Luca della Robbia
Luca della Robbia (* um 1400 in Florenz; † 1481 ebenda) war ein italienischer Bildhauer und Keramiker der Familie Della Robbia. Er gehörte mit Lorenzo Ghiberti und Donatello zu den Begründern der Frührenaissance in Florenz.
Leben
Luca wurde in eine Florentiner Familie geboren, die das Färberhandwerk ausübte (Robbia, lateinisch Rubia tinctorum, ist der italienische Name für den Färberkrapp).
Er trat 1414 in die Werkstatt des Nanni di Banco ein, wo er eine Ausbildung als Bildhauer erhielt. Während einer Reise nach Venedig hatte er die Gelegenheit, venezianische Kunst und das Kunsthandwerk der Lagunenstadt kennenzulernen. Nach dem Tod seines Lehrmeisters im Jahre 1421 trat er in die Werkstatt Donatellos ein, er machte die Bekanntschaft von Filippo Brunelleschi, und er lernte die Techniken des Wachsgießens und des Goldschmiedens.
Zwischen 1432 und 1435 arbeitete er an der Sängerkanzel (cantoria) für den Dom von Florenz, zu der Donatello in Konkurrenz ein eigenwilliges und innovatives Gegenstück schuf. Während in Della Robbias Kanzel die verschiedenen Relieftafeln mit tanzenden und singenden Knaben noch konventionell in einen streng gegliederten architektonischen Rahmen eingepasst sind, stellte Donatello ein einziges zusammenhängendes Relief mit dem Reigen tanzender Knaben hinter fünf Säulenpaare, die das abschließende Gebälk tragen.
Zwischen 1437 und 1438 schuf Luca als eines seiner letzten bildhauerischen Werke fünf Figuren der Sieben Freien Künste für den Campanile des Florentiner Doms. Ab 1439 widmete er sich überwiegend und sehr erfolgreich der glasierten Keramik. Typisch für ihn sind Terrakottareliefs mit blauen Glasuren für den Untergrund, weißen Glasuren für die Figuren und grünen und gelben für die vor allem als Fruchtgehänge gestalteten Festons. Die Familie Della Robbia betrieb in der Folge einen florierenden Werkstattbetrieb mit einer Produktionsweise, die geradezu als fabrikmäßig bezeichnet werden kann.
Am 31. August 1446 kauften die Brüder Luca und Simone Della Robbia ein Haus am Rand der städtischen Bebauung. Dieses Haus wurde der Sitz einer Produktionswerkstatt für Terrakottakunst, die von drei Generationen Della Robbia betrieben wurde. Nach dem Tod Simones im Jahre 1448 adoptierte Luca dessen sechs Söhne, unter ihnen Andrea della Robbia, das erfolgreichste Mitglied der Familie. Ab 1450 arbeitete Andrea zunächst eng zusammen mit seinem Onkel. Erst nach Meinungsverschiedenheiten trennten sich die beiden. 1470 änderte Luca sein Testament zu Gunsten seines Neffen Simone, und Andrea zog seinen eigenen Betrieb auf, der mit seiner industrialisierten Produktion von farbigen Terrakottareliefs der Werkstatt seines Onkels überlegen war. Luca Della Robbia starb am 20. Februar 1481. Er wurde in der Kirche San Pier Maggiore begraben.
Die Werkstatt Della Robbia
Die Werkstatt wurde von seinem Neffen Andrea übernommen, dessen fünf Kinder alle im Betrieb arbeiteten. Erst nach dem Tod von Giovanni della Robbia, dem dritten Sohn Andreas, kam die Produktion zum Erliegen.
Der Familienbetrieb der della Robbia exportierte seine Produkte nach ganz Europa. Hergestellt wurden Friese, Tondi, Lünetten, Altarbilder, Wappenschilder und anderes für den Bedarf des Adels sowie Andachtsbilder mit Heiligen oder mit Maria und dem Kind für den privaten Gebrauch.
Werke
- Cantoria für den Florentiner Dom, 1431–1437
- Reliefs der Artes liberales am Campanile des Dom von Florenz, 1437–1439
- Tabernakel für Santa Maria Nuova in Peretola bei Florenz, 1443
- Bronzetür der Sakristei des Florentiner Doms, zusammen mit Michelozzo und Maso di Bartolomeo, 1445–1469,
- Lünetten für die Pazzi-Kapelle Brunelleschis in Florenz,
- Grabmal für den Bischof Federighi aus Marmor und Terrakotta, 1454 bis 1457
- Ausstattung der Kapelle des Kardinal del Portogallo in der Kirche San Miniato al Monte in Florenz, zusammen mit Andrea della Robbia, 1461 bis 1466
- mit Andrea della Robbia: Plastischer Wandfries Die Werke christlicher Barmherzigkeit, Ospedale del Cappo zu Pistoia.[1]
Weblinks
Literatur
- Giancarlo Gentilini: DELLA ROBBIA, Luca. In: Massimiliano Pavan (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 37: Della Fratta–Della Volpaia. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1989.
- Jean de Foville: Les Della Robbia. Laurens, Paris 1910, S. 7–94 (online).
- Paul Schubring: Luca della Robbia und seine Familie. Künstler Monographien, Velhagen & Klasing, Bielefeld 1905.
- Giorgio Vasari: Das Leben des Jacopo della Quercia, Niccolò Aretino, Nanni di Banco und Luca della Robbia. Neu ins Deutsche übersetzt von Victoria Lorini. Hrsg., kommentiert von eingeleitet von Johannes Myssok. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2010, ISBN 978-3-8031-5049-3.
Einzelnachweise
- Friedrich v. Zglinicki: Die Uroskopie in der bildenden Kunst. Eine kunst- und medizinhistorische Untersuchung über die Harnschau. Ernst Giebeler, Darmstadt 1982, ISBN 3-921956-24-2, S. 130 und 133.