarna – 100 Jahre Fund der Nofretete. Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Staatliche Museen zu Berlin. Imhof, Petersberg 2012. ISBN 978-3-86568-842-2, S. 195–197.
- Hermann A. Schlögl: Echnaton – Tutanchamun. Sammlung Harrassowitz, 1993, ISBN 3-447-03359-2, S. 106.
- Royal Tomb – Amarna Project.
- Orell Witthuhn: Der Körper einer Frau. In: Kemet Heft 3/2010, S. 20.
- Zahi Hawass, Y. Z. Gad, S. Ismail u. a. Ancestry and pathology in King Tutankhamun's family. In: Journal of the American Medical Association. (JAMA) 17. Februar 2010, Band 303, Nr. 7, S. 638–47, doi:10.1001/jama.2010.121.
- Another New Tomb in the Valley of the Kings? Interview vom 3. August 2006. Auf: archaeology.org; zuletzt abgerufen am 31. Januar 2016.
- ‘Very little evidence’ that Nefertiti is buried near Tutankhamun (Memento des Originals vom 25. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Auf. theartnewspaper.com vom 21. August 2015; zuletzt abgerufen am 31. Januar 2016.
- Is Nefertiti in Tut’s Tomb? Auf: newyorker.com (The New Yorker.) vom 16. August 2015; zuletzt abgerufen am 31. Januar 2016.
- Jennifer Peppler: Die Rolle der Nofretete in den Amarna-Reliefs. In: Kemet Heft 3/2010, S. 30.
- Maya Müller: Die Kunst Amenophis' III. und Echnatons. Verlag für Ägyptologie, Basel 1988, ISBN 978-3-909083-01-5, S. 87.
- Wafaa el-Saddik: Die Königsfamilie in der Kunst der Amarnazeit. In: Christian Tietze: Amarna. Lebensräume – Lebensbilder – Weltbilder. Arcus-Verlag, Potsdam 2008, ISBN 978-3-940793-27-0, S. 245.
- Maya Müller: Die Kunst Amenophis' III. und Echnatons. Basel 1988, S. 109f.
- Julia Budka: Die Kunst der Amarna-Zeit. In: Kemet Heft 1/2002, S. 41–42 (Digitalisat).
- Dorothea Arnold: The Royal Women of Amarna. Images of Beauty from Ancient Egypt. Metropolitan Museum of Art, New York NY 1996, ISBN 978-0-8109-6504-1, S. 65–83.
- Julia Budka: Die Kunst der Amarna-Zeit. In: Kemet Heft 1/2002, S. 42.
- Deutsche Post Philatelie: Postfrisch – Das Philatelie-Journal. Januar/Februar 2013.
- Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 2003, ISBN 978-3-540-29925-7, S. 186 (englisch, 992 S., link.springer.com [ONLINE; abgerufen am 19. September 2020] Originaltitel: Dictionary of Minor Planet Names. Erstausgabe: Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 1992): “1926 RK. Discovered 1926 Sept. 13 by E. Delporte at Uccle.”
- Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 2003, ISBN 978-3-540-29925-7, S. 186 (englisch, 992 S., link.springer.com [ONLINE; abgerufen am 19. September 2020] Originaltitel: Dictionary of Minor Planet Names. Erstausgabe: Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 1992): “1982 RA. Discovered 1982 Sept. 13 by C. S. Shoemaker and E. M. Shoemaker at Palomar.”
- Die Ägyptologin summiert das aktuelle Wissen, z. B. welche Rolle die Mutter von mindestens sechs Kindern in politischen und religiösen Angelegenheiten gespielt hat. Die Autorin erzählt auch die Geschichte der Büste, von ihrer Entstehung bei Thutmosis über ihre Wiederentdeckung und ihren Diebstahl aus Ägypten, und über den aktuellen Restitutionsstreit zwischen Ägypten und Deutschland.