B-A-C-H
In der abendländischen und abendländisch geprägten Musik ist B-A-C-H eine Folge von Noten, die den Namen „Bach“ ergeben und seit dem 18. Jahrhundert zumeist als Reminiszenz und Hommage an den Komponisten Johann Sebastian Bach verwendet werden. Der Sinn erschließt sich nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern auch in weiteren, skandinavischen und slawischen Ländern[1], allerdings nicht überall (z. B. englisch B flat oder französisch si bémol für deutsch B).
Besonderheiten des musikalischen Motivs B-A-C-H
Dass ein Name vollständig in Tonbuchstaben umgesetzt und damit gewissermaßen zum Klingen gebracht werden kann, ist eine Seltenheit. Die Töne B-A-C-H bilden darüber hinaus ein Kreuzmotiv (siehe Abbildung unten links).
Bachs Musik wurde von Zeitgenossen oft als zu kompliziert und mathematisch bezeichnet. In der Tat fallen in Bachs Kompositionen sowohl komplexe Harmonik als auch komplexe polyphone Stimmführung auf. Chromatische Stimmführung spielt dabei eine besondere Rolle, gehört sie doch zu den schwierigsten musikalisch-kompositorischen Aufgaben, vor denen Bach nicht zurückwich, sondern die er geradezu herausforderte. Dass das Motiv B-A-C-H aus vier aufeinander gelagerten Halbtönen besteht, stellt damit einen besonders hohen Anspruch an die kompositorische Umsetzung.
Bach widmete einen großen Teil seines Schaffens der Kirchenmusik. In seinen Ausführungen zum Generalbass schreibt er, Musik solle „nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths seyn. Wo dieses nicht in Acht genommen wird, da ists keine eigentliche Music sondern ein Teuflisches Geplerr und Geleyr.“ Er verwendete an unzähligen Stellen seiner Kompositionen musikalische Symbole. Das musikalische Symbol schlechthin für den christlichen Glauben ist das Kreuzmotiv, bestehend aus mindestens vier Noten, die, jeweils zwei und zwei miteinander verbunden, ein Kreuz ergeben. B-A-C-H ist ein solches musikalisches Kreuzmotiv.
Bachs musikalischer Umgang mit seinem Namen
Es war bis ins 18. Jahrhundert hinein üblich, Werke anderer Komponisten für den neuerlichen Gebrauch zu bearbeiten und anzupassen. Das Beispiel zeigt einen Ausschnitt aus der dem Leipziger Komponisten Johann Kuhnau zugeschriebenen Motette Tristis est anima mea (obere Grafik).
In der Bearbeitung von Johann Sebastian Bach (Der Gerechte kommt um) ist das Stück von f-Moll nach e-Moll transponiert und mit einer Orchesterbegleitung erweitert. Bach fügte das Motiv B-A-C-H in der Altstimme ein (untere Grafik) und bearbeitete den harmonischen Satz. Er gibt dem Alt als einziger Stimme an dieser Stelle einen synkopischen Rhythmus. Kurz darauf fährt die Altstimme mit den Worten „und niemand achtet drauf“ fort – eine selbstironische Anspielung und ein Beispiel für Bachs subtiles Arbeiten.
In Bearbeitungen anderer Kompositionen verwendete Bach seinen Namen oft auf diese Weise, um sie mit seiner „Unterschrift“ zu versehen. Meistens ist das Motiv jedoch so eingefügt, dass es nur schwer allein durch das Hören zu erkennen ist, sondern besser im Notentext zu sehen ist.
Auch in eigenen Kompositionen Bachs taucht das Motiv hin und wieder auf, manchmal transponiert. Am bekanntesten ist die Einbindung von B-A-C-H im letzten, unvollendeten Contrapunctus aus seiner Kunst der Fuge.
Werke anderer Komponisten über B-A-C-H
- Johann Georg Albrechtsberger Fuga in G.mol über B-A-C-H
- Menachem Avidom: Suite über B-A-C-H für Holzbläser, Streicher, Klavier und Schlagzeug (1964)
- Alfred Baum: Fantasie für Orgel über B A C H
- Alban Berg: Violinkonzert
- Joachim Brügge: B-A-C-H Variations (2012)
- Rudolf Brucci: Metamorfosis B-A-C-H für Streicher
- Gerard Bunk: Passacaglia für Orgel, op. 40
- Ferruccio Busoni: Fantasia Contrappuntistica für Klavier
- Luigi Dallapiccola: Quaderno musicale di Annalibera
- Johann Nepomuk David: Partita
- Paul Dessau: Klavierstück über B-A-C-H
- Hanns Eisler: Präludium und Fuge über B-A-C-H für Streichtrio, op. 46
- Sofia Gubaidulina: Reflections on the theme B-A-C-H
- Arthur Honegger: Prélude, Arioso, Fughette für Klavier (arrangiert für Orchester)
- Sigfrid Karg-Elert: Passacaglia and Fugue, op. 150
- Charles Koechlin: Offrande musicale sur le nom de B-A-C-H, op. 187
- György Kurtág: 6 Moments Musicaux für Streichquartett, op. 44
- Johann Ludwig Krebs: Fuge B A C H
- Franz Liszt: Praeludium und Fuge
- Ernest Majo: Rhapsodische Sequenzen
- Ron Nelson: Passacaglia
- Carl Nielsen: Konzert für Violine und Orchester (op. 33/FS 61)
- Arvo Pärt: Collage für Streicher, Oboe, Cembalo und Klavier
- Ernst Pepping: Drei Fugen über B-A-C-H (1943)
- Francis Poulenc: Valse-improvisation sur le nom Bach für Klavier
- Jean-Philippe Rameau: L’Enharmonique (aus: Nouvelles Suites de Pièces de clavecin)
- Max Reger: Phantasie und Fuge über B-A-C-H, op. 46 (1900)
- Nikolai Rimski-Korsakow: Variationen für Klavier
- Christian Heinrich Rinck: Präludium und Fuge B-Dur über B-A-C-H
- Julius Röntgen: Symphonie über B-A-C-H c-Moll (komp. 1931)
- Alfred Schnittke: Concerto Grosso No. 3
- Arnold Schönberg: Variationen für Orchester, op. 31
- Georg Schumann: Passacaglia und Finale über B-A-C-H, für Orgel, op. 39, Verlag F. E. C. Leuckart, Leipzig 1905 (Erstdruck)
- Robert Schumann: 6 Fugen über den Namen BACH für Orgel oder Pedalflügel, op. 60
- Georg Andreas Sorge: Fugen
- Milos Sokola: Passacaglia quasi Toccata für Orgel
- Steven Tailor: Gewitterblümchen, Schwertlilie und Fieberklee, pop-jazzige Bläservariationen über B-A-C-H
- Anton Webern: Sechs Bagatellen für Streichquartett, op. 9
- Anton Webern: Streichquartett, op. 28
- Ede Terényi: B-A-C-H
- Zoltán Gárdonyi: Preludium et Fuga in memoriam J. S. Bach
- Zsolt Gárdonyi: Hommage à J. S. Bach für Orgel (Edition Walhall Magdeburg)
Ulrich Prinz listete im Katalog zur Ausstellung „300 Jahre Johann Sebastian Bach“ der Internationalen Bachakademie von 1985 (ISBN 3-7952-0459-3) insgesamt 409 Werke über B-A-C-H von 330 verschiedenen Komponisten aus dem 17. bis 20. Jahrhundert auf.
Anderweitige Verwendung
- Der Stadtfunk Leipzig benutzte das Motiv als Hommage an den früheren Leipziger Thomaskantor zur Ankündigung seiner Sendungen.
- Max Reger trug erstmals am 31. Mai 1906 in das Stammbuch der Lisa Heß[2] das Bekenntnis ein: b-a-c-h ist Anfang und Ende aller Musik.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Zur Bezeichnung des H siehe Anderssprachige Tonbezeichnungen
- Max Reger auf Wikiquote