John Braithwaite (Kriminologe)
John Braithwaite (* 30. Juli 1951 in Ipswich, Australien) ist ein australischer Kriminologe und Soziologe. Er zählt zu den weltweit bekanntesten Vertretern der wissenschaftlichen Kriminologie. Braithwaite entwickelte das Konzept des reintegrative shaming und gilt international als führender Vertreter der Restorative Justice. Daneben hat er sich mit Industriesoziologie befasst und hat zusammen mit Ian Ayres eine rechtssoziologische Regulierungstheorie entwickelt.
Leben und Werk
Braithwaite studierte Psychologie, Anthropologie und Soziologie an der University of Queensland und wurde 1977 zum Ph.D. in Soziologie promoviert. Seither ist er in der akademischen Lehre der Kriminologie tätig, unter anderem an der New York University. Braithwaite ist Professor für Kriminologie an der Australian National University.
Mit seiner Theorie des reintegrativen Beschämens legte Braithwaite eine allgemeine Theorie der Kriminalität vor, in der er traditionelle soziologische Erklärungsansätze (wie Subkulturtheorie, Lerntheorie, Kontrolltheorie und Anomietheorie) miteinander und mit dem Etikettierungsansatz verknüpft und dies zudem in ein Verhältnis zu den empirischen Ergebnissen der Entwicklungskriminologie bringt. Der zentrale Begriff in seiner Theorie ist das shaming (Beschämung). Dadurch wird im Individuum eine interne Kontrolle erzeugt, die ihm die Richtung für sozial akzeptiertes Verhalten vorgibt.
Im Bereich der politischen Theorie und Rechtssoziologie ist Braithwaite für seine Theorie des „responsiven Rechts“ (mit Ian Ayres) bekannt. Auf die Entwicklung globalisierter Märkte hat er diesen Ansatz zu einer Theorie des regulativen Kapitalismus ausgebaut.
Ehrungen
Braithwaite wurde für sein wissenschaftliches Werk viel geehrt. So erhielt er 2004 als zweiter nichtamerikanischer Preisträger den Sutherland Prize der American Society of Criminology. Ebenfalls 2004 erhielt er gemeinsam mit Peter Drahos den Grawemeyer Award. 2005 wurde ihm der Prix Emile Durkheim der International Society of Criminology zugesprochen und 2006 erhielt er den Stockholm Prize in Criminology. 2008 wurde er zum Ehrendoktor der Katholieke Universiteit Leuven ernannt.
Schriften (Auswahl)
- Regulatory capitalism: how it works, ideas for making it work better, Edward Elgar Publishing, Cheltenham 2008, ISBN 978-1-84720-002-0.
- Restorative Justice and Responsive Regulation, Oxford University Press, New York 2002, ISBN 978-0-19-513639-5.
- Regulation, Crime, Freedom, Ashgate/Dartmouth, 2000, ISBN 0-7546-2005-0.
- (mit Ian Ayres) Responsive Regulation: Transcending the Deregulation Debate, Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-507070-4.
- Crime, Shame and Reintegration, Cambridge University Press, New York 1989, ISBN 0-521-35668-7.
Literatur
- Peter Maria Münster: Das Konzept des reintegrative shaming von John Braithwaite : kriminalsoziologische und praktische Bedeutung einer neuen alten Theorie der strafrechtlichen Sozialkontrolle, Münster: Lit, 2006, ISBN 978-3-8258-9676-8 (zugleich Dissertation, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 2006).
Weblinks
- Literatur von und über John Braithwaite im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- John Braithwaite - Offizielle Homepage
- Mitarbeiterseite der Australian National University
- Personenangaben über den Ehrendoktor der Katholieke Universiteit Leuven