Aquamanile
Ein Aquamanile (auch Aquaemanale, Aquimanile, Aquiminale, Aquiminarium) ist ein Gefäß zur Handwaschung, entweder bei liturgischen Handlungen (dann zumeist aus Metall) oder im weltlichen Bereich vor den Mahlzeiten (dann teilweise auch aus keramischem Material). Dargestellt werden meist Tiergestalten und Fabelwesen, aber auch Ritter in voller Rüstung sind zu finden.
- Mittelalterliche Aquamanilen, Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg
- Aquamanile um 1170/80, Aachener Domschatzkammer
- Bronze-Aquamanile, Niedersachsen, 2. Hälfte 13. Jahrhundert. Metropolitan Museum of Art, New York City
- Tönernes Aquamanile, 14. Jahrhundert. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
- Löwen-Aquamanile, Norddeutschland, Anfang 13. Jahrhundert, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ursprungsbereich ist der Orient, durch Handel gelangten Aquamanile im frühen Mittelalter nach Europa und wurden assimiliert. Die ältesten Aquamanile hatten die Form eines menschlichen Kopfes, etwa ein Gefäß, welches im Aachener Dom aufbewahrt wird. Ihre Blütezeit hatten sie im Hoch- und Spätmittelalter.
Die zwei größten Sammlungen hoch- und spätmittelalterlicher Bronzeaquamanilien befinden sich im Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen,[1] und im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Die im Germanischen Nationalmuseum ausgestellten Aquamanilien geben einen Überblick der formalen Entwicklung der Gattung und zur motivischen Vielfalt.[2]
Literatur
- Michael Brandt (Hrsg.): Bild & Bestie. Hildesheimer Bronzen der Stauferzeit. (Ausstellungskatalog Hildesheim 2008). Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-2044-4.
- Otto von Falke, Erich Meyer: Romanische Leuchter und Gefäße. Gießgefäße der Gotik (Bronzegeräte des Mittelalters, Bd. 1). Berlin 1935 (erneut: 1983, ISBN 978-3-87157-093-3).
- Claudia Höhl, Gerhard Lutz, Joanna Olchawa (Hrsg.): Drachenlandung. Ein Hildesheimer Drachen-Aquamanile des 12. Jahrhunderts. (= Objekte und Eliten in Hildesheim, 1130–1250, Bd. 1). Regensburg 2017, ISBN 978-3-7954-3228-7.
- Michael Hütt: „Quem lavat unda foris...“ – Aquamanilien, Gebrauch und Form. Mainz 1993, ISBN 3-8053-1400-0.
- Ursula Mende: Die mittelalterlichen Bronzen im Germanischen Nationalmuseum. Nürnberg 2013, ISBN 978-3-936688-62-7.
- August Mau: Aquaemanale. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 310 f.
- Ulrich Müller: Zwischen Gebrauch und Bedeutung. Studien zur Funktion von Sachkultur am Beispiel mittelalterlichen Handwaschgeschirrs (5./6. bis 15./16. Jahrhundert). Bonn 2006, ISBN 3-7749-3223-9.
- Joanna Olchawa: Die Magdeburger Aquamanilien des 12. Jahrhunderts als Multiples. In: Walter Cupperi (Hrsg.): Multiples in Pre-Modern Art. Zürich 2013, S. 99–126.
- Joanna Olchawa: Anthropomorphe Aquamanilien als liturgische Handwaschgefäße und „Ornamenta Ecclesiae“. In: Ute Seiderer, Michael Fisch (Hrsg.): Haut und Hülle – Umschlag und Verpackung. Techniken des Umschließens und Verkleiden. Berlin 2014, Bd. 1, S. 45–64.
- Joanna Olchawa: Funde, Formen und Funktionen. Sozialgeschichtliche Überlegungen zu Aquamanilien in und aus Ostmitteleuropa. In: Kunsttexte.de/Ostblick, Nr. 2, 2014, S. 1–19
- Joanna Olchawa: Sirenen, Tauben und Löwen bei der Handwaschung. Die Bedeutung des Wassers in der Ikonographie der Aquamanilien. In: Gerlinde Huber-Rebenich (Hrsg.): Gebrauch und Symbolik des Wassers in der mittelalterlichen Kultur. Bern 2017, S. 572–584.
- Joanna Olchawa: Aquamanilien des Mittelalters und ihr Gebrauch. In: Robert Jütte, Romedio Schmitz-Esser (Hrsg.): Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Paderborn 2019, S. 39–58.
- Joanna Olchawa: Aquamanilien. Genese, Verbreitung und Bedeutung in islamischen und christlichen Zeremonien (Bronzegeräte des Mittelalters, Bd. 8). Regensburg 2019, ISBN 978-3-7954-3492-2.
- Heinrich Reifferscheid: Über figürliche Gießgefäße des Mittelalters. In: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Jg. 1912, S. 3–93.
Einzelnachweise
- Poul Grinder-Hansen: Guides to the National Museum: Danish Middle Ages and Renaissance, Nationalmuseet, Kopenhagen 2002, ISBN 87-89384-98-9.
- Frank M. Kammel, Thomas Brehm, Claudia Selheim (Hrsg.): Germanisches Nationalmuseum – Führer durch die Sammlungen, Nürnberg 2017, ISBN 978-3-946217-10-7, S. 51.
Weblinks
- Rekonstruktion von Aquamanilen aus Bronze und Keramik bei Foracheim
- Mehrere Rekonstruktionen und Beschreibung der Herstellung bronzener Aquamanilen bei archaeometallurgie.de